2. September 2012, 19:53 Uhr
Leipziger Derby: Ausschreitungen nach Viertliga-Rekord
Nach dem Jubel über den Zuschauerrekord folgte das Entsetzen über die Chaoten.
Leipzig - Nach dem Jubel über den Zuschauerrekord folgte das Entsetzen über die Chaoten. Ausschreitungen überschatteten das Stadt-Derby der beiden Leipziger Regionalligisten RB und Lok Leipzig (3:1) in der Red Bull-Arena, wo 24 795 Zuschauer für einen Viertliga-Rekord in Deutschland sorgten. Mehrere Anhänger beider Vereine beschimpften sich nach dem Spiel am Sonntagnachmittag auf einem Parkplatz vor dem Stadion. Als Ordner einschreiten wollten, seien sie auf einem Parkplatz von rund 300 Lok-Anhängern attackiert worden, berichtete ein Sprecher der Polizeidirektion Leipzig am Sonntag. Die zur Hilfe gerufene Polizei habe kurzzeitig Wasserwerfer eingesetzt, um die Auseinandersetzung zu beenden, bestätigte der Sprecher. Elf Lok-Anhänger sind vorläufig in Gewahrsam genommen worden. Während des Spiels hatte die Polizei kaum etwas zu tun. Neben Schmähgesängen wurden zwei Böller- und einige Feuerzeugwürfe registriert, wie Lok-Sicherheitschef Steffen Kubald bestätigte. Noch im Stadion freuten sich beide Vereine über die Rekordkulisse. "Dieser Erfolg gehört beiden Mannschaften, allein hätte keiner der beiden Vereine so viele Zuschauer angezogen", sagte Lok-Marketingchef Frank Müller. Der Traditionsverein Lok hatte extra das Heimrecht mit RB Leipzig getauscht um vorübergehend in die deutlich größere Arena des Konkurrenten zu ziehen. Die bisherige Bestmarke hatte Preußen Münster am 6. Mai 2011 gegen Borussia Mönchengladbach II mit 18500 Besuchern aufgestellt.
Ein Fanmarsch und Ausschreitungen beim Regionalliga-Derby: Lok-Fans attackieren Polizei, Wasserwerfer im Einsatz
Martin Schöler
02.09.2012
Ermittlungsverfahren, fünf beschädigte Polizeifahrzeuge, keine Verletzten. Was für viele im Stadion ein schöner Sonntagnachmittag war, hatte eine Begleitmelodie. Die Polizei hatte sich das Stadtderby zwischen RB Leipzig und dem 1. FC Lok gewiss friedlicher gewünscht. Dabei überwogen bis zum Abpfiff die postiven Momente Leipziger Fankultur. Rund 2.000 Lok-Fans sammelten sich bis 11.45 Uhr am Hauptbahnhof. Viele trugen die blau-weißen Mottoshirts, die die Fangruppe "Scenario" beim vergangenen Heimspiel im Bruno-Plache-Stadion verkauft hatte. Sogar Spieler und Physiotherapeuten der Blau-Gelben hatten bei der Ultragruppierung eingekauft, in welcher sich auch Rechtsradikale tummeln dürfen. Im Stadion sahen 24.795 Besucher ein unterhaltsames Spiel. Und knackten nebenbei den Viertliga-Zuschauerrekord. Die Lok-Fans präsentierten vor Anpfiff eine Riesenblockfahne mit dem Vereinwappen. "119 Jahre Leipziger Fußballtradition" war darunter zu lesen. Die RB-Fans präsentierten ein schlichtes Spruchband: "Die neuen Farben in der Stadt". Dazu schwenkten sie rote und weiße Fähnchen. Beide Fanlager sorgten während der Partie für beste Stimmung. Diese wurde in der ersten Hälfte allerdings durch Böllerwürfe in Richtung der RB-Spieler getrübt, die sich vor der Lok-Kurve aufwärmten. Als sich nach Abpfiff Spieler, Trainer und die meisten Besucher über ein gelungenes Fußballfest freuten, eskalierte vor dem Stadion die Lage. Gegen 16 Uhr suchten Lok-Fans im Bereich des Parkplatzes an der Friedrich-Ebert-Straße die Auseinandersetzung mit RB-Anhängern. Etwa 500 Lok-Supporter attackierten Ordner und Polizisten, schlugen und traten auf diese ein, warfen Steine und Flaschen. Gegen 16.25 Uhr räumten die Beamten unter Einsatz von zwei Wasserwerfern den Stadionvorplatz, drängten die blau-gelben Fans in Richtung Jahnallee ab. Dort griffen rechte Lok-Anhänger zwei Journalisten an. Die Reporter mussten von der Polizei in Sicherheit gebracht werden. Elf Personen landeten in Gewahrsam. Die Beamten leiteten insgesamt 29 Verfahren ein - unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Raub, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz.
Krawalle nach Derby - 500 Lok-Hooligans attackieren Polizei
Mehrere Verletzte durch brutale Übergriffe vor dem Stadion / Elf Festnahmen und 29 Ermittungsverfahren gegen Schläger
Nach dem Stadtderby zwischen RB und Lok Leipzig ist es gestern vor der Red-Bull-Arena an der Friedrich-Ebert-Straße zu brutalen Fan-Krawallen gekommen. "500 Lok-Anhänger haben auf dem Parkplatz am Stadion die Sicherheitsleute und die Polizei angegriffen", so Frank Gurke, Einsatzleiter der Polizei, gegenüber der LVZ. Auch völlig Unbeteiligte wurden Zeugen zufolge von entfesselten Hooligans attackiert. Gegen 16 Uhr seien zunächst die Anhänger beider Mannschaften aneinandergeraten, so Polizeisprecher Christian Schulze. Doch dann attackierten Lok-Fans die Ordner, schlugen und traten auf sie ein. Als die Polizei einschritt, hagelte es Steine und Flaschen aus den Reihen des Lok-Anhangs. Fünf Einsatzfahrzeuge wurden beschädigt. "Es kam auch zu Schlägen und Tritten gegen die eingesetzten Polizisten", berichtete Schulze. Verletzt wurde keiner der Beamten. Lok-Sicherheitschef Steffen Kubald versuchte, die Angreifer zu beschwichtigen. "Das ist einfach nur dämlich", zeigte er sich verständnislos. Gegen 16.25 Uhr räumte die Polizei den Parkplatz, musste dabei zwei Wasserwerfer sowie Diensthunde einsetzen. Einige Beamte griffen auch zu Reizgas. Die Randalierer wurden in Richtung Waldplatz abgedrängt. Nach Angaben des Einsatzleiters sei der Angriff auf dem Stadionvorplatz aus einer Fan-Gruppe gekommen, "die wir eigentlich nicht als gewaltbereit eingeschätzt haben." Das sächsische Innenministerium rechnet bis zu 200 Lok-Fans der Kategorie B (gewaltbereit) und rund 80 der Kategorie C (gewaltsuchend) zu. Zum Spektrum gehören etwa die "Blue Caps LE", die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft werden. Als problematisch gelten auch Mitglieder von "Scenario Lok". "Der Kern der Fangruppe besteht aus bekannten, organisierten Neonazis", so Stadträtin Juliane Nagel (Linke). "Scenario Lok" hatte zu dem gestrigen Fanmarsch vom Hauptbahnhof zum Stadion aufgerufen, rund 2000 Lok-Anhänger demonstrierten weitgehend friedlich. Während des Spiels kam es laut Polizei zu Böllerwürfen aus Block D der Lok-Fans. Von dort wurden auch Plastikfeuerzeuge auf RB-Spieler geworfen. Gegen zwei Tatverdächtige sind Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Im Zuge der Krawalle kamen elf Hooligans in Gewahrsam. Die Polizei leitete 29 Ermittlungsverfahren ein, unter anderem wegen Raub und gefährlicher Körperverletzung. Mehrere Unbeteiligte wurden verletzt. "Wie viele, können wir noch nicht sagen", so der Polizeisprecher.