Geheimbund „Schwarze Hand“
Serbische Nationalisten unter der Führung von Oberst
Dragutin Dimitijevic, auch bekannt unter seinem Kriegsnamen „Apis“ gründeten
1903 diese Organisation. Der eigentliche Name „Einheit oder Tod“ wurde aber
bald in „Schwarze Hand“ umgedeutet und unter letzterem in der Öffentlichkeit
bekannt. Ziel war die Ausweitung des serbischen Einflusses auf alle Völker am
Balkan. Damit gerieten sie in direktem Konflikt mit der Habsburgermonarchie,
die ja über Slowenien und Kroatien herrschten sowie das Protektorat über
Bosnien hatten. Erstes Ziel der Organisation war der damalige serbische König Alexander Obrenovic und dessen Gemahlin, die am 11. Juni 1903 (nach
gregorianischem Kalender) von Mitgliedern der „Schwarzen Hand“ erschossen
wurden, weil sie zu österreichfreundlich waren. Die „Crna Ruka“ machte damit
erstmals auf sich aufmerksam, da mit dem Tode Alexanders das Herrscherhaus der
Obrenovics ausgestorben war. Die Obrenovics waren es allerdings, die Serbien in
die Unabhängigkeit führten, seit Fürst Mihail im Jahre 1867 die letzten
osmanischen Truppen aus Belgrad vertrieb.
Serbien war ja auf dem Berliner
Kongress am 13. Juli 1878 in die formale Unabhängigkeit entlassen worden,
nachdem es zuvor schon ein selbstverwaltetes Gebiet war. Im Zuge der Türken-
und Balkankriege war das Osmanische Reich Schritt für Schritt aus Europa
vertrieben worden, die eroberten Gebiete wurden entweder unter den Grossmächten
aufgeteilt oder souverän. Neben Serbien wurden auch Griechenland, Bulgarien und
Rumänien unabhängig.
Damit war der Machthunger
Serbiens entflammt und am 13. November 1885 erklärte König Milan den Bulgaren
den Krieg, wurde aber mit seinen Truppen von der noch jungen bulgarischen Armee
geschlagen – das Eingreifen Österreich-Ungarns verhinderte die Besetzung
Serbiens. Es folgte der Frieden von Bukarest am 3. März 1886. Die
Expansionsbestrebungen Serbiens sollten für die nächsten 25 Jahre beendet sein.
Erst der Balkankrieg von 1912/13, in dem Montenegro die Hohe Pforte angriff bot
den Serben wieder Gelegenheit zum Krieg: gedeckt durch Russland, das in den
letzten Jahren die Schirmherrschaft über alle orthodoxen Serben übernommen
hatte nahmen sie an diesem Krieg teil und konnten einige territoriale Gewinne
erzielen. Der nächste Schritt war dann das von Österreich-Ungarn verwaltete
Bosnien.
Junge serbische Nationalisten
wurden angeworben um Attentate in Bosnien-Herzegowina zu verüben und die dort
lebenden Serben zum Aufstand gegen die Habsburgermonarchie zu bewegen. Am 28.
Juni 1914, dem „Sankt Vidovans Tag“ (Tag der Niederlage am Kosovopolje 1389)
bot sich dann DIE Gelegenheit: Der Thronfolger Franz Ferdinand von
Habsburg-Este und seine Gemahlin Sophie Chotek besuchten die bosnische
Hauptstadt Sarajevo im Zuge von Manövern. Franz Ferdinand war ein Verfechter
des diplomatischen Ausgleiches mit den Völkern der Donaumonarchie und
eigentlich kein echter Gegner Serbiens, als Thronfolger allerdings ein Ziel
erster Klasse. Bereits 1910 versuchte der Student Bogdan Zerajic den Verwalter
Bosniens, Marjan Freiherr von Varesanin
mit 5 Revolverschüssen zu töten, erreichte das Ziel jedoch nicht. Der
Attentäter erschoss sich schliesslich mit der letzten Kugel selber. Dies war
ein Ansporn für Gavrilo Princip und seine Freunde es besser zu machen.
Gemeinsam mit Nedjelko Gabrinovic und Trifun Grabez entschlossen sie sich zum
Attentat auf Franz Ferdinand. Dieses soll genau zum 525. Jahrestag der Schlacht
auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) erfolgen.
Unterstützung bekamen sie von Milan Ciganovic, einem Geheimdienstoffizier
aus Serbien sowie Vojin Tankosic einem Aktivisten der Schwarzen Hand, der sie
mit Waffen – 4 Pistolen und 6 Bomben - und Papieren versorgte. Dies nahmen die
österreichisch-ungarischen Behörden dann zum Anlass, Serbien direkt der
Beteiligung an dem Attentat zu verdächtigen, obwohl die Herkunft der Waffen nie
restlos geklärt werden konnte. Man schmuggelte mit Hilfe bosnischer Serben die
Waffen über die Grenze und reiste einen Monat vorher an. Federführend in
Sarajevo war Danilo Ilic, ein Lehrer. Ihm unterstand die Terrorzelle und er
hielt auch Kontakt zu Belgrad. Kurz vor dem geplanten Attentat kam die Order
aus Belgrad, den Anschlag nicht durchzuführen, da ernste Konsequenzen im Falle
des Gelingens befürchtet wurden. Princip und seine Freunde machten trotzdem
ernst – der Anlass für den 1. Weltkrieg war gegeben. Er sollte über 4 Jahre
dauern und an seinem Ende einen Staat der Südslawen (SHS Staat), später das
Königreich Jugoslawien sehen.
Seinen Traum sah Oberst Dimitrijevic nicht mehr
verwirklicht. Ein Militärtribunal verurteilte ihn und seine zwei Freunde Ljuba
Vulovic und Rade Malobabic zum Tode und sie wurden am 26. Juni 1917 erschossen.
Auch der Attentäter von Sarajevo erlebte das Kriegsende nicht mehr: Gavrilo
Princip (dem aufgrund seines jugendlichen Alters, 1914 war er erst 18, die
Volljährigkeit in Österreich-Ungarn bei 21 Jahren die Todesstrafe erspart
blieb) starb am 18. April 1918 in der Haft in Theresienstadt an Tuberkulose.