Montag, 24. März 2014

Meine Meinung dazu

Keine Politik im Stadion

Ich habe mir in den letzten Tagen und Wochen wieder einmal die halblustige Diskussion über Politik im Stadion durchgelesen und möchte dazu jetzt auch mal etwas – nichts Essentielles aber doch – loswerden.

Immer wieder wird von vielen Leuten die ins Stadion und dort in die Fansektoren gehen ein „Politik raus aus der Kurve“ propagiert, wobei das natürlich per se ein Nonsens ist, weil schon alleine die Tatsache zu diesem oder jenem Verein zu gehen eine politische ist. Ja es ist natürlich auch eine Herzensangelegenheit aber vielmehr eine bewusste Entscheidung und genau deswegen auch in diesem Kontext zu sehen. Und da die Kurven mit Menschen gefüllt werden hat auch jeder seine ganz eigene Lebensphilosophie, der eine mag das lieber als das andere, der eine mag alle, der eine mag gar keinen. Solls geben. Eine (politische) Meinung darf und muss jedem zugestanden werden. Man kann ja auch durchaus darüber diskutieren und sich austauschen. Nur muss das verbal passieren.

Eine gute argumentative, manchmal auch ins Emotionale abdriftende Diskussion gehört zum sozialen Leben eines jeden Menschen dazu, egal zu welchem Thema. Problematisch wird es dann, wenn die Argumente ausgehen und die Gewalt Einzug hält. Jemanden mit Gewalt von seiner Meinung zu überzeugen ist Diktatur – egal aus welcher Ecke. Ob von Links, von Rechts, aus dem klerikalen Umfeld oder der Mafia – das alles ist abzulehnen.

Ebenso ist das Einteilen und Klassifizieren von Menschen aufgrund von Kleidung, Symbolen etc. ein Schwachsinn sondergleichen, weil ja jeder das anziehen will, kann, darf und soll was ihm gefällt. Diese Sichtweise kommt jetzt nicht vom Fussball (oder der Politik) sondern wird immer dann hervorgeholt wenn es darum geht, Argumente gegen sexuelle Gewalt gegenüber Frauen zu finden. Ein kurzer Rock heisst noch lange nicht etc…..Man kennt dies ja. Wenn jetzt aber jemand diesen oder jenen Kopf, diesen oder jenen Stern etc. im Stadion trägt ist er automatisch – unabhängig davon, ob seine politische Meinung überhaupt bekannt ist – eingeteilt. Langhaarig und roter Stern = Links, Glatze und Totenkopf = Rechts. Begründet wird das immer damit, das sich der Träger als mündiger Bürger gefälligst zu informieren hat, wie er aus dem Haus geht. Aha. Dies wird oftmals von denjenigen gefordert, die es nicht schaffen, Mensch und Kleidung/Symbolik auseinanderzuhalten bzw. die jemanden nur anhand von Kleidung, Haarschnitt und generell äusserer Erscheinung beurteilen. Oder die von sich selber behaupten, „alle keine Geschichtsprofessoren“ zu sein.

Wobei man natürlich umgekehrt auch sagen kann, dass man sich schon überlegen könnte, wie man aus dem Haus geht, nur sind nicht immer alle Leute so auf ihr äusseres Erscheinungsbild bedacht bzw. wollen manche Leute ja etwas nach aussen hin darstellen, obwohl oder weil sie es in ihrem Inneren nicht sind. Und damit spielen ja auch einige Gruppen und Organisationen: mit der Unsicherheit und der Eindimensionalität der Menschen. Es ist halt bequemer, anhand von Äusserlichkeiten Menschen einzuteilen. Wobei – oftmals stimmt es ja auch, aber nicht immer. Und das ist das Problem, welches man aber leicht lösen könnte. Ein einfaches Nachfragen bei demjenigen könnte da schon Klarheit bringen. Aber wie das halt so ist mit der Kommunikation in unseren Tagen. Man bemüht lieber Foren und soziale Netzwerke als sich miteinander in der realen Welt auseinanderzusetzen.

Ich selber werde ja nicht gerade verdächtigt, ein Rechter zu sein (zurecht) aber ich finde das und das einfach schick – sei es in der Kleidung oder in jenem bestimmten Totenkopf, der ja für alles was „nicht rechts“ ist pfui ist. Ja ich rede vom Brigate Rossonere Totenkopf. Ich weiss natürlich um den Ursprung, welcher bis in das 18. Jahrhundert zurückreicht, mag ihn aber trotzdem. Wie jene Gründer der legendären und weltweit bekannten Fangruppe des AC Milan. Auch sie dürften eine eigene Art von Humor gehabt haben, mischten sie doch Name und Logo wild durcheinander. Jeder der Nanni Ballestrinis „I FURIOSI kennt sowie im Internet fähig ist, alte Bilder aus der Milankurve aufzurufen weiss wie die BRN gegründet wurde bzw. aus welchem (politischen und gesellschaftlichen) Umfeld sie kommen. Alleine schon die Namensfindung, an die in den 70er Jahren aktive BRIGATE ROSSE angelehnt würde dies verraten, wäre da nicht der – PFUI – rechte Totenkopf. Humor a la BRN. Aber vielleicht wollten sie mit dieser Kombination ja auch nur die Leute auf die Schippe nehmen die eindimensional denken und gleichzeitig damit ausdrücken, dass für sie nur der Verein zählt. Ich meine natürlich gibt es Rechte bei der BRN, der derzeitige Capo, Barone ist dem stramm rechten Lager zuzurechnen aber wer glaubt denn ernsthaft, dass eine Gruppe, deren Kern einige Hundert und deren Gesamtmitgliederzahl etwa 5.000 Fans umfasst zur Gänze eine einzige politische Ausrichtung hat ? – Nur der durchschnittliche KRONE/ ÖSTERREICH/ HEUTE Leser der eben gerne das glauben will was ihm andere vorkauen. Selber recherchiert heutzutage ja kein Mensch mehr nach, wozu gibt es Infoblogs, Wikipedia & Co ?


Apropos vorkauen: der andere Fall ist natürlich der, wenn man im Stadion Botschaften veröffentlicht, die gegen Politiker gehen. In der Südstadt gab es bei der Austria ein solches, wo der grüne Justizsprecher Steinhauser (wer ?) zum wiederholten Male attackiert wurde. Einen Politiker, egal ob er im Verein eine Funktion hat oder nicht (Steinhauser sitzt im Kuratorium welches keine grosse Entscheidungsfindung im Verein vornimmt) zu attackieren, IST eine politische Aussage. Zurecht oder nicht, spielt hier keine Rolle (Ich finde die Aktion von Steinhauser für einen Justizssprecher übrigens mehr als bedenklich und lehne so etwas generell ab um das gleich mal klarzustellen.).  Genauso ist es eine politische Aussage, Andersdenkende mit Gewalt von der Tribüne zu prügeln – no na. Wer das abstreitet ist einfach nur dumm oder heisst es gut. Am 31.3.2013 ist genau dies auf der Osttribüne passiert: dort wurden Leute/Fanclubs die sich aus der damals vorherrschenden Protestbewegung rausgehalten bzw nicht mitgemacht haben attackiert und vertrieben. Weil sie eine andere Meinung haben. Von denjenigen, die immer eine unpolitische Kurve fordern. Unter stillschweigender Duldung eines Grossteils der Zuseher und des Vereines. Teilweise sogar von Ordnern des Vereines. Das IST Politik im Stadion. Da gibt es keine zweite Meinung. Damit ist aber auch ein Karussell in Betrieb gesetzt worden, welches sich jetzt fröhlich dreht.

Jetzt schwenkt der Verein in Person von Markus Kraetschmer vollkommen um und versucht eigenes Versagen insoferne zu kompensieren, indem er wild um sich schlägt. Das soll jetzt keineswegs heissen, dass nicht die Richtigen dabei sind, die auf der Osttribüne Selbstjustiz betrieben haben aber es werden viele, viele andere, deren Verbrechen die Anwesenheit in Lokalitäten und – no na – Freundschaften bzw. Kontakten zu gewissen Personen sind getroffen. Kurz und gut Kraetschmer probiert das „Modell Red Bull“ auch bei der Austria umzusetzen – bisher mit Erfolg. Der Austausch der Fanszene soll die Zukunft der Austria als Event- und Modeverein sichern. Zuerst wurden die Hooligans der Tribüne verwiesen, dann ging es den federführenden Ultras an den Kragen und jetzt werden die restlichen Fangruppen mit Hausverboten einerseits, und mit finanziellen Forderungen andererseits konfrontiert.

Die sie natürlich nie und nimmer zahlen können, von wollen mal ganz abgesehen. Warum auch ? Streitpunkt ist in einem Fall ein Doppelhalter der bei einem CL Spiel von der UEFA beanstandet wurde, obwohl die Austria (also der Sicherheitsdienst des Vereines) nichts regelwidriges feststellen konnte und ihn bei der inzwischen obligaten Kontrolle gnehmigte. Mithin also der Fehler des Vereines, der seine Mitarbeiter nicht richtig schulen kann oder will (wer darf schon von 5 EURO Jobbern verlangen dass sie alles wissen ? – Hallo GPA, machens da was Herr Katzian !) und nicht der Fangruppe. Aber auch egal dass da die Logik Pause macht, man will im Nachhinein Stärke zeigen. Gegen wen auch immer. In einer interessanten Aussendung auf ihrem offiziellen Internetauftritt wird dann noch kundgetan, dass man – bei allfälligem Schuldeingeständnis derjenigen Person dann über eine andere Form der Schadensabgeltung (Sozialstunden) reden könnte. Und das nachdem ein Brief des Anwaltes mit einer befristeten Zahlungsaufforderung bei Klagsandrohung verschickt wurde. Der dümmste Kartoffelbauer erkennt hier, dass es sich um ein Manöver handelt, um eine Rechtsgrundlage für eine Klage zu bekommen. Rechtlich bedenklich wie so vieles anderes auch in dieser Causa.

Die Fans ihrerseits spielen dem Verein mit ihrem Verhalten dann auch noch in die Karten weil sie genau das tun, was Markus Kraetschmer und Co erwarten. Medial und auch bei den Spielen selber. Provokationen und (mediale) Attacken gegen Einzelpersonen des öffentlichen Lebens, auch wenn sie nur der „siebte Gartenzwerg von links“ sind sowie provokante Spruchbänder machen es immer leichter, dagegen mit lauteren und unlauteren („I wü des net“) Mittel vorzugehen. Eine Prolongation der ganzen Angelegenheit ist solange garantiert, wie das alte Spiel von „Aktion-Reaktion“ weitergespielt wird. Zum Schaden aller.

Hier werden von allen Seiten Feindbilder geschaffen auf die man seinen Frust und seine Wut prima auslassen kann, ohne dabei zu bedenken das sich die richtigen Drahtzieher und Netzwerke, die sich dahinter verbergen ungestört weiter machen können. Wiederum von allen Seiten. Man wird zum Spielball von Interessensgemeinschaften und politischen Gruppen ohne das Gefühl zu haben, dazu auch wirklich gefragt zu werden. Ich glaube den Leuten schon das sie das meinen was sie sagen, wenn sie ihr „Keine Politik im Stadion“ Sprücherl loslassen nur sind sie in den meisten Fällen bereits von einer Seite/Gruppe/Partei so geschickt instrumentalisiert worden, dass sie es erstens nicht erkennen und zweitens nichts mehr dagegen unternehmen können.

Die einzige Lösung in einer solchen Situation ist der saubere Schnitt, der „Cut“, also die Entscheidung nicht mehr mitzumachen und sich selbst zu hinterfragen bzw. sich und seine Gruppe (so man einer angehört bzw. einer vorsteht) „stillzulegen“ und abzuwarten. Keine Angriffsfläche mehr geben ist das Patentrezept dafür, wer nicht da ist kann nicht angegeriffen werden. Bisher haben das leider nur wenige Personen und Gruppen begriffen. Der Rest macht munter weiter mit der Selbstdemontage. Und das obwohl man ja „Gegen den modernen Fussball“ sein will. Man hilft aber genau denjenigen, die für Kommerz stehen.

Markus Kraetschmer und Co wird es freuen. Sie haben ja eine andere Sichtweise von Fansein. Die Klatschpappen sind sicherlich schon eingelagert.


Amen !