Auswärtsfahrt
in die Provinz. Wie jedes Jahr mussten wir uns auch heuer wieder über die
Stadtgrenze bemühen, um den Platz neben der Pferdekoppel zu besuchen. Genau,
wir sprechen von Gerasdorf mit seinen verträumten Häusern, einem guten
Dorfwirten und komischen Kindern. Komische Kinder ? – Davon später etwas mehr.
Wir trafen uns am späteren Nachmittag in Mordor-Lepoldau, von wo wir aus
gemeinsam über die Grenze ins Neandertal fahren wollten. In der Station saß ein
musizierender Rumäne, der ungarische Volkslieder sang – auch ganz lustig und
nach und nach trudelten die Leutschen so nacheinander ein. Die Fahrt, heisse
drei Minuten lang, war eher langweilig, dafür konnten wir in Gerasdorf am Bahnsteig
bereits vier jüngere Sportsfreunde in NB-Schuhen erspähen, die offenbar auch
zum Spiel wollten. Die „Gerasdorfer Jungs“ oder wie die „®Ed Army“ jetzt auch
immer heissen mag hatte mobilisiert. Wir freuten uns. Entlang einer
wunderschönen Kellergasse – jedes dieser Dinger war perfekt ausgebaut – ging es
zum „FRANK“ einem Dorfwirten mit eigenem Bier. Ja, gibt’s dort tatsächlich. Und
es ist gut. Nach ein paar Verkostungen ging es weiter zum Platz. Hell
erleuchtet strahlt er schon von weitem einladend, auch die Menschen bewegten
sich dort hin. „Hurra das ganze Dorf ist da“ fällt einem da ganz spontan ein.
Schnell die Kärtchen gekauft und hinein in die gute Stube. Unser üblicher Platz
wurde besetzt, Bier geholt und der Dinge geharrt, die da kommen mögen. Von den
einheimischen Ultras war nichts zu sehen, lediglich die vier vom Bahnhof waren
anwesend. Und viele Nachwuchsspieler. Nun ja. Pünktlich zu Spielbeginn ging
auch unser Support los, der heute als nicht schlecht zu bewerten ist, zumindest
die Pferde stoben panisch davon, als sie uns hörten. Auf der Hintertorseite
schrieen jetzt auch die Nachwuchsspieler, die vollkommen unmotiviert auf den
FAVAC zu schimpfen begannen. Was ist bei denen kaputt ? Achja, es fiel uns
wieder ein: „EUER STAMMBAUM IST EIN KREIS“ – das haben sie ganz offenbar
verstanden, und schimpften trotzdem weiter. Nach einer Weile, das Spiel stand
1-1 nach zwei schönen Toren auf jeder Seite – kamen dann ausgerechnet von dort
zwei Spendensammler zu uns, die höflich gebeten wurden, weiterzugehen, da es
von uns keinerlei Spenden für ihre Frechheiten geben würde. Haben sie irgendwie
nicht verstanden. Egal. Ein Spruchband mit „WIEN GRÜST MORDOR (absichtlich mit
einem S geschrieben, weil Doppel-S ja pfui ist) schmuggelte sich kurz darauf
auf den Zaun. Wir konzentrierten uns auf das Spiel und die Vernichtung von
Jägermeistern, die vom „Gerasdorfer“ vorbeigebracht wurden. In der Pause wurde
unser Flüssigkeitshaushalt ausbalanciert, ehe etwas vollkommen Skurriles
passierte: Der Nachwuchstrainer und zwei Elternteile kamen zu uns und wollten
wissen, warum wir ihre Kinder hauen wollten. Wir standen zwar gute 60 Meter von
den Helden des Nachwuchses entfernt, aber nunja. Nach Aufklärung des
tatsächlichen Sachverhaltes – es hatte sich ja genau umgekehrt verhalten –
entschuldigten sich die Jungs dann „wie Männer“ (jo eh) und wir konnten uns
weiter dem Spiel widmen, das 2-2 ausging. Die Gerasdorfer Jungs waren übrigens
immer noch nicht da und die vier Wiener (zwei aus Favoriten, einer aus Meidling
und einer aus Simmering) standen inzwischen bei uns und hatten so ihren Spaß an
der Sache. Der sich nach Spielschluss fortsetzte, als wir den Platz mit – Pfui
– böser Pyrotechnik erleuchteten, sehr zur Gaudi der Anwesenden. Auch die
Schiedsrichter störte es nicht und so war alles gut. Der weitere Abend wurde in
der Kantine verbracht, wo wir wiedereinmal die Letzten waren, die gingen. Auch
die Schiris nahmen an einer Runde Bier teil, was wiederum dafür spricht, dass
es im Verband nicht nur lauter – wie sage ich es höflich – eingeschränkter
Pfeifenmänner gibt. Nett war es in Gerasdorf.