Dienstag, 16. September 2014

Schwarzer September

Heute ist ein historischer Tag für die Palästinenser und deren Führung, der PLO (die im Westjordanland eine autonome Regierung führt): Vor genau 44 Jahren, am 16. September 1970 eskalierte der Streit zwischen den Palästinensern und der jordanischen Regierung - die Folge war die Auseinandersetzung, die man später "Schwarzer September" nannte und die Namensgeber für die Terrorgruppe war, die das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft im September 1972 verübte. 

Vorangegangen war der verlorene Sechstagekrieg 1967 und das immer intensiver werdende "Inbesitznehmen" jordanischen Gebietes durch die Palästinenser. Die PLO hatte dort auch Ausbildungslager sowie militärische Anlagen und wurde peu a peu ein Staat im Staate. Dies missfiel dem jordanischen König Hussein zunehmend, der Ton zwischen ihm und der PLO-Führung wurde schärfer. Die PLO duldete keine jordanischen Behörden in "ihren" Gebieten.

Inzwischen hatte die PLO fast 100.000 Bewaffnete in Jordanien und wurde immer selbstsicherer. So griffen palästinensische Freischärler im Juni 1970 die jordanische Geheimdienstzentrale in Amman an, auch wurde ein Attentat auf König Hussein verübt. Daraufhin schlug die Armee zurück und beschoss palästinensische Lager am selben Tag mit schwerer Artillerie. 

Durch eine gemeinsame Erklärung von König Hussein und Jassir Arafat wurden die Kämpfe jedoch bald beendet, jedoch besetzte die PLFP unter Dr. George Habash mehrere Hotels in Amman und nahmen Geiseln, die sie erst freiliessen, als König Hussein einige hochranige Beamte entließ. Die PLFP ist bis heute die Konkurrenzorganisation zur PLO und marxistisch ausgerichtet und hielt sich nicht an den daraufhin vereinbarten Frieden. Anfang September 1970 entführten sie mehrere Passagierflugzeuge mit insgesamt 435 (westlichen) Passagieren und brüskierten so die jordanische Regierung durch Ausrufung einer Volksregierung.

Diese liess sich daraufhin nicht mehr lange bitten, König Hussein verhängte das Militärstandrecht und übergab die operative Führung seinem Militär. Die rund 70.000 gut ausgebildeten, nach britischem Muster trainierten Soldaten griffen daraufhin die Palästinenserstellungen an - ein blutiger Kampf der bis 19. Juli 1971 dauerte begann, der auf palästinensischer Seite - die von syrischem Militär unterstützt wurden - fast 50.000 Menschenleben forderte. Grosse Teile der Hauptstadt Amman, die von den Palästinensern besetzt waren wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Infolge der Kämpfe wurden viele Palästinenser zur Flucht in den Libanon gezwungen, die bewaffneten Streitkräfter der PLO nahezu zerschlagen - ihr Ausbildungs- und Organisationsgrad war ohnehin gering gegenüber der jordanischen Armee und daher ist der Befreiungskampf der PLO um Palästina weit zurückgeworfen worden. Nach dem "Schwarzen September" hatte die PLO bzw. Fatah nie wieder eine zahlenmässig so grosse Streitmacht zur Verfügung wie davor. Damit entfiel auch ein grosses Bedrohungspotential für Israel. Gefährlicher wurde ihnen (bis heute) die neue Guerillataktik, die von der PLO/Fatah angewendet wird.

Überlebende Palästinenser radikalisierten sich zunehmend, Jassir Arafats Führungsrolle wurde immer mehr untergraben und er selber mehr zu einer politischen Symbolfigur denn zu einem echten militärischen Führer. Der neue starke Mann war Ali Hassan Salameh, genannt Roter Prinz, der für das Attentat in München und andere Aktionen in den 70er Jahren verantwortlich war. Gerüchte zufolge war Salameh nicht nur Kämpfer der PLO sondern auch im Sold der CIA. Als diese ihn 1979 fallenliess, wurde er von einem Mossad-Sonderkommando in Beirut ermordet. Salameh war auch Gründer der "Force 17", jener Spezialtruppe die den Schutz der hohen Führer der PLO innehatte. Ihren Namen hatte sie von der Stadtteilvorwahl von Beirut in der sie stationiert war.
Als mutmaßliche Mitglieder gelten:

Das deutsche Nachrichtenmagazin SPIEGEL berichtete 2012, dass der "Schwarze September" massive Hilfe deutscher Naziorganisationen erhalten hat. Begründet wurde dies damit dasss der deutsche Nazi Willi Pohl den Drahtzieher der Anschläge auf das Olympiadorf, Abu Daoud chauffiert und auch bei der Beschaffung von Waffen behilflich war.

Innerhalb der PLO gab es noch eine "Luftwaffe", die unter dem Namen "Force 14" firmiert.

 

In den 70er Jahren benannten sich viele Ultragruppierungen nach den Kämpfern der PLO bzw. deren Aktionen. Neben den vielen FEDAYN Gruppen gab es noch mit dem SETTEMBRE BIANCONERO Ascoli eine Gruppe, die direkt auf diesen Schwarzen September Bezug nimmt.