Sonntag, 26. Dezember 2021
Milan
Freitag, 24. Dezember 2021
Sonntag, 19. Dezember 2021
Pozsonyi Ujvarosi LE
Im vorherigen Beitrag habe ich das Eröffnungsspiel am ersten FAVAC - Platz erwähnt. Ich will hier noch ein wenig, soferne ich etwas darüber gefunden habe, vertiefen. Nämlich den damaligen Gegner, Poszonyi Ujvarosi Labdarugo Egyeszület, der Fussballvereinigung der Pressburger Neustadt.
Leider gibt es wenige Informationen über diesen Verein, speziell auf Deutsch bzw. Englisch. Die beiden slowakischen Autoren Stefan Maslonka und Ksinan Josef haben 1988 das Buch Zlatá kniha futbalu na Slovensku, Šport, Bratislava herausgebracht, welches nur in slowakischer Sprache erhältlich ist. Leider liegt mir dieses Buch nicht vor, die hier verarbeiteten Erkenntnisse stammen von der Seite "Hadtudomanyi Szemle von Peter Bucka, Bp. 2014.
Als gesichert gilt, das der Verein im Jahre 1907 gegründet wurde, ich konnte allerdings bisher noch kein Vereinswappen und/oder eine Vereinsfarbe genau eruieren, da das einzige Foto, das mir zur Verfügung steht, in Schwarzweiss ist. Logisch.
Pozsony wurde im Zuge der Türkenkriege 1563 ungarische Haupt- bzw. Krönungsstadt und blieb dies bis 1830. Die heutige Budapester Corvinus Universität wurde 1824 in Pozsony gegründet. Die heutige Slowakei wurde bereits 907 Teil des ungarischen Königreiches und blieb dies bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Damit verbunden ist auch der Fussball in der Slowakei eng mit Ungarn verknüpft.
Der vermutlich erste ungarische Verein auf slowakischem Gebiet war der Presover Verein - Eperjesi Torna és Vívó Egylet (ETVE), gefolgt vom Kassai AC aus Kosice. Beide Vereine gibt es schon lange nicht mehr.
In Pozsonyi wurde ab spätestens 1907 eine erste Meisterschaft gespielt, gesicherte Ergebnisse einer reinen Stadtmeisterschaft gibt es ab 1910. Im Anschluss an diesen Text findet man - soweit rekonstruierbar - eine Aufstellung dieser Meisterschaften, an denen Pozsonyi Ujvarosi LE teilnahm.
Erst im Jahre 1917 nahm Pozsonyi Ujvarosi wieder an einer regionalen Meisterschaft teil, diesmal mit Vereinen aus dem heutigen ungarischen Kernland.
Die nächste große Zäsur in der Meisterschaftsgeschichte war der Zerfall der K.u. K. Monarchie, die Slowakei, Felvidek vereinigte sich mit der Tschechei (Böhmen und Mähren) zur Tschechoslowakei (CSR).
Damit verbunden ergab sich eine neue Situation: Aus Pozsonyi wurde Bratislava, aus einem Königreich eine Republik mit neuer Amtssprache. Die ungarischen Vereine versuchten trotzdem, ihre Meisterschaft weiterzuspielen und firmierten unter dem Namen Szlovák Labdarúgó Szövetséget (SLSZ – Slowakische Fussballvereinigung). Insgesamt 86 ungarische Vereine gründeten am 12. Oktober 1919 diesen Fussballbund, der allerdings nicht lange Bestand hatte.
Ein Grund, warum dieser Verband gegründet wurde war sicherlich der im Heimatland tobende Bürgerkrieg - Bela Kuns Räterepublik geriet immer mehr unter innerem und äusserem Druck - und die Tatsache, dass die ungarische Identität als nunmehrige Minderheit erhalten werden sollte.
Mit der Gründung der Československá asociace fotbalová, ČSAF am 11. September 1921 war aber auch dieser Verband eigentlich Geschichte. Es gab ihn zwar noch, aber nur als einen von vier Verbänden. Neben dem tschechischen Verband mit Mittelpunkt Prag, den slowakischen Verband, den deutschen Verband und eben den ungarischen Verband. Der wichtigste war selbstverständlich der tschechische Verband, seine Vereine spielten die eigentliche Meisterschaft aus. Zwischen den slowakischen und den ungarischen Verbandsmeisterschaft wurde schlußendlich die slowakische Amateurmeisterschaft ausgespielt.
Quellen:
[PDF] HADTUDOMÁNYI SZEMLE - UNI-NKE - Free Download PDF (hugepdf.com)
Claudio Nicoletti | Claudio Nicoletti's site on European Club Cups and Domestic Leagues
www.magyarfutbal.hu
Unser Platz
Als am 24. September 1921 die
Presse die Eröffnung der Kennergasse 3 (damals auch irrtümlich mit Nummer 4
betitelt) verkündete, hatte die lange Suche nach einem Fussballplatz endlich
ein Ende. Der Favoritner Athletik Club war zuhause angekommen.
Die Geschichte des FAVAC ist eine
Geschichte des Bezirkes. Am 1.8.1910 aus der Taufe gehoben, im Dezember dem
Fussballverband beigetreten, haben die Rotschwarzen nie die großen Erfolge
ihrer Nachbarn Hertha, Rudolfshügel und FC Wien erreichen können, waren aber
immer ein Bezirksverein. Ihren ersten Platz auf der berühmten Steinmetzwiese, 1911
angemietet konnten sie 1912 einweihen, das erste Spiel gegen Poszonyi Ujvarosi Labdarugo
Egyeszület 1907, damals in der Videki Bajnoksag – Dunantuli Kerület, Poszonvideki
alostaly (Gebietsliga, Transdanubien, Bezirksliga Pressburg) ansässig, ging unentschieden
aus. Dieser erste Platz mit Eingang in der Gudrunstraße konnte aber nur bis
1915 behalten werden, danach beschlagnahmte die K.u.K. Armee das Gelände und
errichtete darauf das Kriegsspital No. 5.
In manchen Publikationen über
diese Zeit wird der erste FAVAC-Platz immer wieder mit jenem der Hertha
verwechselt. Hertha Wien spielte lange Zeit an der Laaerbergstraße, dem
heutigen Leopold-Böhm-Park, ehe sie im Oktober 1917 an der Adresse
Quellenstraße 73 (und nicht 24, wie manche meinen – dort war das Wohnhaus von
Matthias Sindelar) ein Stadion errichteten. In einer Zeit, wo Krieg und Armut
herrschte, ein bemerkenswerter Fakt.
Den alten Herthaplatz übernahmen
danach einige andere Vereine wie die „Favoritner Lyon“, die „Favoritner
Bewegungsspieler“ und auch der FAVAC spielte zeitweise dort, wenn sie nicht am
Südsternplatz, dem späteren FC Wien Platz (heute eine Wohnhausanlage mit innen
gelegenem Park) ihre Packln zerrissen. Vielleicht kommt aus dieser Tatsache die
Verwechslung zwischen der Steinmetzwiese und dem Herthaplatz.
Jedenfalls, an diesem 24. September
1921 wurde der Platz eröffnet: Die Stehplatztribünen waren aus dem
Aushubmaterial des Amalienbades geformt (bzw. wurden daraus geformt, da der Bau
des Amalienbades 1922 begann), es gab ein kleines Kassenhäuschen am heutigen
Eingang samt Umkleideraum und einen großen, 120 x 80 Meter messenden Rasen.
Dazu muss man wissen, dass die Mindestmaße der damaligen Plätze um einiges
größer waren als heute, aus diesem Grund durfte der Rennweger SV 1911/12 auch
nicht an der Meisterschaft der damaligen 1. Klasse teilnehmen. Wobei – der heutige
Rennwegerplatz wurde erst 1919 eröffnet. Es ist alles ein bischen verworren in
dieser Zeit und für Interessierte heutzutage nur schwer zu recherchieren. Ebenso
das Datum und der Gegner der ersten Partie auf dem neuen FAVAC-Platz. Die
dazugehörigen Unterlagen sind entweder im Krieg verschollen oder von einem
anderen „Historiker“ zwecks Sicherung anderswo deponiert worden. Man weiß es
einfach nicht. Leider ist das Archiv des Wiener Fussballverbandes – trotz mehrmaliger
Nachfrage – für diese Recherchen nicht geöffnet. Schade eigentlich.
Der FAVAC Platz war zu dieser
Zeit noch fast komplett „im Freien“, sprich nicht von Wohnhäusern umgeben. Diese
kamen erst in den Jahren 1925 bis 1935 bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg hinzu. Die
Laaerbergstraße hieß damals noch Laaer Straße und war von Fussballplätzen
gesäumt. Heute tut man sich schwer, diese Plätze am Plan zu finden, so stark
hat sich das Stadtbild hier verändert. Die Südosttangente tut ein Übriges zu
dieser Verwirrung.
Die erste große Sanierung des
Platzes fiel in den Aufstieg des FAVAC im Jahre 1935 – damals war man erstmals
erstklassig. Leider zog sich diese Sanierung über das gesamte Jahr hin, sodass
das eigentliche Eröffnungsspiel gegen die Wiener Austria auf fremden Platz
ausgetragen werden musste.
Dann brach der Zweite Weltkrieg aus und der Spielbetrieb zum zweiten Mal nach
1914 zum Erliegen. Die Männer mussten einrücken, viele kamen – wie schon im letzten
Weltkrieg - nicht mehr zurück. Der Platz war in Mitleidenschaft gezogen, die
letzten Kämpfe um Wien, die gerade in Favoriten heftig waren (nach dem Krieg
stellte man fest, dass Favoriten der am meisten zerstörte Bezirk Wiens war)
forderten ihren Tribut. Im Buch „Die Schlacht um Wien“ findet man ein Bild
einer russischen Granatwerferstellung neben dem Platz, dahinter der zerstörte „Farbenkastlbau“.
Ulli Fuchs und Wolfgang Slapansky beschreiben in ihrem Buch „Trümmer und Träume“
die harten Nachkriegsjahre und illustrierten sie mit Fotos des zerstörten
Bezirkes.
Laut Zeitzeugen versuchten die
Russen nach dem Krieg kurzzeitig, Kartoffeln auf dem Platz zu züchten,
scheiterten aber. Dies könnte daraus resultieren, dass ein Teil des Platzes
über einer alten Zisterne – von ca. 1880 bis Ende des Ersten Weltkrieges war in
der Nähe eine chemische Fabrik – liegt. Wie auch immer, spätestens 1947 hatte
der FAVAC wieder eine schlagkräftige Mannschaft, die im Wiener Fussball
mitmischte.
Die alten Gebäude waren bald zu
klein und Anfang der 60er Jahre, genauer zwischen 1962 und 1964 bekam der Platz
die heute noch charakteristischen Gebäudeensembles, die in den 80ern noch einmal
erweitert wurden. In diese zweite Bauphase fiel auch die Schaffung eines neuen
Rasens (der FAVAC Platz hatte davor jahrzehntelang einen Rote-Erde-Platz),
Bürgermeister Leopold Gratz eröffnete diesen im September 1979.
Wenn alles gut geht, ist mit
Anfang 2022 dieser Rasen Geschichte, derzeit wird am Platz ein Kunstrasen
verlegt.
Die 80er und 90er Jahre waren die
zweiten Goldenen Zeiten des Vereines, Aufstieg in die zweite Liga, Aufstieg in
die erste Liga, Stadthallensieg, Einzug ins Halbfinale des ÖFB Cups – all das
kostete Geld, das der Verein nicht hatte. Um den Spielbetrieb trotzdem auf
diesem Niveau halten zu können, wandten sie sich an Alle, die ihnen Geld
versprachen. Leider haben sie dieses Geld nie wirklich bekommen.
Das Ergebnis: man war pleite. In
diese Zeit fiel dann auch dank der Bezirkspolitik der Bau des heute so
markanten Gebäudes an der Laaer-Berg-Straße. 1999 fertig geworden, hat es dem
Verein, wie man so schön sagt, „den Arsch gerettet“. Inklusive Tribüne, die nur
leider nicht im ursprünglichen Bauplan eingezeichnet war und die es deshalb bis
2001 offiziell nicht gab. Typisch Wienerisch.
Als die Tribüne dann endlich baulich
abgenommen war, stieg der FAVAC wieder in die Stadtliga auf.
Zunächst eine reine
Stehplatztribüne, bekam sie Ende der 2000er Jahre durch einen Sponsor die alten
Klappstühle des Hanappistadions (wie übrigens auch den Spielertunnel), die im
Ursprungszustand belassend, elegant angelehnt wurden. Einige Jahre konnten sich
die ehemaligen Dauerkartenbesitzer aus Hütteldorf „ihren“ Sessel am FAVAC-Platz
angucken. Heute gibt es richtige, angeschraubte Sitze. Ein Verdienst des
derzeitigen Obmannes.
Derzeit wird der Platz wieder
massiv umgebaut, der Rasen bekommt einen Kunstbelag, die letzten Reste der
Stehplatzwälle werden vermutlich auch neu konzipiert und entlang der Kantinenfront
ist nun neben einer Sitzbankreihe auch eine Veranda mit Getränkeausschank
verankert. Die Container des Fanshops gibt es seit den 90er Jahren.
Leider konnte pandemiebedingt das
hundertjährige Jubiläum des Platzes nicht gefeiert werden, trotzdem ist unser
Platz einer der ältesten, ununterbrochen bespielten Plätze Wiens und vermutlich
der älteste noch existierende in Favoriten selber.