Sonntag, 12. August 2012

Von der Terror- zur Friedensaktivistin

Es gibt schon einige Treppenwitze in der jüngeren deutschen Geschichte. Die Story von Silke Maier-Witt ist eine solche. Hier ist sie: 


Silke Maier-Witt (* 21. Januar 1950 in Nagold) wurde bekannt als Mitglied der sogenannten „zweiten Generation“ der Rote Armee Fraktion (RAF).
Silke Maier-Witt besuchte ab 1960 das Heilwig Gymnasium in Hamburg. In der Hansestadt studierte sie ab 1969 Medizin und Psychologie, während des Studiums arbeitete sie u.a. mit verhaltensauffälligen Jugendlichen.
1977 schloss sie sich – teilweise in Reaktion auf den Hungertod von Holger Meins – der Rote Armee Fraktion (RAF) an. Sie war als Späherin an der Entführung von Hanns Martin Schleyer beteiligt; ihre Hauptaufgaben innerhalb der Organisation lagen meist im Bereich der Recherche und Zubringerdienste. Nachdem 1979 bei einem Banküberfall in Zürich eine Unbeteiligte erschossen worden war, stieg sie 1980 aus der RAF aus und ging in die DDR. Dort ließ sie sich unter dem Namen „Angelika Gerlach“ in Hoyerswerda zunächst zur Krankenschwester ausbilden und studierte später Informationswissenschaften an der Technischen Universität Ilmenau. Bei ihrer Verhaftung 1990 lebte sie unter dem Namen "Sylvia Beyer" in Neubrandenburg. Am 18. Juni 1990 wurde sie in der DDR verhaftet und in die BRD abgeschoben, am 8. Oktober 1991 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und 1995 vorzeitig aus der Haft entlassen. 1994 nahm sie ihr Psychologie-Studium an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wieder auf. Im Anschluss daran absolvierte sie eine Ausbildung in systemischer Familientherapie und war schließlich im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der psychologischen Beratung und der innerbetrieblichen Kommunikation tätig. 1999 erfuhr sie wieder mediale Aufmerksamkeit, als sie sich mit einem Empfehlungsschreiben von Generalbundesanwalt Kay Nehm beim  forum ZFD zur Ausbildung als Friedensfachkraft bewarb. Von 2000 bis 2005 war Silke Maier-Witt in Prizren im Kosovo als Friedensfachkraft des Forum Ziviler Friedensdienst im Einsatz und betreute dort verschiedene Projekte. Im Sommer 2006 betreute sie ein gemeinsames Urlaubsprojekt des Komitees für Grundrechte und Demokratie im Rahmen der Aktion Ferien vom Krieg für albanische (auch Roma) und serbische Jugendliche aus dem Kosovo, das in Ulcinj/Montenegro stattfand. In einem Interview stellte sie Zusammenhänge zwischen ihrer Zugehörigkeit zu einer Terrorgruppe und der Zugehörigkeit ihres Vaters zur SS her.








Silke Maier-Witt

Wir haben nie gefragt, wen löschen wir da aus?“

29.04.2007 ·  Silke Maier-Witt war lange Jahre Mitglied der „Rote Armee Fraktion“. Im Interview spricht sie über ihre erste Waffe, den Mord an Siegfried Buback, Schuld, Scham und den „zurückhaltenden Menschen“ Christian Klar.

Silke Maier-Witt war lange Jahre Mitglied der „Rote Armee Fraktion“. 1977 war sie an der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer beteiligt. Nach ihrer Verhaftung in der DDR hatte Maier-Witt 1991 umfangreich ausgesagt, weshalb sie unter Berücksichtigung der Kronzeugenregelung nach fünf Jahren Haft vorzeitig entlassen worden war. Derzeit arbeitet die heute 57 Jahre alte Psychologin für das Forum Ziviler Friedensdienste in Mazedonien. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung spricht sie über ihre erste Waffe, den Mord an Siegfried Buback, Schuld, Scham und den „zurückhaltenden Menschen“ Christian Klar.