Samstag, 6. September 2014

Kniet Nürnberg vor der DFL ?

Im Zuge der Aufarbeitung von Vorkommnissen im Zusammenhang mit Anhängern des 1. FCN hat der Verein ein Selbstverständnis ausgearbeitet. Dieses Selbstverständnis dient als Leitbild für alle Fans des 1. FCN und wurde dem Fan-Beirat bei der letzten Sitzung vorgestellt.

Nachfolgend werden Grundsätze für das „Zusammenspiel“ zwischen Verein und Fans definiert, die wir als selbstverständlich erachten und die den Rahmen für eine konstruktive Zusammenarbeit bilden sollen.

Wir setzen voraus, dass

jede Art von Diskriminierung abgelehnt und unterlassen wird. Jeder Mensch, unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Hautfarbe, Herkunft, Glauben, sozialer Stellung oder sexueller Identität respektiert wird.
keinerlei Form von Gewalt von unseren Fans ausgeht und strikt abgelehnt wird.
für Stadien geltende Regeln (Stadionordnung, geltendes Recht, Weisungen des Ordnungsdienstes), insbesondere das Verbot zur Verwendung von Pyrotechnik, akzeptiert und respektiert werden.

Wir möchten, dass

Verein und Fans in einem aktiven Dialog stehen. Wir sind offen gegenüber Vorschlägen und versuchen zu jeder Zeit, die Interessen aller zu berücksichtigen.

Wir setzen uns dafür ein, dass

Reglementierungen stets nach den Grundsätzen der Verhältnis- und Zweckmäßigkeit getroffen werden.

Wir wünschen uns, dass

Fans und Verein sich übereinstimmend verhalten.

http://www.fcn.de/news/artikel/selbstve ... eine-fans/
 
 
Divide et impera oder zusammen stehen und kämpfen
Ya Basta! am 4. September 2014

Nach der Be­stra­fung durch den DFB auf­grund der Py­ro­shows in Fürth blie­ben zahl­rei­che Dis­kus­sio­nen na­tür­lich nicht aus – teil­wei­se lei­der auch mit einer ge­hö­ri­gen Por­ti­on Po­le­mik, Un­ver­ständ­nis und/oder Mut­ma­ßun­gen. Grund genug für das Ya Basta!, die ak­tu­el­len Ge­scheh­nis­se mal zu durch­leuch­ten und zu kom­men­tie­ren.

Schau­en wir uns zu­nächst die Aus­gangs­la­ge an:

Nach einer wirk­lich bei­spiel­haft, weil ver­ant­wor­tungs­be­wusst, durch­ge­führ­ten „Py­ro-​Cho­reo“ gegen Stutt­gart waren die Stim­men fast aus­nahms­los po­si­tiv. So kann Pyro funk­tio­nie­ren – ein tol­ler Fuß­ball­abend. Le­dig­lich der DFB woll­te dies nicht so sehen, blieb bei sei­ner starr­sin­ni­gen Linie und ver­don­ner­te den FCN zu einer Be­wäh­rungs­stra­fe: Bei einem neu­er­li­chen Vor­fall soll­ten die Blö­cke 7, 9 und 11 ge­schlos­sen wer­den.

Nun spa­ren wir uns an die­ser Stel­le einen tie­fer ge­hen­den Kom­men­tar zum DFB-​Sport­ge­richt. Jeder, der nur bei­läu­fig die Fuß­ball­sze­ne in Deutsch­land ver­folgt, weiß, dass sich Ver­ei­ne wie Frank­furt, Bay­ern Mün­chen, Köln oder Ham­burg ein biss­chen mehr (Pyro) leis­ten kön­nen, als bei­spiels­wei­se Dres­den oder eben Nürn­berg. Seit die­ser Lach­num­mer vom Spiel in Frank­furt 2008 haben wir eben ganz schön etwas auf dem Kerb­holz, was nie wirk­lich hin­ter­fragt oder kor­ri­giert wurde. Jeder fol­gen­de Vor­fall wird statt­des­sen mas­si­ver be­straft, als dies bei an­de­ren Ver­ei­nen der Fall wäre und damit haben viele Glub­b­fans schon mal von Grund auf ein Pro­blem – vor allem vor dem Hin­ter­grund, dass über 2 Jahre in Nürn­berg über­haupt keine Py­ro­tech­nik ge­zün­det wurde, was sich um­ge­kehrt auch nicht po­si­tiv aus­ge­wirkt hatte.

Dar­über hin­aus macht sich das DFB-​Sport­ge­richt auch durch seine immer neuen, kol­lek­ti­ven Be­stra­fungs­mo­del­le wie Gäs­te­ver­bo­te un­be­liebt und un­glaub­wür­dig, in des­sen Folge sich Fans mit Kar­ten aus an­de­ren Be­rei­chen ein­de­cken und somit ein un­kal­ku­lier­ba­res Si­cher­heits­ri­si­ko ge­schaf­fen wurde. Denn hier liegt das Ziel nicht in einer sinn­vol­len (= ziel­füh­ren­den) Be­stra­fung bzw. Pro­blem­lö­sung, was man als Maß­nah­me ja noch nach­voll­zie­hen könn­te, son­dern in der Spal­tung der Fans un­ter­ein­an­der.

Nichts an­de­res be­deu­te­te auch die ak­tu­el­le Be­wäh­rungs­stra­fe für die Heim­blö­cke. Die „Be­kämp­fung des Übels“ soll­te an die Kurve wei­ter­ge­ge­ben wer­den – ver­bun­den mit der Hoff­nung, dass sich der Zorn auf­grund der irr­wit­zi­gen Stra­fen we­ni­ger gegen den DFB, son­dern mehr gegen die ei­ge­nen Fans rich­ten möge – und genau de­se­we­gen sind die Stra­fen ja auch so irr­wit­zig und kol­lek­tiv: Sie sol­len Hass (un­ter­ein­an­der) schü­ren und nicht etwa ge­recht sein. Di­vi­de et im­pe­ra – teile und herr­sche. Genau des­we­gen wer­den auch die Ver­ei­ne an­ge­hal­ten, die Stra­fen um­zu­le­gen, was den DFB als Klä­ger und den Ver­ein als An­ge­klag­ten end­gül­tig als Schmie­ren­ko­mö­die ent­larvt.

Gibt es in die­ser The­ma­tik eine sinn­vol­le (=ziel­füh­ren­de) Be­stra­fung?

Wenn man die Ul­tras bzw. deren Denk­wei­se kennt/ver­steht, dann dürf­te jedem die Ant­wort be­kannt sein. Die Ul­tras sind in die­ser Hin­sicht nun ein­mal nicht we­ni­ger starr­sin­nig als der DFB und auf (kol­lek­ti­ve) Stra­fen folgt sel­ten eine Ein­sicht, vor allem wenn man der Mei­nung ist, dass diese über­zo­gen bzw. un­ge­recht sind. Wer würde also ernst­haft glau­ben, dass diese Stra­fen keine neue Span­nungs­fel­der auf­bau­en wür­den?

Ver­su­chen wir uns ein­mal in die Lage der Ul­tras vor dem Derby bzw. nach der Be­wäh­rungs­stra­fe hin­ein zu ver­set­zen, fol­gen­der Ge­dan­ken­gang könn­te na­he­lie­gend ge­we­sen sein:
Da die Be­wäh­rungs­zeit 9 Mo­na­te gel­ten soll­te, könn­ten viele ver­mu­tet haben, dass die­ser Zeit­raum nie ohne Vor­fäl­le blei­ben würde. Ent­we­der wür­den ein paar Ver­spreng­te – wie schon so oft (und auch kurz da­nach auf Schal­ke) – ihren Frus­trauchtopf zün­den oder ir­gend­et­was Un­vor­her­ge­se­he­nes würde pas­sie­ren, wes­we­gen die Schlie­ßung der Blö­cke so­wie­so un­ver­meid­bar schien. Und wer will schon so lange mit einem Da­mok­les-​Schwert über sich her­um­lau­fen? Schluss­fol­gernd könn­te sich dazu ent­schie­den wor­den sein, den Zeit­punkt und die Art und Weise des „Ver­sto­ßes“ selbst zu be­stim­men und das Aus­wärts­der­by schien dafür die per­fek­te und loh­nens­wer­tes­te Ge­le­gen­heit zu sein.

Dar­über hin­aus blieb so­wie­so gar keine an­de­re Mög­lich­keit, als gegen die Auf­la­gen zu ver­sto­ßen. Immer wenn sich der DFB ein neues Be­stra­fungs­mo­dell aus­denkt, muss es – aus Sicht der Ul­tras – um­gan­gen wer­den oder schei­tern. Es darf nicht funk­tio­nie­ren, um auf­zu­zei­gen, dass Py­ro­tech­nik nicht durch Stra­fen zu ver­ban­nen ist. Der from­me Wunsch da­hin­ter: Viel­leicht kom­men so die Ver­ant­wort­li­chen ir­gend­wann ja doch noch zu der Ein­sicht, dass ein ge­mein­sa­mer Weg der er­gie­bi­ge­re und vor allem in allen Be­rei­chen si­che­re­rer Weg ist (und genau darum geht es den Ver­ant­wort­li­chen doch, oder?!). Auch in Fürth blieb der Py­ro-​Ein­satz von Ul­tras Nürn­berg äu­ßerst ver­ant­wor­tungs­be­wusst und bei­spiel­haft – warum kann man daran nicht an­set­zen? Nach­dem der DFB aber schein­bar keine Lö­sung in einem Py­ro-​Kom­pro­miss sehen will, wird sich der Kon­flikt wei­ter zu­spit­zen – so­lan­ge wird je­doch wei­ter ge­fa­ckelt.

Diese Denk­wei­se muss man na­tür­lich nicht tei­len, aber als Ver­ant­wort­li­cher muss man sie in sei­nem Ent­schei­dungs­pro­zess mit ein­flie­ßen las­sen. Und weil es wo­an­ders schein­bar bes­ser funk­tio­niert, anbei ein ak­tu­el­les Video von un­se­ren Freun­den aus Grie­chen­land, was hier na­tür­lich die Be­gier­de weckt:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=fXF14yZ5lOg

… und tu doch nicht so, du magst es doch auch!

Wie geht es nun wei­ter?

Nun muss man kein Pro­phet sein, dass die Ul­tras (und große Teile der Blö­cke 7, 9 und 11) auch diese Stra­fe um­ge­hen wer­den. Be­son­ders schwer dürf­te es nicht fal­len, wenn man be­denkt, dass das (große) Sta­di­on in Zweit­li­ga-​Zei­ten ge­nü­gend freie Plät­ze bie­tet, um sich sogar ge­schlos­sen zu plat­zie­ren. Die Un­ter­stüt­zung von den Rän­gen dürf­te also auch gegen Kai­sers­lau­tern und Leip­zig ge­ge­ben sein – nur eben nicht aus der an­ge­stamm­ten Kurve, son­dern viel­leicht von kurz da­ne­ben. Schon ir­gend­wie pa­ra­dox, wenn sich ei­gent­lich nichts än­dert, außer dem Stand­ort. Mit Si­cher­heit könn­te auch das eine Rolle bei der Über­le­gung, die Be­wäh­rung plat­zen zu las­sen, ge­spielt haben. Was soll­te denn bitte pas­sie­ren? Wir sind uns si­cher, dass hier­zu bald eine of­fi­zi­el­le Info mit dem Al­ter­na­tiv-​Stand­ort fol­gen wird.

Am Ende könn­te es sogar noch einen Ge­win­ner geben, wenn ein Groß­teil der Fans mit um­zieht und die Stra­fe um­geht. Dann winkt dem FCN näm­lich ein sat­tes Plus im 6-​stel­li­gen Be­reich, was das Vor­ge­hen des DFB end­gül­tig ad ab­sur­dum füh­ren würde. Also, Augen offen hal­ten, ein­mal/zwei­mal etwas tie­fer in die Ta­sche grei­fen, zu­sam­men ste­hen und kämp­fen! Es soll­te schließ­lich im In­ter­es­se von uns allen sein, wenn am Ende der DFB viel­leicht doch mal ins Grü­beln kom­men würde.

Denn: Mit Si­cher­heit gäbe es Mit­tel und Wege eine zu­frie­den­stel­len­de Lö­sung für alle Be­tei­lig­ten zu fin­den – was mit­un­ter ein Grund für die Ul­tras sein dürf­te, Pyro eben nicht „ein­fach sein zu las­sen“. Man müss­te es nur wol­len und wenn der DFB seine Be­stra­fungs­mo­del­le mit Hin­blick auf die Aus­wir­kun­gen in der Sta­di­on-​Rea­li­tät der letz­ten 3-4 Jahre re­sü­mie­ren würde, dann dürf­te er – aus sei­ner Sicht – wahr­schein­lich kein po­si­ti­ves Fazit zie­hen. Warum also daran fest­hal­ten? Statt­des­sen könn­ten die Ver­ant­wort­li­chen (bei DFB & Co) ei­ni­ge Span­nun­gen aus dem mo­men­ta­nen Ver­hält­nis neh­men. Oder we­nigs­tens die Mit­tel­al­ter-​Phi­lo­so­phie im Hin­blick auf die Be­stra­fung ab­le­gen. Sie for­dert es ja ge­ra­de­zu her­aus, zu op­po­nie­ren und sich zu so­li­da­ri­sie­ren.
http://yabasta.blogsport.de/2014/09/04/ ... -kaempfen/