Mittwoch, 22. August 2012

Belgrads Eroberung 1915

9. Oktober 1915: Truppen der Mittelmächte erobern Belgrad. Nachdem kurz nach Beginn des Krieges Belgrad schon einmal kurzfristig eingenommen werden konnte – Serbische Truppen unter General Putnik haben die Stadt schon kurze Zeit später wieder zurückerobert – marschieren die deutschen und k.u.k. Truppen jetzt endgültig ein. Sie sollten die Stadt bis Kriegsende besetzt halten. Die von General von Mackensen, einem alten Kavalleristen, angeführten Truppen der Mittelmächte griffen in einem grossangelegten Zangenangriff die Stadt an und besetzten die sogenannte „Zigeunerinsel“ im Westen der Stadt. Von dort aus drangen die Truppen General v. Köveß über die Festung Kalimegdan in die Stadt ein. Dabei wird die – noch unter den Folgen des Angriffs von 1914 leidende – Stadt schwer in Mitleidenschaft gezogen und grossteils zerstört.

Anbei ein zeitgenössischer Zeitungsartikel:
Aus der "Frankfurter Zeitung":
Die Eroberung von Belgrad
Belgrad ist wieder erstürmt! Die serbische Festung ist in den Händen der Verbündeten. Österreichisch-ungarische Truppen sind abermals als Sieger in die Hauptstadt König Peters eingezogen. Deutsche Truppen kämpfen an ihrer Seite gegen den gemeinsamen Feind. Ein Straßenkampf ist im Südteil der Stadt noch im Gange, aber die beherrschende Höhe von Toptschider, die Belgrad im Süden überragt, ist bereits in den Händen der Armee des Generals von Köveß. Marschall Mackensen ist der Führer der Heeresgruppe, die uns den Durchmarsch durch Serbien erzwingen soll. Der Feldzug schreitet rüstig voran, die schwierigen Flußübergänge vollziehen sich glatt, vor der Armee des Generals von Gallwitz weicht der Feind im Raum östlich von Semendria. Die deutschen Schläge fallen hart und schnell. Die schweren Kampftage, die unseren tapferen Truppen bevorstehen, haben mit einem vollen, weithin leuchtenden Erfolg für die verbündeten Zentralmächte begonnen.

Auszug aus dem k.uk. Heeresbericht:

Die Fahnen Deutschlands und Österreich-Ungarns auf dem serbischen Königsschloß
Wien, 9. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der Feind setzte gestern seine Angriffe gegen unsere galizische und wolhynische Front mit starken Kräften erfolglos fort. In Ostgalizien führte er seine Sturmtruppen gegen unsere Stellungen südlich von Tluste und bei Burkanow. Er wurde überall zurückgeschlagen. Östlich von Buczacz jagte unser Artilleriefeuer ein Kosakenregiment in die Flucht. Auch bei Krzemieniec wiederholten die Russen ihre Angriffe mit dem gleichen Ergebnis wie bisher. Das russische Infanterieregiment Nr. 140 wurde südwestlich von Krzemieniec zersprengt. Bei der erfolgreichen Abwehr der russischen Vorstöße im wolhynischen Festungsgebiet zeichnete sich das Infanterieregiment Nr. 99 durch standhaftes Ausharren in seinen stark beschossenen Gräben besonders aus. Die nördlich von Kolki vordringenden österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte warfen den Feind wieder über den Styr zurück. Die gestern mitgeteilte Gefangenenzahl erhöhte sich auf 6000.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern vormittag wiederholten die Italiener unter Einsatz frischer Truppen noch zweimal den Angriff gegen unsere Stellungen auf der Hochfläche von Vielgereuth. Als diese Anstürme unter schweren Verlusten zusammengebrochen waren, gelang es dem Feinde nicht mehr, stärkere Truppen vorwärts zubringen; einzelne Kompagnien, die noch vorgingen, wurden mühelos abgewiesen. Auf der Hochfläche von Lafraun stand der Abschnitt von Vezzena nachmittags unter heftigem Geschützfeuer. Auch im Raume von Flitsch beginnt sich die feindliche Artillerie wieder zu rühren. Im Abschnitt von Doberdo wurden zwischen San Marino und Polazzo Annäherungsversuche italienischer Handgranatenmänner leicht verhindert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Österreichisch-ungarische Truppen der Armee des Generals der Infanterie v. Köveß drangen gestern in den Nordteil von Belgrad ein und erstürmten das Bollwerk der Stadt, die Zitadelle. Heute früh bahnten sich deutsche Kräfte von Westen her den Weg zum Konak. Auf dem Schloß der serbischen Könige wehen die Fahnen Österreich-Ungarns und Deutschlands. Auch stromaufwärts und stromabwärts von Belgrad vermochte der das Ufer bewachende Feind nirgends den Verbündeten standzuhalten. In der serbischen Posavina und in der Macva wurde er von österreichisch-ungarischen Streitkräften zurückgeworfen.
  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)