Konzernphilosophie
Red Bull ist wiedereinmal in aller Munde, zumindest im
ASB. Wie immer gibt es dort eine Diskussion Tradition vs. Red Bull Konzept
(Moderner Fussball). Und wie immer kommt sie zu keinem Ergebnis. Wie auch. Hier
die Verfechter des Klubfussballs alter Coleur, dort die Jünger einer
Konzernstrategie. Red Bull hat ja mittlerweile mit RB Salzburg, FC Liefering
und dem FC Pasching gleich drei Teams in den ersten drei Ligen Österreichs,
dazu noch – ich nenne es das vierte Team noch eine komplette Nachwuchsriege,
deren Spieler dann offenbar auf die drei Erwachsenenteams aufgeteilt werden
sollen. Weltweit hat Red Bull in Leipzig, New York, Salzburg, Ghana und
Brasilien Fussballteams, wobei letztere nur Nachwuchsakademien sind, die
offenbar dem Zweck dienen, Spieler für die grossen Mannschaften zu liefern. Ein
Fertigprodukt made in „Red Bull“ sozusagen. Daneben haben sie in Österreich
noch mit EC Red Bull Salzburg ein Eishockeyteam und nicht zu vergessen die
beiden Formel 1 Teams Red Bull und Torro Rosso. All das wird durch das Getränk
finanziert, dessen Besitzer, Dietrich Mateschitz vor rund 30 Jahren eine
geniale Idee hatte als er 1982 in Thailand ein belebendes Getränk namens
Krating Daeng kennenlernte, adaptierte und 1987 als Red Bull in den Verkauf
brachte. Vor allem in der jungen, hippen Sportler- und Discoszene machte er
damit schnell Karriere und sponsterte immer mehr Sportevents. 2005 erreichte er
damit auch den Fussball und übernahm den maroden österreichischen Erstlegisten
SV Austria Salzburg. Am 6. April übernahm die Red Bull GmbH die Salzburg Sport
AG. Ein neues unrühmliches Kapitel in der Fussballgeschichte wurde begonnen.
Die kritische Fanszene wurde vor den Kopf gestossen und verbannt, man verlangte
von den übriggebliebenen sowie neu hinzukommenden Fanclubs sogenannte
„Fancharters“ ohne die es eine offizielle Anerkennung, verbunden mit Goodies,
nicht gab und änderte nicht nur Namen sondern auch Vereinsfarben. Violett war
seitdem in Wals Siezenheim nicht mehr gerne gesehen, es musste das Rot-Weiss-Blau
des Konzerns sein. In der ersten Saison fuhr der Verein ein brutales
Marketingkonzept, verschenkte Dauerkarten, hofierte willfährige Fanclubs und
verprellte somit viele altmodisch denkende Fans im ganzen Land. Der „alte“ SV
Austria Salzburg wurde wieder zum Leben erweckt und streitet sich seitdem mit
Red Bull um die Originalität von Namen und Titeln (SV Austria Salzburg wurde am
3. Juni 2005 in einer mehr als umstrittenen Hauptversammlung offiziell in Red
Bull Salzburg umbenannt). Grund dafür war ein Statement bei der
Hauptversammlung, wonach der neue Besitzer sagte: „Keine Kompromisse. Das ist ein neuer Klub. Es
gibt keine Tradition, es gibt keine Geschichte, es gibt kein Archiv.“ (http://derstandard.at/2131208?seite=3)
Bis heute gibt es darüber keine Einigung, einige Red Bull Fanclubs verwenden
weiterhin demonstrativ die alten Farben, was den Anhängern von SV Austria
Salzburg verständlicherweise sauer aufstösst, auch wenn sich RB Salzburg mittlerweile
wieder als Weiterführung des alten SV Austria Salzburgs sieht, was die Fronten
im Originalitätsstreit weiter verhärtet. Dietrich Mateschitz lässt das kalt, er
nutzt gnadenlos jede Lücke in den Verbandsvorschriften aus und installierte mit
dem FC Liefering in der zweiten Liga ein Farmteam sowie in der dritten Liga mit
dem FC Pasching (Cupsieger 2013) einen weiteren Verein. Damit macht er, was er
in der Geschäftswelt auch macht: er positioniert seinen Konzern so, dass keiner
mehr an ihm vorbeikommt. Ob er will oder nicht. Sehr zum Ärger der Fans, die
einfach nur Vereinsfussball sehen wollen und keinen von oben gesteuerten
Meisterschaftsbetrieb, in dem dann die Mannschaft gewinnt, deren Fans am
bravsten waren. Heuer sah man sowas beim Cupsemifinale, wo Red Bull Salzburg
„überraschend“ gegen den FC Pasching verlor, der wiederum den Meister Austria
Wien besiegte und nun als zweites RB-Team Österreich im Europacup vertreten
darf. Auch so kann man FIFA Regularien ausknocken. Und sein Produkt ganz legal werbewirksam
präsentieren. So macht Fussball „Spass“.
Red Bull
Salzburg: Fronten verhärtet
6. August 2005, 14:07Gespräche abgelehnt, Fanbeauftragter dankt ab
Salzburg -
Der Wickel der noch nicht so guten neuen Red Bull Salzburg mit den Fans der
guten alten Austria Salzburg geht weiter. Er wird so lange weitergehen, lautet
eine seitens Red Bulls geäußerte Vermutung, "bis die Mannschaft wirklich
gut spielt und auch gewinnt". Das könnte, nimmt man die erste halbe Stunde
gegen Rapid als Maßstab, recht bald der Fall sein.
Noch
ist sie groß, die Empörung einiger Anhänger. Nun hat sich noch Georg Mayrhauser
gemeldet, eigentlich abgemeldet. Mayrhauser war Fanbeauftragter in Salzburg, er
hat seine "Tätigkeit aus eigenem Entschluss beendet". Ihm sei klar
gewesen, dass Red Bull eine "eigene Philosophie durchsetzen" wolle,
doch passe "die Panzermethode eher zu einem totalitären Regime als zur
österreichischen (Sport)Kultur". Mayrhauser empört sich darüber, dass ihm
von Red Bull Salzburg untersagt wurde, Fanfahrten zu Auswärtsspielen zu
organisieren, empört sich auch über 61 Hausverbote, die der Klub teilweise
gegen "unbescholtene, willkürlich gewählte Personen" ausgesprochen
habe. Red Bull habe mit ihm, Mayrhauser, "keinerlei Kontakt zur Klärung
der Situation oder Durchsicht der Namensliste aufgenommen".
Oberstes
Anliegen der "Initiative Violett-Weiß", der sich nun auch Mayrhauser
anschließen könnte, ist es, die alten Vereinsfarben weiterhin verankert zu
sehen. Stephan Huber, Obmann der Initiative, sagte in einem Interview mit den Salzburger
Nachrichten: "Ein Klub hat drei Konstante, den Vereinsnamen, die
Farben und die Fans. Wenn zwei davon eliminiert werden, haben die Fans ein
Problem." Die Anhänger hatten zunächst "euphorisch" (Huber) auf
das Red-Bull-Engagement reagiert, sie waren davon ausgegangen, dass Red Bull
neben der Klasse (Bundesliga) auch die Klubfarben erhalten würde. Tatsächlich
ist in den Statuten nach wie vor von Violett und Weiß die Rede, gespielt wird
aber in Rot und Weiß. Red Bulls Argument: "Red Bull ist kein Sponsor,
sondern Eigentümer."
Die
Vertreter der Initiative Violett-Weiß beschweren sich darüber, dass der neue
Klub die alten Erfolge außer Acht lässt, und hoffen, dass "Red Bull unsere
weit ausgestreckte Hand ergreift". Gespräche indes wird es nicht geben,
wie Red Bull verlautbaren lässt. "Keine Kompromisse. Das ist ein neues
Team, ein neuer Klub. Es gibt keine Tradition, es gibt keine Geschichte, es
gibt kein Archiv." (fri, DER STANDARD Printausgabe 2.
August 2005)
http://redbulls.com/soccer/salzburg/de/geschichte.html