Wie Fortuna Köln sich vor Aachens Neonazis duckt
Am Freitag beginnt die Regionalligasaison mit dem Spiel Fortuna Köln gegen Alemannia Aachen. Weil die Gäste ein Problem mit rechtsextremen Fans haben, müssen die Kölner die Anti-Nazi-Banner einrollen. Von Tim Röhn
Es ist das Duell zweier Fußball-Klubs mit großer Tradition: Am Freitagabend (19 Uhr) empfängt Fortuna Köln zum Saisonauftakt in der Regionalliga West Drittliga-Absteiger Alemannia Aachen. Zwischen 4000 und 5000 Zuschauer werden im altehrwürdigen Südstadion erwartet, die Vorfreude ist riesig.
Einigen Fans der Fortuna wurde die Laune allerdings schon vor dem Anpfiff gründlich verhagelt. Wie die "Welt" erfuhr, ist es der Anhängerschaft am Donnerstagabend vom Verein untersagt worden, Fahnen, Banner und Plakate mit antirassistischen Äußerungen im Stadion zu platzieren. Konkret geht es um Banner mit der Aufschrift "Kein Fußball den Faschisten!" und "Fight Racism!", die seit mehreren Jahren bei Fortuna-Heimspielen im Südstadion aufgehängt werden.
Hintergrund des Verbots ist offenbar die Tatsache, dass Alemannia Aachen seit Jahren ein Problem mit rechtsextremen Fans hat. Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden gehören der Fangruppierung "Karlsbande" mehrere Neonazis an, darunter ehemalige Mitglieder der mittlerweile verbotenen "Kameradschaft Aachener Land".
"Aachen Ultras" aufgelöst
Nachdem die linksgerichteten "Aachen Ultras" mehrfach von "Karlsbande"-Leuten bedroht und angegriffen worden waren, löste sich die Gruppe im vergangenen Januar auf. Es war eine Kapitulation vor der Gewalt, die nach Ansicht der Polizei auch am Freitagabend in Köln droht. Mit 100 Problemfans aus Aachen rechnen die Behörden.
Die sollen – das haben die Bosse von Fortuna Köln entschieden - durch antirassistische Parolen nicht verärgert werden. Fortuna-Pressesprecher Stephan Gohlke sagte der "Welt": "Wir wollen keine Provokationen schüren. Daher haben wir uns entschieden, Banner mit politischen Aussagen zu verbieten. Wir wollen ein sauberes Fußballspiel und keine Auseinandersetzung drumherum."
Hintergrund sei der Ärger beim Mittelrheinpokalfinale im Mai, das Köln gegen Aachen gewonnen hatte und damit in den DFB-Pokal eingezogen war. "Damals stürmten Aachener Fans nach dem Schlusspfiff den Platz. Unsere Fans brüllten 'Raus mit den 'Nazis!'", so Gohlke. Am Freitagabend nun wolle der Klub dafür sorgen, dass es nicht erneut Ärger gibt.
Verbot gilt auch für das Rückspiel
Das Verbot hatte einer der Fanbeauftragten unter anderem dem Fanklub "SC Mülltonn" per Internet mitgeteilt. In dem Schreiben heißt es nach "Welt"-Informationen, dass es einen "gewissen Beigeschmack" habe, falls das Plakat mit der Aufschrift "Kein Fußball den Faschisten" ausgerechnet gegen Aachen gezeigt wird.
Ein gut gemeinter Ratschlag lautete: Wenn man gar nicht auf die Aachener eingehe, biete man ihnen auch keine Plattform. Im übrigen gelte das Verbot auch für das Rückspiel in Aachen.
Die betroffenen Kölner Fans sind erzürnt. In einer Stellungnahme des Fanclubs "SC Mülltonn" heißt es, dass es Fortuna Köln "einmal gut zu Gesicht gestanden" hätte, "deutlich gegen diskriminierende Verhaltensweisen Stellung zu beziehen. Keineswegs nachvollziehen können wir die Reaktion des Vereins, antirassistischen Fans ihre Meinungsäußerung zu untersagen, da diese als Provokation aufgefasst werden könnte."
"Respect"-Fähnchen hochhalten
Erfolgreich war der Protest der Anhänger bis Freitagnachmittag nicht. Nach Informationen der "Welt" hat der Klub den Ordnungsdienst angewiesen, penibel darauf zu achten, ob Plakate mit antirassistischen Äußerungen gezeigt werden und, wenn ja, diese umgehend einzukassieren.
Eine Kampagne der Verbände für mehr Toleranz und Miteinander im Fußball unterstützt Fortuna Köln dagegen gerne: Vor dem Anpfiff sollen auf dem Rasen mehrere "Respect"-Fähnchen hochgehalten werden. Nach Einschätzung des Klubs ist das für die Rechtsextremen unter den Alemannia-Fans kein Problem.
Die vierte Liga ist mit einem Eklat in die Saison 2013/14 gestartet. Denn laut einem Bericht der "Welt" hatte die Klubführung von Fortuna Köln seinen Fans verboten, Anti-Nazi-Plakate mit ins Stadion zu nehmen. Der Grund: Die Verantwortlichen hatten Angst vor Gewalttätigkeiten durch rechtsextreme Fans von Alemannia Aachen."Wir wollen keine Provokationen schüren. Daher haben wir uns entschieden, Banner mit politischen Aussagen zu verbieten. Wir wollen ein sauberes Fußballspiel und keine Auseinandersetzung drumherum", sagte Fortuna-Pressesprecher Stephan Gohlke vor dem Regionalliga-Spiel gegenüber der "Welt".
Bonmot am Rande: Mit den EAGLES SUPPORTERS Fortuna Köln ist die älteste Ultragruppierung im deutschen Sprachraum aktiv, die es immerhin schon seit 1986 gibt, zwei Jahre vor Gründung der Ultras Rapid 1988.