Donnerstag, 31. Mai 2012
Mittwoch, 30. Mai 2012
Dienstag, 29. Mai 2012
Beim LASKL gehn die Lichter aus.....
Im dritten Anlauf gescheitert
Den
Oberösterreichern war am 30. April in erster Instanz die Lizenz verweigert
worden. Die Liga hatte moniert, dass eine Verbesserung des Eigenkapitals
stattfinde, in der langfristigen Darstellung allerdings der Abbau fehle. Für
Clubpräsident Peter-Michael Reichel war das unverständlich. So habe man bei der
Abgabe des Lizenzantrags angegeben, bei den Ausgaben 30 Prozent einzusparen.
Nach
der Verweigerung der Lizenz hatte der LASK vergeblich Einspruch erhoben. Damals
unterlief den Verantwortlichen bei der Einbringung des Protests allerdings ein
Formalfehler. Im dritten Anlauf kannte auch das Neutrale Schiedsgericht keine
Gnade mit dem Traditionsclub aus Oberösterreich, der in der vergangenen Saison
hinter Aufsteiger WAC/St. Andrä Zweiter der Ersten Liga geworden war.
Pangl
bedauert Entscheidung
In
welche Liga die Linzer ab kommender Saison spielen, wird vom
oberösterreichischen Landesverband entschieden. Der Zwangsabstieg des LASK
sorgt auch für Veränderungen in Sachen Abstieg und Relegation. Der FC Lustenau,
vergangene Saison Neunter, hat nun sicher den Klassenerhalt geschafft. Der
Tabellenletzte TSV Hartberg bekommt eine zweite Chance zum Klassenerhalt.
Die
Oststeirer spielen nun in der Relegation gegen den GAK, seines Zeichens Meister
der Regionalliga Mitte. Bundesliga-Vorstand Georg Pangl bedauerte den
Zwangsabstieg der Linzer. „Es ist schade, dass ein Traditionsverein wie der
LASK aus der Bundesliga ausscheidet. Die Entscheidung des Ständig Neutralen
Schiedsgerichts gilt es zu akzeptieren“, so der Burgenländer in einer
Aussendung der Bundesliga.
Wilde Horde Köln 1996 - 2012
Wieder verliert eine Kurve seine Führungsgruppe: Wilde Horde Köln, seit 1996 unbequemer und manchmal untragbarer Bestandteil der Kölner Südkurve stellt nach massiven, teils selbstverschuldeten Repressionen sein Bestehen ein.
Eiserner Vorhang gegen Pyro-Fans?
„Mobiler temporärer Ausschluss“ – das könnte in Zukunft bei Auswärtsspielen die Fans in den Gästeblöcken treffen: Wenn dort Pyrotechnik gezündet wird, soll ein Vorhang herabfahren und ALLEN Fans im Gästeblock die Sicht versperren.
Diesen Vorschlag bringt jetzt Polizeioberrat Volker Lange in die zuständigen Gremien ein – beim 1. FC Köln, bei der Stadt und bei der DFL. Lange ist Einsatzleiter der Polizei bei den Heimspielen des FC. Und er hat die Fackeln dicke.
Fast 90 Prozent der Pyro-Attacken gehen vom Gästeblock aus. Das eigene Stadion wird in aller Regel nicht beschmutzt. Daher soll auch nur der Gästeblock den Vorhang kriegen. „Es kann nicht sein, dass 20, 30 oder 60 als Fußballfans getarnte Idioten 40 000 Fans das Spiel vermiesen“, führt Lange aus.
Durch den geplanten Vorhang würde auch den friedlichen Fans die Sicht versperrt – mit Absicht: „Wir wollen, dass so Druck auf die Pyrotechniker ausgeübt wird, den Feuermist zu lassen.
Es geht um den Aufstand der Anständigen. Wie beim letzten FC-Spiel, wo die friedlichen Fans die Pyrotechniker der Ultras ausgebuht und der Polizei applaudiert haben.“
Der feuerfeste Vorhang soll zwischen Spielfeldrand und Gästeblockzaun an zwei Stahlschienen herabgelassen werden, etwa 30 bis 40 Meter von den Fans entfernt. Innen und außen soll er eine durchgestrichene Fackel zeigen. Köln könnte Pilotprojekt für alle anderen Bundesliga-Stadien sein.
„Wir haben den Dialog lange genug angeboten, aber die ausgestreckte Hand des Dialogs kann auch zur Faust werden“, sagt Lange. „Pyrotechnik hat im Stadion nix zu suchen. Das müssen endgültig alle begreifen. Da sind wir ganz eisern.“
Hans Rütten, Chef der Kölner Sportstätten, ist begeistert vom Vorhangprojekt: „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Die Leute müssen spüren, dass ihr Fehlverhalten Konsequenzen hat. Wir wollen das umsetzen.“
Montag, 28. Mai 2012
Der Oliver, der hat an Po(s)cher
Was hat dieser Herr Pocher alles
getan, dass er sich als Experte für Fussballfans und deren Kultur (egal ob
Ultra, „Normalo“, Kutte, Hool oder Groundhopper) qualifiziert ? Oder anders
gefragt – nur weil er von sich aus behauptet, Fan von Hannover 96 zu sein ist
er schon dafür prädestiniert über Fans zu sprechen ? Geht das überhaupt wenn
man nur im VIP Club Fischbrötchen frisst und Designerbier schlürft ? Gut, laut
Wikipedia ist er ein Komiker. Hätte ihm jeder sagen können den er mit seinem
geisten Müll zutextet wie es so schön auf „Neusprech“ heisst. Oder anders
gesagt: er red nur an Schaß ! Immerhin, sein Karrierestart im Jahr 1988 bei
„Bärbel Schäfer“, wo er eine fünfminütige „Showeinlage“ präsentierte war für
ihn hilfreich. Vielleicht gab es danach noch Reitstunden mit der Moderatorin im
strengen Kämmerlein man weiss es nicht. Ist ja auch egal. Das „Kulturmonster“
war frei. Godzilla auf Deutsch. Oder: Die Blödheit hat endlich einen Namen !
„Host an Po(s)cher ?“ könnte in Zukunft wie das Wort “Piefke” ein geflügeltes
werden, Oliver sei Dank ! Das Publikum hat ihn damals übrigens gnadenlos
ausgepfiffen, dass er dennoch weitermachte spricht nicht unbedingt für seine
soziale Reife. Egal. Er erklärte einfach, er strebe eine erfolgreiche Karriere
als Moderator an. Hat er ja auch. Warum bleibt Geheimnis des deutschen
Fernsehpublikums ! Auch privat liebt es Oli eher schlicht: nach Annemarie
Warnkross (auch eine verkrachte Sängerin der Band „Bellini“ – erinnert sich
irgendeine Sau noch an die ?) lebte er mit Monica Invancan (verkrachtes Model,
Ernährungsberaterin und Möchtegernschauspielerin in Verbotene Liebe) zusammen
ehe er mit der Tennismanager-Tochter Allessandra „Sandy“ Meyer-Wölden
zusammenging die er auch heiratete. Deren grösste Leistung – neben Partygirl,
pardon Model (einige böse Zungen sagten auch „Matratze der Nation“ dazu) war
ihre Liason mit Boris „Bobbele“ Becker. Nach der Heirat mit Oliver verlor sie
den „Babycontest“ gegen Boris´ neue Frau. Dafür warf sie doppelt. Auch schon
was.
Ja wo war ich ? Also diese an und
für sich schlichte Seele, die „Kultur“ für schlichte Gemüter macht will allen
Ernstes über eine Subkultur diskutieren, die sie nichteinmal ansatzweise
erfassen kann ? Ist das nicht so wie wenn sich zwei Blinde (man mag mir den
Vergleich verzeihen) über die Beschaffenheit des Mondes unterhalten ? – Das
Fernsehen wird es wohl besser wissen, schliesslich sind sie es ja die den
Po(s)cher hochgebracht haben. Zum Entsetzen aller vernünftigen Menschen – nur
sind die leider heute eine Minderheit. Denken und differenziert argumentieren
sind nicht erwünscht und verursachen oftmals Kopfschmerzen. Po(s)cher selber
liess es kalt, er beleidigte weiterhin öffentlich, wurde zweimal zu
Schmerzensgeld verurteilt und hat auch einen ambivalenten Umgang mit dem
Nationalsozialismus, den er in einem Sketch mit Harald Schmidt freien Lauf
liess – Stichwort „Nazometer“. Ein zweites Mal machte er sich über den
Hitler-Attentäter Stauffenberg öffentlich lustig, was ihm ein Verfahren vor dem
„Rundfunkrat“ bescherte. Immerhin hat er sich auch im Film „Vollidiot“ selber
dargestellt, was beim Publikum gut angekommen ist. „Endlich spielt er sich
selber – Super !“ Sollte er öfters tun. Oder noch besser: bei Themen von denen
er nichts versteht – und das sind offenbar viele – einfach die Goschn halten.
Neues zur ARD "Expertenrunde"
Alles Chaoten außer Mutti!
von altravita · Donnerstag, 24. Mai 2012 · (35) Kommentare
In
Düsseldorf gab es einen Platzsturm und seitdem drehen weite Teile der Medien
frei. Im ach so sicheren England mit seinen reinen Sitzplatzstadien mit Preisen
für Besserverdiener und zwei Stewards pro Gast gab es anlässlich Manchester
Citys Titelgewinn zwar auch einen solchen, aber Kohärenz soll uns ja nicht
scheren. Aufgrund der bürgerkriegsähnlichen Zustände bescherten uns ARD und ZDF
formidable Sondersendungen zum Thema, in denen auch Experten wie Marijke Amado,
Bernd Stelter (als Ersatzmann für Kai Pflaume!), Johannes B. Kerner oder Oliver
Pocher ihre Sicht auf deutsche Kurven zum besten geben konnten. Soweit man die
von hinter den Lachsschnittchen aus sehen kann, versteht sich. Schließlich hat
der öffentlich-rechtliche Rundfunk ja einen Bildungsauftrag und wird
gebührenfinanziert, um unabhängig von wirtschaftlichen und politischen
Abhängigkeiten objektiv darüber zu berichten, was die Bundesrepublik bewegt.
Ich will mich gar nicht weiter darüber auslassen, wie die Sendungen im Detail
abliefen, die 11 Freunde haben
das deutlich besser und viel lustiger getan, als ich dies vermag.
Und die "11 Freunde" sind sicherlich völlig unverdächtig, besonders
ultrà-affin zu sein, legen aber mit einem Interview
mit Fan-Anwalt Marco Noli nach.
Der weist u.a. darauf hin, dass die Verletztenzahlen rückläufig sind (die
tatsächlichen, nicht die gefühlten) und auf dem Oktoberfest prozentual deutlich
mehr passiere. Aber selbst Krawallmedien wie die Hamburger MoPo, sonst eher ein
Sturmgeschütz der Stadienbefriedung, äußert ein ganz
deutliches Kopfschütteln anhand der Comedy-Sendung im ARD-Programm.
Meine Meinung zum "Warum?" fasst bestens der hervorragende Beitrag
eines Forumisten aus den Spiegel-Online-Kommentaren zusammen, den ich mir
erlaubt habe, hier wiederzugeben:
"Es dürfte doch jedem
Beobachter des Themas, der nicht mit dem Schaum der braven Bürgerlichkeit vor
dem Mund rumläuft, klar sein, dass Seenotrettungsfackeln (denn das sind die so
genannten "Bengalos" ja eigentlich) für beide Seiten dieses
eskalierenden Kulturkampfes nur Symbole sind. Da kann die Putenwurst noch so
viele Puppen abfackeln – fest steht, dass es in deutschen Stadien trotz viel
mehr Zündelei keine Verletzten gab und gibt. Gerade JBK bewies gestern
überdeutlich, auf welcher Seite des Kampfes er steht: Auf der von FIFA, UEFA,
DFB, DFL und FC Bayern München, allesamt honorige, hoch seriöse Institutionen.
Die aber eine Agenda haben: Aus dem Fußballsport das Fußball-Business zu
machen, weil diese Organisationen und deren Protagonisten sowie Medienmenschen
wie eiben Kerner davon in höchstem Maße wirtschaftlich profitieren. Auf der
anderen Seite stehen die – man muss es wirklich so sagen – Bewahrer der
FußballKULTUR. Die leitet sich her aus der Geschichtes des Fußballs als
Proletensport, als befreite Zone für Unterschichtkinder, als Ort, an dem die
emotionale Überwältigkeit Platz hat und in jeder Hinsicht ausgelebt werden
kann. Was seit Mitte der Achtziger in Europa stattgefunden hat, kann man die
Gentrifizierung des Fußballs nennen: die kalte, wie sich herausstellt
feindliche Übernahme durch Besserverdiener. Wer sich als Student so um 1982 in
einen Stehblock verirrte, konnte damit rechnen, von den Fans der eigenen
Mannschaft aufs Maul zu kriegen, weil man Oberschüler und Studenten eben aufs
Maul gibt. Das war für die Betroffenen unschön, aber auch ein Versuch, den
Fußball für sich zu behalten. Und so wie Stadtviertel nach der Gentrifizierung
schön aufgeräumt, clean und harmlos sind, so soll auch der moderne Fußball
werden, denn nur mehr brave Bürger auf den Tribünen und vor allem auf den Sofas
vorm TV konsumieren mehr, spülen also mehr Geld in die Kassen, noch mehr Geld
und immer noch mehr Geld. So wie die Quadratmeterpreise in gentrifizierten
Quartieren steigen und steigen. Dass solche Kerners, Pochers, Rauballs und wie
sie alle heißen, mittlerweile vollkommen abgeschirmt von den Fans existieren,
ist klar. Aber dass in den Fanblocks nicht irgendwelche gewaltbereiten Ultras
und Hooligans stehen, die völlig unreflektiert Krawall und Randale wollen, weiß
ja in der bunten Medienwelt kaum jemand. Da stehen 20-jährige
Fensterputzerlehrlinge immer noch neben der Omma und dem Inhaber einer Wirtschaftsprüferkanzlei,
da wird diskutiert über die Zustände, und da wird sehr genau beobachtet, wer
diesen Fans auf welche Weise die Freude am Fansein nehmen will. Typen wie
Kerner und Pocher sollten mal mit "ihren" Mannschaften zum Auswärtsspiel
reisen, im Fanbus oder Sonderzug. Und sich dann nicht wundern, wenn sie am Ziel
auch schon mal grundlos Knüppel und Pfefferspray abbekommen – das ist die
Realität."
Zitat aus dem SPON-Forum von Rainer. Besucht auch sein Blog zum Thema!
Zitat aus dem SPON-Forum von Rainer. Besucht auch sein Blog zum Thema!
Soweit, so
nachvollziehbar. Interessant ist dabei höchstens noch, mit welcher Nonchalance
bei Maischberger wie "Hart aber Fair" jegliche journalistische
Mindeststandards unterflogen werden, um am großen Ziel mitzuwirken. Ich bin ja
Träumer und messe journalistische Produkte an der Maßgabe, dass diese dem
geneigten Leser, Hörer oder Zuschauer mitzugeben hätten, WAS?, WANN?, WO?,
WARUM? passiert sei und moralische, ethische oder sonstige Bewertungen ins
Feuilleton zu verschieben. Was ARD und ZDF hingegen aufführten, und ja beileibe
nicht als einzige, ist die mediale Hinrichtung größerer Menschengruppen.
Selbstverständlich ohne diesen eine echte Chance zu geben, sich und ihre
Motivationen darzustellen oder gar zu verteidigen. Schon allein weil die, über
die hier gerichtet wird, nicht anwesend sind. Sehen wir des Arguments halber
mal von den Komparsenauftritten des Mitarbeiters des Düsseldorfer Fanprojekts
oder der Dortmunderin einmal ab. Die beiden hätten sicherlich noch eine Menge
Interessantes zu sagen gehabt, aber wenn sie überhaupt zu Wort kamen, wurden
sie von den Profi-Medienvertretern professionell aus dem Spiel genommen. Und
was sind schon abgewogene Worte und Differenzierungen dagegen, dass der
sogenannte Starmoderator JBK mit einem grell leuchtenden Bengalo eine Puppe
abfackelt? Offensichtlich reicht es ja, früher einmal die "Mini Playback
Show" moderiert zu haben, um mehr Redezeit zu erhalten als so Stadionfans.
Dass angesichts dieser tendenziösen sogenannten "Berichterstattung"
die große Mehrheit derjenigen, die sich für Fußball überhaupt nicht oder wenn
nur vom Sofa aus interessieren der Meinung ist, in Fußballstadien würden
regelmäßig Menschen enthäutet und verspeist, ist klar. "Randale",
"Krawalle", "Chaoten", "Blutbad",
"Todesangst", "Gewalttäter", "Hooligans",
"Idioten", "Szenen, die wir in keinem Stadion sehen
wollen", "Schande".
Weniger klar ist, wieso ein Moderator oder eine Moderatorin
einer solchen Sendung, keinerlei Hinweis auf die Rollen der eingeladenen Gäste
gibt, sondern diese unwidersprochen ihrer Agenda nachgehen lässt. Wieder ist es
Fananwalt Noli, der in der Nachbetrachtung auf die offensichtlichste aller
Tatsachen hinweist: Die eingeladenen Vertreter der Polizei sind nicht vor Ort
eingesetzte Beamte oder Einsatzleiter, sondern Vertreter der
Polizeigewerkschaften, die Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Ein irgendwie
gearteter Anspruch von Obiektivität zwingt doch geradezu zu einer Rückfrage auf
die Interessen der eingeladenen Gäste. Oder wollen wir es als Zufall verbuchen,
dass Joachim Lenders, Stellvertretender Bundesvorsitzender der DPolG wieder
einmal das alte Märchen aufkocht, dass Polizeieinsätze im
Fußball "den Steuerzahler" jährlich 100 Millionen Euro
"kosten"? Ich will hier nicht zum hundertsten Mal
nachrechnen, dass der "Steuerzahler" auch nach Abzug der Uniformierten
durch den boomenden Fußballbetrieb deutlich mehr einnimmt, als er ausgibt. Aber
die Frage darf gestattet sein, wieso in den Öffentlich-Rechtlichen völlig
unwidersprochen Lobbyarbeit betrieben werden kann, während die Fanseite … wie
nennen wir es … "unterrepräsentiert" bleibt? Dass Choreografien
ernsthaft als "faschistoide Versammlungsrituale" bezeichnet werden
dürfen? Ultras als "bummsdumm"? Es mag ja sein, dass den vielen
Profiteuren des Profisports Fußball ein Fan vorschwebt, dem die "TicTac
Fanrassel" der höchste denkbare emotionale Ausbruch ist. Es ist aber ebenso klar, dass der
Umbruch eines über Jahrzehnte eher proletarisch geprägten Publikums hin zum
Eventkonsumenten nicht ohne Brüche vonstatten gehen wird, weil Menschen sich
wehren, wenn ihnen etwas weggenommen wird. Ich könnte mir sogar eine
Sondersendung zu ausgeuferten Polizeieinsätzen vorstellen, zu Polizeigewalt, zu
unvorschriftsmäßigem Einsatz von Pfefferspray. Einfach so, der Ausgewogenheit
halber. Selbstverständlich sind nicht alle Polizisten "Bastarde",
aber ich fände es interessant, auch hier einmal über die Minderheit von Beamten
zu sprechen, die im Einsatz eine Spur über das hinaus gehen, was die Situation
erfordert. Es spricht absolut nichts dagegen, auch Fälle von Polizeigewalt im
Einsatz – ausgewogen, objektiv und recherchiert – zu beleuchten. Ein Sender
dafür, der seinen Bildungsauftrag ernst nimmt, sollte sich doch finden lassen,
oder?
Ein Platzsturm vor Spielende ist dumm und vielleicht hätte es
potentiell auch gefährlich werden können. Brennende Seenotfackeln aufs
Spielfeld zu werfen, wie es die Herthaner in Düsseldorf zelebrierten, ist
deutlich dümmer und gefährlicher. Überhaupt ist der Einsatz von Pyrotechnik in
deutschen Stadien verboten und wie immer, wenn etwas verboten ist, muss man
sich über Strafen nicht wundern. Völlig egal, wie ich selbst zum Thema Pyro
stehe ist es auch mir einsichtig, dass auf solches Stadionverbote und
Geldstrafen folgen. Überfälle auf Fanbusse mit Steinen und Flaschen mit teils
schweren Verletzungen sind kriminelle Handlungen und als solche gehören sie
verfolgt und verurteilt. Wohlgemerkt: Die Täter, nicht Stehplatzfans als
solche. Welcher der richtige Weg ist, Gewalt aus Fußballstadien zu verbannen,
soll hier nicht diskutiert werden, die Spirale aus Frust und Radikalisierung exerziert
die Stuttgarter Zeitung durch.
Seiner Freude darüber, trotz Stadionbesuch noch zu leben, gibt der Autor der Publikative Ausdruck. Und
ich selbst hatte mich ja an einerironischen
Analogie zur Sicherheitssituation auf Volksfesten versucht. Auch wie
die immer wieder öffentlichkeitswirksam verkündete
"Dialogbereitschaft" der Vereine und Verbände in der Realität
aussieht, werde ich hier nicht diskutieren können.
Worauf ich hinaus will, ist dass die Darstellung von
Bundesligakurven völlig aus dem Ruder gelaufen ist und aus der kommoden Distanz
der Logenplätze und Pressetribünen (bestenfalls) über zehntausende junger
Menschen geurteilt wird, die Stadionkurven bevölkern. Darunter gibt es
Gewalttäter, illegale Zündler, Psychopathen und Kriminelle. Keinerlei Statistik
belegt jedoch, dass es dort "bürgerkriegsähnliche Zustände" gibt,
"Blutbäder" oder gar "alles immer schlimmer" würde. Nichts
deutet darauf hin, dass diese Elemente dort die Mehrheit oder auch nur einen
großen Teil stellen würden. Gesetzesüberschreitungen sind zu verurteilen und zu
ahnden und aus mancher Kurve würde ich mir deutlich mehr kritische Distanz zu
Fehlverhalten in den eigenen Reihen wünschen. Von den "Taliban der
Fans" zu fabulieren ist allerdings nichts anderes, als eine Verhöhnung der
tausenden Opfer religiöser Fanatiker. Witzigerweise hatte die Reutlinger
"Szene E" Ihre Meinung zum Thema schon viel früher bekanntgegeben:
"Ultras als Staatsfeind Nr.1…Sorry Al-Kaida!"
titelten sie. Sinnvollerweise ist es weitgehend geächtet, Menschengruppen zu
verunglimpfen und zu kriminalisieren, sei es aufgrund ihrer sexuellen
Orientierung, Herkunft oder Glaubensrichtung. In sinnvollen Massenmedien findet
dergleichen nicht statt. Außer in der Berichterstattung aus deutschen Fußballstadien,
die dem geneigten Leser oder Zuschauer das Bild vermitteln, es wäre nur unter
Lebensgefahr möglich Fußballspiele live anzuschauen, weil sich dort
ausschließlich Chaoten herumtreiben, die ihre prekariats-befeuerten
Frustrationen und ihren niedrigen Bildungsstand dadurch abfeiern, dass sie
sinnlos Menschen angreifen und verletzen.
"Die meisten Medien haben
häufiger einen Reflex zu skandalisieren und sind an einer sachlichen Diskussion
gar nicht interessiert. Mittlerweile hat diese Hysterie das Ausmaß einer
Hetzkampagne gegen Fußballfans erreicht. Das halte ich für sehr gefährlich.
Begriffe wie »Randale«, »Krawalle« und »Ausschreitungen« werden völlig
undifferenziert und inflationär verwendet. Die gesamte öffentliche Debatte ist
völlig von der Realität abgedriftet."
Nun, ich habe auf Lesungen, Vorträgen und bei sonstigen Besuchen eine ganze Reihe
Ultràgruppen der ersten drei deutschen Ligen kennenlernen dürfen,
habe mit ihnen diskutiert und in ihrer Kurve gemeinsam Fußballspiele besucht.
Ich hatte das Privileg, in ihre Räumlichkeiten eingeladen zu werden oder auf
ihren Sofas zu nächtigen, mit ihnen die Nacht durch Bier zu trinken, Kicker zu
spielen, zu reden und zu streiten. Ich habe mir die Zeit genommen, ihnen zuzuhören.
Und sie haben mir zugehört. Ich kenne ihre Namen, Gesichter, Telefonnummern und
Wohnorte. Sicher waren wir nicht immer einer Meinung, ich bin ja wirklich nicht
mehr im Altersdurchschnitt. Sicher waren die abgedrehtesten Vertreter bei einer
Buchlesung nicht dabei. Sicherlich habe ich den nicht mehr zugänglichen harten
Kern der Gewaltfanatiker nicht zu Gesicht bekommen und vermutlich hat man
versucht, sich nett zu präsentieren. Aber ich habe Hunderte kennengelernt und
Tausende gesehen. Ich habe unverantwortlicherweise mehr als einmal meinen
zwölfjährigen Sohn dabei gehabt. Im Herzen der Kurve, direkt neben den
Trommeln, genauso wie ich es in Italien jahrelang getan habe, ohne dass auch
nur einmal eine potenziell brenzlige Situation entstanden wäre. Aber ich habe
erlebt, wie vierhundert Berliner Ultràs (jaja, die die Bengalos werfen) an
einem Samstagabend, nach einem verlorenen Heimderby nichts besseres mit ihrer
Freizeit anzufangen wussten, als geschlagene vier Stunden mit italienischen
Ultràs und dem Fanforscher Jonas Gabler über das Woher und Wohin ihrer
Jugendkultur zu diskutieren. Und dafür Eintritt zu bezahlen! Ich war auf demselbstorganisierten
Fankongress im Januar in Berlin eingeladen,
wo – völlig egal, wie man zu Zielen und Ergebnissen dieser Veranstaltung steht
– viele junge Menschen Geld, Zeit und Mühe in Organisation und Durchführung
investiert haben, ohne auf irgendwelche Finanzierungen zurückzugreifen. Ich
habe viele Menschen kennengelernt, die als Mitarbeiter von sozialpädagogischen
Fanprojekten ihre Zeit dem Dialog mit den heißesten der Fans widmen.
Einrichtungen – wie die der Fanbeauftragten”, die eine sinnvolle Möglichkeit
darstellen, mit tatsächlichen Konfliktsituationen umzugehen und Prävention zu
betreiben. Deren Arbeit sich allerdings nicht so schreiend präsentieren lässt,
wie die Parolen der Law&Order-Fanatiker. Ich habe junge Menschen
kennengelernt, die weder rauchen noch Alkohol trinken. Genauso wie solche, die
das Ende der Lesung schon nicht mehr erlebten, weil sie vom Bier dahingerafft
waren. Ich habe Leute kennengelernt, die an verstorbene Freunde erinnern, die
Gelder für wohltätige Zwecke sammeln oder sich gemeinnützig engagieren. Genau wie
solche, die einfach geil darauf waren, wie viele Schals sie abgezogen haben und
täglich darauf trainieren, noch besser zutreten und zuschlagen können.
Man muss
Ultràs und Kurvengänger nicht mögen. Man kann sie kindisch finden, man kann
ihren Männlichkeitskult, ihre Fahnenklauspielchen lächerlich finden. Man darf
daran zweifeln, ob es sinnvoll ist, sein ganzes Leben etwas so schnödem wie
einem Fußballverein zu widmen. Man kann ihre Dauergesänge als störend
empfinden, man mag etwas dagegen haben, dass Fahnen und Rauch die Sicht auf das
Spielfeld stören. Man kann sie aus den Stadien wegwünschen. Man muss Steinwürfe
und Werfen von Bengalos verurteilen und verhindern. Man kann sie aber nicht
ohne Anhörung allesamt zu "Chaoten" und "kriminellen
Gewalttätern" zurechtschreiben. Kein Erfahrungswert und keine Statistik
geben das her. Sie sind eine Realität in deutschen Stadien, die nicht dadurch
abgeschafft wird, dass man sie kriminalisiert und – dadurch – radikalisiert.
Und es darf nicht Aufgabe der Medien – zumal der sogenannten
"Qualitätsmedien" und insbesondere des öffentlich-rechtlichen
Rundfunks – sein, Meinungen und moralische oder gleich rechtliche Bewertungen
zu liefern. Ansonsten nehme ich mir die Freiheit heraus, meine zu liefern:
Massenmörder bekommen eine fairere Berichterstattung als Kurvengänger. Über
keine Bevölkerungsgruppe wird im Moment derart undifferenziert, tendenziös und
ignorant berichtet, wie über Stadionbesucher. Es mag dem florierenden
Fußballbusiness mit seinen erstaunlicherweise immer vollen Stadien gleichgültig
sein, ob Pyros, Choreografien, Trommeln, Megaphone und Dauergesänge aus dem
Fußball verschwinden. Italien 2012 lehrt aber, dass es nicht egal sein sollte,
wenn viele zehntausende Jugendliche und junge Erwachsene mit einer ausgeprägten
Verweigerungshaltung gegenüber der Medienlandschaft und insbesondere gegenüber
dem Staat und seinen gesetzgebenden und ausführenden Vertretern aufwachsen.
"Nino hingegen ist der Fall für
den Soziologen, den man in den Zeitungen analysieren konnte. Er, freiwilliger
Helfer beim Roten Kreuz, der sich an Sonntagen in einen Mörder verwandelt. Wie
ist das möglich? Woher stammt das soziale Unbehagen dieser Jugendlichen? Und
weiter mit anderen Fragen zu was wir sind, wo wir hingehen, etc. Da gibt es
nichts zu studieren, nichts zu verstehen. Nino und Claudio, Stadionkranke,
widmen einfach einen Teil ihrer Freizeit der freiwilligen Hilfsdiensten."
Sonntag, 27. Mai 2012
Sommerloch ?
Aus dem Kurier:
Rapid hat Mitte
Dezember 2004 offensichtlich bereits ein zweites Mal den Versuch unternommen,
Gelder von einem ausgewiesenen Eurofighter-Lobbyisten zu lukrieren, um ein
Liquiditätsloch zu stopfen und die doppelten Gagen der Profis begleichen zu
können. Ein Umstand, der aus mehreren Gründen äußerst bemerkenswert ist.
Eurofighter-Lobbyist
finanzierte Rapid-Gagen
Neue Dokumente erhellen den Deal
zwischen Rapid und der EADS: Wie dem Rekordmeister aus der Patsche geholfen
wurde. Und was als Gegenleistung erwartet wurde.
Die
Medien berichteten von einem "dramatischen Kampf bis zum Schluss".
Rapid oder Austria – wer wird Winterkönig 2004? Am Ende schaffte es der
Rekordmeister. Rapid. Mit Müh’ und Not und dank eines Treffers in der
Nachspielzeit. "Dass sich das noch ausgegangen ist, grenzt an ein
Wunder", notierten die Berichterstatter.
Tatsächlich grenzt es im Rückblick an ein
Wunder, dass sich das noch ausgegangen ist. Nicht aus sportlicher, vielmehr aus
finanzieller Sicht. Doch wie dramatisch es in diesen Dezembertagen des Jahres
2004 um die Finanzen des populärsten Fußballklubs des Landes stand, das war
damals nur einer Handvoll Insider bekannt. Rapid Wien hatte in seinem
einhundertfünften Bestandsjahr ein massives Liquiditätsproblem. Und jetzt,
Mitte Dezember, waren die Weihnachtsgelder für die Profis der Kampfmannschaft
fällig. Mehrere hunderttausend Euro. Auf einen Schlag. KURIER-Recherchen
ergaben: Rapid hat damals, als der Verein auf dem schmalen Grat zwischen
sportlichem Aufstieg und finanziellem Absturz wandelte, Kontakt zu einem
Lobbyisten des Eurofighter-Herstellers EADS gesucht, um dieses Liquiditätsloch
zu stopfen und die drohende Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Der Kontakt des
Rapid-Managements lief pikanterweise über einen Politstrategen, wie vorliegende
Bettelbrief
In dem Fax dieses
Politberaters an den Eurofighter-Lobbyisten S. vom Dezember 2004 wird dieser
geradezu flehentlich ersucht, dem klammen Sportverein aus der Patsche zu
helfen. Aus"EADS-internen Gründen" sei eine Anweisung der nächsten
Sponsorrate an Rapid "frühestens Ende Jänner zu erwarten",
schreibt der Stratege. Rapid-Generalmanager Werner Kuhn "muss
aber wiederum am Mittwoch bereits die Weihnachtsgehälter anweisen." Unmittelbar danach der Schlüsselsatz
des Bettelbriefs aus der Feder des Strategen: Er habe mit Kuhn "vereinbart,
Dich zu ersuchen (…), weil Du kommuniziert hast, unter bestimmten
Voraussetzungen nochmals in Vorlage zu gehen. Die Voraussetzungen sind aus
meiner und Kuhns Sicht gegeben." "Nochmals in Vorlage zu
gehen" – das bedeutet schlichtweg: Rapid hat Mitte Dezember 2004
offensichtlich bereits ein zweites Mal den Versuch unternommen, Gelder von
einem ausgewiesenen Eurofighter-Lobbyisten zu lukrieren, um ein Liquiditätsloch
zu stopfen und die doppelten Gagen der Profis begleichen zu können. Ein
Umstand, der aus mehreren Gründen äußerst bemerkenswert ist.
Samstag, 26. Mai 2012
SR Donaufeld - FAVAC - Der Bericht
Nur drei Tage nach unserem grossartigen Heimsieg
stand schon wieder die nächste Partie an, diesmal führte uns der Spielplan in
die Tschechei vulgo Floridsdorf (man weiss ja, alles östlich der Donau ist
Tschechei) wo bereits um 18 Uhr der Anpfiff war. Clevere Zeit an einem
Wochentag, danke Verband, danke Donaufeld. Vielleicht kann man dort um die
Uhrzeit Spargel stechen aber sicher keine Zuschauer auf einen Platz locken.
Dementsprechend „gross“ war auch der Andrang, abgezählte 161 Zuseher, davon
viele Mitarbeiter, Trainer und Kinder, waren anwesend, darunter auch drei FEDAYN FAVAC. Etwas über
zwei Dutzend FAVAC-Fans waren es insgesamt, nicht schlecht für diese Tageszeit.
Schnell noch unser Transparent über die Bande gehängt – wird noch wichtig im
Laufe des Spiels und einige Fotos unserer Anwesenheit geschossen, dann ging das
Spiel auch schon los. Unsere Truppe war engagiert, traf das Tor nicht, die
anderen machten es mit Hilfe des Schiedsrichtertrios besser und gewannen alles
in allem verdient (denn auch unser Elfer war keiner) mit 3-1, sehr zum (sehr)
leisen Jubel der Einheimischen. Wüsste man nicht, dass sie da waren würde man
nicht merken, dass es sie überhaupt geben würde. Die Krönung war dann noch der
Platzwart der uns dazu anhielt, unser Transparent von der Werbebande
wegzuhängen, es könnte ja jemand genau jetzt auf die Idee kommen, beim Toyotahändler
im 17. Bezirk schnell noch ein Auto zu kaufen und braucht deswegen die
Telefonnummer und Adresse – und die darauffolgende Suche nach lustigen
Sprüchen: So gab es ein „Hier könnte ihre Werbung stehen“, was man in „Hier
könnten ihre Fans stehen“ umwandeln kann – eine Idee die verfolgenswert ist und
andere Dinge. Auch die „Tennishalle“ samt überdachtem Weg wurde angesehen – aha
so spielt man in der Tschechei Tennis, interessant und einige andere Dinge beäugt.
Herausstehende Nägel waren da noch minder interessant. Gut, dass man einen
Marker dabei hatte: „Der Ordner – Doof“, „Die Mannschaft – Doof“, „Die
Werbebande – Doof“, „Der Platz – Doof“, „Der Schiedsrichter – Doof“ – die Phantasie
wurde ein wenig bemüht. Lustig war noch die „Moschee“ hinter der leeren
Haupttribüne und die „Ausgesperrten“ vom Gemeindebau hinder dem Tor – ja in
Tschechien ticken die Uhren halt noch anders. Quasi eine Bildungsreise für
meineeiner der sich mit diesen Gepflogenheiten nicht recht auskannte. Ja und zu
laut waren wir auch noch, zumindest lauter als der Lautsprecher, durch den der
Platzsprecher die Namen der Spieler „las“ – ich glaube er sollte noch mal in
die Schule gehen und „Mimi geht ins Kino“ lesen üben, da er sogar bei deutschen
Namen seine Schwierigkeiten hat – und wer „Koch“ nicht richtig lesen kann der
ist in meinen Augen ein Analphabet. Ja etwas nettes gab es auch noch: Bei
Donaufeld lief ein Marvin herum der sich sehr nett für unsere Anfeuerungsrufe „Marvin
lauf“ und „Marvin steh auf“ bedankte. Sportlich, Sportlich. Danke an dieser
Stelle für den guten Mann. Daumen hoch. Nach dem Spiel ging es via
Untergrundbahn (welche in Tschechien oberirdisch ist) wieder nach Wien, in
Kaisermühlen stiegen dann noch zwei intelligenzbefreite junge Damen ein die uns
die Heimfahrt mit ihren Bonmots versüssten. Merke: ein Gynäkologe ist IMMER
noch ein Frauenarzt. Danke !
Einmal gehts noch....
Wird Fußballfans zu viel Toleranz entgegengebracht?
»Das Ausmaß einer Hetzkampagne«
Interview: Andreas Bock Bild:
Imago
In Talkshows sprechen Oliver Pocher und
Marijke Amado über Fangewalt. Politiker äußern sich wöchentlich zu
Platzstürmen. Die Meinung ist einhellig: Fußballfans wird zu viel Toleranz
entgegengebracht. Stimmt das? Wir fragten Fananwalt Marco Noli.
Marco Noli, glaubt man der jüngsten Berichterstattung, gibt es eine eklatante Gewaltzunahme beim Fußball. Es heißt, dass der DFB den Fans bislang zu tolerant begegnete. Wie sehen Sie das?
Ich kann keine Steigerung der Fangewalt erkennen. Die Verletztenzahlen in den Stadien sind rückläufig. Dort ist es heutzutage viel sicherer als in der Vergangenheit. Beim Fußball passiert weniger als zum Beispiel auf dem Oktoberfest.
Es gab diese Saison Platzstürme und Pyro-Vergehen. Wurde das in der Berichterstattung aufgebauscht?
Ja. Solche Aktionen hat es auch in der Vergangenheit gegeben. Früher wurde Pyrotechnik »südländische Begeisterung« genannt, heute spricht man von »schweren Randalen«. Und wenn Anhänger früher nach einem Aufstieg auf den Platz rannten, sprach man ihnen eine unbändige Freude zu. Heute heißt dasselbe Szenario »Platzsturm«. Die Worte haben sich also verändert – die Tatsachen nicht. Natürlich darf man nicht übersehen, dass es im Einzelfall Gewaltausbrüche gibt, die gefährlich und nicht zu tolerieren sind. Aber auch das gab es schon früher.
Die Medien haben also falsch berichtet?
Die meisten Medien haben häufiger einen Reflex zu skandalisieren und sind an einer sachlichen Diskussion gar nicht interessiert. Mittlerweile hat diese Hysterie das Ausmaß einer Hetzkampagne gegen Fußballfans erreicht. Das halte ich für sehr gefährlich. Begriffe wie »Randale«, »Krawalle« und »Ausschreitungen« werden völlig undifferenziert und inflationär verwendet. Die gesamte öffentliche Debatte ist völlig von der Realität abgedriftet.
Wie kommt das?
Die Debatte wird von Leuten geprägt, die ihre Eigeninteressen verfolgen und meist keine Ahnung von der Fanrealität haben, weil sie viel zu weit weg sind. Das beste Beispiel: Nach dem zweiten Relegationsspiel zwischen Düsseldorf und Hertha BSC bestimmten Begriffe wie »Todesangst« der Spieler und ein zu befürchtendes »Blutbad« die Medien. Wie soll da noch sachlich diskutiert werden? Wenn Vereinsvertreter des unterlegenen Klubs solche Begriffe aus purem Eigennutz benutzen, um eventuell eine bessere Position im Sportprozess zu haben, dann wird damit böswillig Gift in die Debatte gegossen. Und schauen Sie sich nur das TV-Programm dieser Woche an: Da diskutieren Showgrößen in Talkshows bei Maischberger und Plasberg über Fankultur. Dabei werden Ultras mit den Taliban verglichen und »bummsdumm« genannt. Choreographien im Stadion werden als faschistoid bezeichnet. Das ist eine Unverschämtheit und reiner Populismus. Nach solchen Sendungen beginnen die Dialogbemühungen der Fans stets wieder bei Null.
Nach dem zweiten Relegationsspiel zwischen Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf sagte Innenminister Hans-Peter Friedrich: »Was wir jetzt erlebt haben, zeigt, dass die Gewalt in den Stadien die größte Bedrohung für den Fußball ist.« Sollten sich auch Politiker mit Meinungsäußerungen zurückhalten?
Ich verstehe, dass sich ein Innenminister dazu äußert. Doch auf welcher Basis tut er das? Selbst die Polizei scheint mir viel zu weit weg vom Geschehen. Da sind die Wortführer nicht immer die, die am Stadion im Einsatz waren, sondern Polizei-Gewerkschafter, die Öffentlichkeitsarbeit machen. Es geht auch hier zu häufig um Eigeninteressen.
Welche Versäumnisse werfen Sie dem DFB vor?
Er beteiligt sich manchmal zu vorschnell an der Hysteriemache und schottet sich zu sehr von den Fans ab. Ein Beispiel: Es gibt seit einigen Monaten die Faninitiative »Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren«. Diese Initiative war daran interessiert, das Thema Pyrotechnik auf eine sachliche Diskussionsebene zu bringen. Doch der DFB erklärte die Gespräche abrupt für beendet, und behauptete dann auch noch, dass nie wirklich verhandelt werden sollte, obwohl bereits zahlreiche Gespräche stattgefunden hatten und auch schon Zusagen des DFB gemacht worden waren. Die Fans fühlten sich verschaukelt. Die Folgen sehen wir nun.
Und zwar?
Es wird mehr Pyrotechnik gezündet als je zuvor. Zudem zünden die Fans nun häufiger jene Art der Pyrotechnik, aus der nichts als Rauch entsteht. Vermutlich, weil man das Rauchpulver dafür leichter ins Stadion bekommt. Ich plädiere daher für eine Teillegalisierung von Pyrotechnik, die ein Abbrennen in einem gesicherten Bereich vorsieht. Damit kann man die Gefahr beseitigen, die gerade durch die Illegalisierung entstanden ist, etwa weil sich die Fans nun enger zusammenstellen, und Bengalos vor ihre Köpfe halten oder auf den Boden legen, um nicht identifiziert zu werden. Der DFB hat nun neue Wege angekündigt. Wir sind gespannt, was dies bedeuten soll.
Die Arbeitsgemeinschaft Fananwälte, der Sie angehören, hat diese Woche eine Stellungnahme abgegeben. Darin heißt es unter anderem, dass Gerichte bei der Strafverfolgung von Fußballanhängern andere Maßstäbe ansetzen als im Strafrecht ohne Fußballbezug. Woran machen Sie das fest?
Es gibt bei vielen Gerichten mittlerweile spezialisierte Staatsanwälte für Fußballangelegenheiten. Teilweise wird auch bei kleinen Delikten ein Ermittlungsaufwand betrieben, als ginge es um Mordermittlungen. Und Bagatelldelikte werden weitaus seltener eingestellt als in anderen Fällen. Beim Fußball setzen Polizei und Justiz bereits jetzt andere Maßstäbe an.
Was meinen Sie konkret?
Eine Schubserei bei einem Fußballspiel ist mittlerweile etwas anderes als eine Schubserei in einer Diskothek. Weil die Skandalisierung um Fußballgewalt so stark zugenommen hat, bestrafen in Fußballsachen härter bestraft als in anderen Angelegenheiten.
Herr Noli, wie kann denn ein Dialog mit den Fans aussehen?
So wie er auf dem Fankongress Anfang des Jahres angedacht war. Die Fans streckten damals die Hand aus. Sie luden Vertreter vom DFB, der DFL, den Vereinen und der Polizei ein. Doch es tauchten nur wenige Funktionäre auf – und kein einziger Polizei-Vertreter. Das bestätigt mich in der Annahme, dass die Polizei nicht an einer Diskussion interessiert ist, sondern einzig an Repressionen.
Also kann eine Entspannung überhaupt nicht stattfinden?
Doch, klar. Nötig wäre im ersten Schritt eine Versachlichung der Debatte. Dazu müssten alle Beteiligten mehr differenzieren. Pyro ist nicht gleich Gewalt, und ein Platzsturm bedeutet nicht unbedingt Randale. Dazu ein weiteres Beispiel: Beim zweiten Relegationsspiel flogen Bengalos auf den Platz. Das muss man verurteilen. Doch man sollte auch anÅmerken, dass es sich um Einzelne handelte. Denn deutschlandweit gilt es in allen Fanszenen als absolutes Unding, Pyrotechnik aufs Feld zu werfen.
Was wäre der zweite Schritt?
Der Verband und die Polizei müssen ihre Taktik der harten Repression und Null-Toleranz, die auf die gesamte Fanszene abzielt, überdenken. Denn diese führen zu Solidarisierungseffekten unter den Fans. Wenn man Fans an jedem Spieltag wie Verbrecher behandelt und öffentlich als dumpfe Krawallmacher stigmatisiert, muss man sich nicht wundern, wenn diese eher näher zusammenrücken. Und das birgt die Gefahr, dass man eines Tages nicht mal mehr die große Mehrheit der friedlichen Fans erreicht.
http://www.11freunde.de/bundesligen/153049?page=2
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Freitag, 25. Mai 2012
Fussball"experten" über Ultras
Antworten darauf:
23. Mai 2012, 08:18 Uhr TV-Kritik zu Maischberger:
Potpourri-Palaver über Fußballgott und die Welt
Jeder will dieser Tage über Fußball reden - auch die Altherrenrunde bei Sandra Maischberger. Die nahm die Ultras ins Visier, sprach von "faschistoiden Versammlungsritualen", Stehplatzverboten und bezeichnete sie als "Taliban der Fans". Von Niels Kruse
Gut, reden wir also über Fußball. Zum Beispiel über die Frage, ob Profis zu viel verdienen. Messi etwa, der argentinische Superstar im Diensten des FC Barcelona, geht mit 33 Millionen im Jahr nach Hause. Eine stolze Summe, die neidisch machen könnte. Tut sie auch, aber nur in Deutschland. Das zumindest beklagt Ex-Spieler Mario Basler und bekommt Beistand vom 77-jährigen Trainer-Haudegen Udo Lattek: "Bei Maradona waren die Fans damals stolz darauf, wenn er jeden Tag mit einem anderen dicken Sportwagen vorfuhr." Außerdem, wendet Sportreporter Werner Schneyder ein, "warum soll es in freien Märkten ausgerechnet beim Fußball Gehaltsgrenzen geben?" Tja, warum sollte es? Ist halt so, was soll man dazu schon groß sagen? Wem auch dieser Diskussionsstrang zu unbefriedigend verlief, hätte für "Menschen bei Maischberger" spätestens jetzt eine Alternative gesucht. Und sie vielleicht bei "The Big Bang Theory" auf Pro Sieben gefunden oder am besten gleich in der Lektüre des "Kickers" oder der "11 Freunde". Doch zu dem Zeitpunkt war die Sendung ohnehin schon fast zu Ende und das höhepunkt- und informationsfreie Potpourri-Geplaudere über den Fußballgott und die Welt so gut wie überstanden. 75 Minuten lang klapperte Talk-Moderatorin Sandra Maischberger so ziemlich jede Schlagzeile ab, die der Sport produziert. Aktuelle natürlich, wie die Böllerattacken und der Platzsturm beim Relegationsspiel Düsseldorf gegen Hertha. Oder die Frage nach der Qualität des Spiels von Bayern München im Champions-League-Finale. Besprochen werden mussten auch unbedingt noch die Dauerdebatten über das Fußballverhältnis zwischen Deutschland und Holland oder welche Nationalmannschaft denn nun die Beste aller Zeiten war, bis hin zu: Wie viele Freiheiten Spieler bei Turnieren brauchen oder eben, ob sie zu viel Geld verdienen.
Ihre Qualifikation? Sie ist Holländerin.
Gäste und Antworten auf dieses Themenallerlei gab es reichlich. Neben der Trainerlegende Lattek, der Lebemannlegende Basler und der Kabarettisten- und Kommentatorenlegende Schneyder lieferten auch noch Ex-Sportreporter Rolf Töpperwien, Moderator und Schalke-Fan Bernd Stelter sowie die TV-Frau Marijke Amado ("Mini Playback Show"). Die Qualifikation letzterer bestand übrigens darin, Holländerin zu sein und das WM-Finale von 1974 gesehen zu haben. Während Amado vor allem durch auffiel, dass sie ein paar Zwischenrufe die irgendetwas mit Niederlande zu tun hatten, in die Runde warf, fiel Töpperwien die Rolle des Nostalgikers zu. Weil er sowohl Ahnung von dem Sport hat, als auch Distanz dazu einnehmen kann - und zudem auf 40 Jahre Erfahrung zurückblickt, konnte er sich Sätze erlauben wie: "Das viele Geld tut dem Fußball nicht gut." Das aber war eine Äußerung, die das Diskussionsniveau aus Versehen fast auf eine interessante Höhe bugsiert hätte. Doch dazu kam es nicht. Das war umso erschreckender, weil Maischbergers Runde bis auf die beiden Ausnahmen Stelter und Amado aus Menschen bestand, die ihr Leben dem Fußball gewidmet haben. Doch die als "Jury" vorgestellte Gästeschar brillierte außer mit einigen Andekdötchen vor allem mit Ignoranz, Vorurteilen und Unwissenheit. Besonders deutlich wurde das bei der Diskussion über die Fankultur der Ultras (das sind die, mit den riesigen Fahnen und den bengalischen Feuern). Man muss die "Taliban der Fans", wie Maischberger sie nannte, wahrlich nicht mögen. Man muss ihnen allerdings zubilligen, dass sie nicht nur aus Krawallmachern bestehen, sondern Fans sind, die sich auch abseits der Spieltage für ihre Vereine engagieren. Vor allem aber gehören sie seit mehr als zehn Jahren zum festen Erscheinungsbild jedes Fußballclubs. Doch Lattek, Basler und Co. taten so, als seien sie die brandneueste Erfindung des Fußballteufels.
Verklärung und der Ahnungslosigkeit
Die hanebüchene Debatte gipfelte einerseits im interessanten Vergleich von Werner Schneyder, die Choreografien der Ultras seien "faschistoide Versammlungsrituale", andererseits in der einhelligen Meinung aller Diskutanten, dass es doch die beste Lösung gegen Tumulte sei, sämtliche Stehplätze in deutschen Stadien abzuschaffen. Dabei ist man sich selbst bei der konservativen und showorientierten Deutschen Fußballliga einig darüber, dass die Stehplätze den eigentlichen Reiz von Stadionbesuchen ausmachen. Wie gut hatten es da doch die Zuschauer von "Hart aber fair" vom Vortag. Frank Plasberg hatte in seiner Sendung zum Thema "Wer schützt den Fußball vor seinen Fans?" zumindest ein paar Menschen vom Fach zu Gast. Und nicht nur eine Altherrenrunde, die saft- und kraftlos ihre Statements zu allem und nichts vor sich her kickt. In einem Punkt aber ließ sie dann doch aufhorchen: Nämlich in der gemeinschaftlichen Prophezeiung, dass Jupp Heynckes (O-Ton Lattek: "Die arme Sau") nicht mehr lange Trainer von Bayern München sein wird. Das ist demnächst doch mal einen Faktencheck Wert.
22.05.2012 07:41
Fußball-Debatte bei Plasberg
Bengalische Wortgefechte
Von Christoph Ruf
Ein Stadionbesuch, viele Gefahren: Im TV-Talk "Hart aber fair" suchte eine reichlich schwatzhafte Runde nach Ursachen der Gewalt im Fußball. Echte Fans jedoch kamen gar nicht erst zu Wort - zu groß war das Redebedürfnis der Medienprofis.
Langweilige Gäste, ein falsches Thema, ein überforderter Moderator - eine Talksshow kann ganz leicht an Grundsätzlichem scheitern. Nicht mehr zu retten ist die Veranstaltung von vornherein, wenn sich die Runde gar nicht darüber verständigt hat, worüber sie überhaupt spricht. Als Gastgeber Frank Plasberg am Montagabend zum Ende von "Hart aber fair" ("Gewaltige Leidenschaft? Wer schützt den Fußball vor seinen Fans"?) zu Caren Miosga und den Tagesthemen überleitete, blieb als Erkenntnisgewinn nur, dass der Fußball in Deutschland offenbar ein riesengroßes Problem hat. Welches genau, darüber grübelte der Zuschauer allerdings noch beim abschließenden Wetterbericht. Schon zu Beginn der Sendung versäumt es Plasberg, das Thema einzugrenzen. Der erste von viel zu vielen Einspielern zeigt bengalische Feuer in diversen Fankurven, es wird noch einmal vorgeführt, wie beim Relegationsspiel in Düsseldorf reichlich normal aussehende Fans auf den Platz stürmen, weil sie irrtümlicherweise dachten, das Spiel sei beendet und ihre Mannschaft bereits aufgestiegen. Später wird auch echte Fußballgewalt gezeigt: Der Überfall auf einen Gladbacher Fanbus, Anhänger des BFC Dynamo Berlin, die den Lauterer Gästeblock stürmen. All das wird einigermaßen tollkühn unter "Chaos", "Randale", "Gewalt" subsumiert - und im Verlauf der Diskussion schlicht mit "es" bezeichnet. Der Zuschauer erfährt: "Es", wahlweise auch "das", wird immer schlimmer.
Von der Stadion-Tiefgarage direkt zu den besseren Plätzen
Doch die Sendung krankt nicht nur daran, dass sie undifferenziert mit einem komplexen Thema umgeht, sie ist dazu noch schlecht besetzt. Gleich zwei Diskutanten sind am Tisch, die das gleiche Metier wie Plasberg betreiben: Oliver Pocher und Johannes B. Kerner, die als Fans von Hannover 96 beziehungsweise Hertha BSC Berlin eingeführt werden. Kerner sagt, er sei als junger Mann Ordner bei der Hertha gewesen. Pocher hat mit den 96-ern "schon alle drei Ligen" durchgemacht. Jedem Satz der beiden ist anzumerken, dass sie Fußball sicher lieben, der Stadionbesuch für sie aber Teil eines Meet-and-greet-Parcours ist, der von der Stadion-Tiefgarage zu den besseren Plätzen führt. Was ja legitim ist, schließlich gibt es nichts Peinlicheres als die pseudo-proletarische Attitüde, die noch jeden Bundeskanzler die Currywurst zum Lieblingsessen erklären ließ. Blöd nur, dass die Jungs an der Currywurstbude genau wissen, wer dazugehört und wer nur so tut. Das ist in dem Fall aber auch nicht schwer. Kerner findet - mutmaßlich als weltweit einziger Fußballreisender - dass die Stimmung in den englischen Stadien nicht darunter gelitten habe, dass die Stehplätze ab 1996 abgebaut wurden. Und Pocher erzählt doch allen Ernstes, dass er im Sommer nicht zur EM in die Ukraine fährt, "weil man das dort besser erst mal abwartet." Wer Angst hat, in Kiew auf der Taxifahrt vom Flughafen ins First-Class-Hotel eingekesselt und niedergeknüppelt zu werden, liefert unfreiwillig Erklärungsansätze, warum der Platzsturm in Düsseldorf in den Medien so ein Aufreger ist, während die meisten Stadiongänger ihn als das sehen, was er war: Ein groteskes Missverständnis feiernder Fußballfans, bei dem keiner Menschenseele ein Härchen gekrümmt wurde.
Ungezogene Medienprofis
Allerdings macht sich die Öffentlichkeit ja nicht ohne Grund Sorgen, weshalb diese Ausgabe von "Hart aber fair" eigentlich auch zum richtigen Zeitpunkt übertragen wird. Kerner darf eine Pyrofackel an eine Schaufensterpuppe halten, die vier Sekunden später lichterloh brennt. Hier wäre es spannend gewesen, einen Ultra erklären zu lassen, warum die Szene es dennoch für sicher hält, in einem voll besetzten Block zu zündeln. Man darf davon ausgehen, dass die Redaktion auch Ultra-Vertreter angefragt hat. Und man darf davon ausgehen, dass von denen keiner mit der bösen Presse reden wollte. Es liegt eben auch an den Hardcore-Fans, wenn mehr über sie als mit ihnen geredet wird. So aber blieb das Podium recht einseitig besetzt. Pocher, Kerner und DFL-Boss Reinhard Rauball wollen neue Sanktionsmöglichkeiten in den Stadien, der erfreulich sachkundige stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Frank Richter, fordert, bestehenden Gesetze konsequenter anzuwenden. Umso mehr hätte Plasberg als Moderator darüber wachen müssen, dass die beiden Fanvertreter wenigstens halbwegs gleichberechtigt ihre Sicht der Dinge darlegen können. Doch zu allem Unglück benehmen sich die Medienprofis reichlich ungezogen. Dortmund-Fan Katja Winkelmann ("Jetzt lassen Sie mich doch mal ausreden") muss um jedes Wort kämpfen. Als Fanprojektler Bierholz versucht, die Suada zu unterbrechen und wenigstens eine der offenbar rhetorischen Fragen Kerners ("Sagen Sie mir, was in den Menschen vorgeht?") zu beantworten, kommt er kaum zum zweiten Satz - schon sind die Medienprofis ihm wieder ins Wort gefallen.
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