Dienstag, 14. November 2017

Nach neuerlichen Zusammenstößen zwischen Fans der früheren Grazer Stadtrivalen Sturm und GAK am Wochenende hat der Vorstand des GAK 1902 nun die Verantwortlichen des SK Puntigamer Sturm zu einem gemeinsamen Vorgehen aufgerufen. Es geht dabei um die immer wieder aufflackernde Gewalt unter radikalen Fans der beiden seit zehn Jahren in unterschiedlichen Ligen spielenden Vereine.
Bizarrerweise ereigneten sich die jüngsten Zwischenfälle zwischen den Grazer Fans vergangenen Samstag ausgerechnet nach dem Bundesliga-Spiel Sturm gegen Rapid. Mehrere Busse mit GAK-Fans, die von einem Landesliga-Auswärtsspiel zurückkehrten, hatten vor dem Liebenauer Stadion Halt gemacht. Dabei kam es zu einer Massenschlägerei, bei dem ein Busfahrer durch einen Flaschenwurf verletzt wurde. Danach kam es laut GAK in einem von Rotjacken-Fans frequentierten Lokal im Univiertel zu einem weiteren Zwischenfall mit Verletzten sowie einem geschätzten Sachschaden von 8.000 bis 10.000 Euro.

Gemeinsames Vorgehen

Der GAK-Vorstand veröffentlichte am Donnerstag eine Liste mit den gröbsten Zwischenfällen unter Sturm- und GAK-Anhängern abseits der Fußballplätze und rief die Verantwortlichen des SK Sturm in einem Offenen Brief zu einer gemeinsamen Initiative gegen die immer wieder aufflackernde Gewalt auf. Seitens des SK Sturm gab es zunächst keine Stellungnahme dazu. Es hieß allgemein, jeder derartige Vorfall sei auf das Schärfste zu verurteilen.
Die Landespolizeidirektion Steiermark bestätigte, dass im Zusammenhang mit den Vorfällen vom Wochenende wegen Raufhandel und Körperverletzung ermittelt wird. Es seien 66 Personen überprüft und Messer sowie Sturmhauben und Mundschutze sichergestellt worden, sagte Polizeisprecher Leo Josefus der APA auf Anfrage.

Der frühere österreichische Meister und Cupsieger GAK (Double 2004) stieg 2007 aus der Bundesliga ab, bekam auch für die Erste Liga keine Lizenz und spielt derzeit in der Steiermärkischen Landesliga.
https://kurier.at/sport/bundesliga/der-grazer-fussball-hat-ein-gewaltproblem/297.206.583

Der GAK 1902 distanziert sich entschieden von den gewaltsamen Ausschreitungen, die sich am vergangenen Wochenende vor dem Liebenauer Stadion abgespielt haben. Der Vorstand wird nach Abschluss der Ermittlungen gegen jene Personen, die sich an den Gewalttätigkeiten beteiligt haben, die entsprechenden Schritte einleiten und auch Hausverbote verhängen.

Der Vorfall reiht sich in eine Vielzahl von Gewaltexzessen und kriminellen Handlungen zwischen den beiden Fangruppen ein, die an Anzahl und Brutalität stetig zunehmen. Um das Ausmaß des Problems für die Öffentlichkeit begreifbar zu machen, haben wir versucht, eine Auflistung der schwersten Vorfälle der letzten Jahre zu erstellen:

11.08.2012: Fans des SK Sturm überfallen am Hasnerplatz einen Bus mit GAK-Fans, die von einem Auswärtsspiel in Kapfenberg zurückkehren. Zahlreiche Businsassen, darunter ein Pensionist, werden verletzt.
6.12.2014: Fans des SK Sturm überfallen die Weihnachtsfeier eines GAK-Fanclubs im Cafe „Skurril“ in der Grazer Heinrichstraße. Sie verletzen dabei den Inhaber des Lokals und einen Angestellten. Es entsteht ein Sachschaden von mehreren tausend Euro.
Juli 2016: Zwei GAK-Fans entwenden im Liebenauer Stadion ein Transparent des Fanklubs „Grazer Sturmflut“. Hier beginnt nun eine Reihe extremer Gewalttaten:
Noch am gleichen Tag wird ein GAK-Fan vor seinem Haus von mehreren Vermummten überfallen und zusammengeschlagen. Auf der „Suche“ nach dem Transparent lauern Vermummte der Mutter eines GAK- Fans vor ihrem Haus auf und nötigen sie, ihre Garage durchsuchen zu lassen.

12.8.2016: Vor dem „Club 1902“ ist eine Fangruppe des GAK mit der Anfertigung einer Choreographie beschäftigt. Sie wird von 20-30 Vermummten überfallen. Es gibt diverse leichte Körperverletzungen. Eine geraubte Fotoausrüstung wird in den folgenden Tagen wieder zurückgegeben.
22.10.2016: Eine Gruppe von sieben GAK-Fans wird im Univiertel von ca. 30 Vermummten überfallen.
17.12.2016: Überfall auf eine GAK-Weihnachtsfeier vor einem Lokal in der Abraham-a-Santa Clara-Gasse in Graz. Erneut ausgeführt von ca. 30 Vermummten.
25.8.2017: Bei der Rückkehr vom Auswärtsspiel in St. Anna am Aigen wird ein Bus, besetzt mit 28 Anhängern, Mitarbeitern und Vorstandsmitgliedern des GAK, vor der Karl-Franzens-Universität von den üblichen 20 vermummten Sturmfans überfallen. Es gibt mehrere Verletzte, darunter ein Vorstandsmitglied des GAK 1902 (Rissquetschwunde) und ein Mitarbeiter des GAK 1902 (Nasenbeinbruch). Der älteste Verletzte ist 65 Jahre alt. (Auffallend ist, dass hier, wie bereits beim Überfall am Hasnerplatz, nicht der reine "Kurvenbus" ausgewählt wurde, sondern jener, der allen Interessierten eine Mitfahrgelegenheit bietet.) Den Fanpolizisten, die den Bus begleiteten, gelingt es, einen der maskierten Angreifer festzunehmen. Er wird wegen diverser Straftaten angezeigt.
4.11.2017: Auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel in Bad Radkersburg halten die Busse der GAK-Fans vor dem Liebenauer Stadion, wo zwei Stunden zuvor das Spiel Sturm- Rapid zu Ende ging. Nach kurzen Provokationen entwickelt sich eine Massenschlägerei. Ein Busfahrer wird durch einen Flaschenwurf verletzt.
Noch am selben Abend überfallen 30 Vermummte erneut das GAK-Lokal „Skurril“ in der Heinrichstraße. Von den 15 anwesenden Gästen werden vier verletzt; es entsteht ein Sachschaden von 8.000 bis 10.000 Euro.

Es ist keinesfalls unsere Absicht mit diesem Schreiben den SK Puntigamer Sturm wegen des Verhaltens eines minimalen Prozentsatzes seiner Anhänger zu diskreditieren. Die meisten Straftaten finden, wenn auch in loser Verbindung zum Fußball, abseits der Spiele statt. Auch soll dies keine Aufrechnung der Schuld sein. Fakt ist aber: Wir haben ein Gewaltproblem in dieser Stadt!
Wir möchten daher den Vorstand des SK Puntigamer Sturm und die Vertreter der Fanpolizei dazu einladen, gemeinsam mit uns an einer Entschärfung der Situation zu arbeiten.
Reden wir und handeln wir! Es soll bei Sturm und GAK nur noch um eines gehen: um Fußball!

Der Vorstand des GAK 1902

http://www.grazerak.at/index.php/aktuelles/589-offener-brief-des-gak-1902-anlaesslich-der-gewaltsamen-vorfaelle-in-der-grazer-fussballszene