Fußball-Fans
Ultras, Fans, Hooligans — der schlechte Einfluss der Desperados beim BVB
Dortmund.
Keiner anderen Dortmunder Fan-Gruppe eilt ein so schlechter Ruf voraus wie den Desperados. Sobald es im Umfeld von BVB-Spielen zu Gewaltausbrüchen kommt, scheinen die Desperados ihre Hände im Spiel zu haben. Dabei beeinflusst die Gruppe auch die Mitgliederstruktur der anderen Ultra-Gruppen.
Die Dortmunder Ultra-Gruppe Desperados ist so etwas wie das Sorgenkind der Fanszene rund um den BVB
. Kommt es zu Ausschreitungen, kommt schnell der Name der Gruppe ins Spiel. So auch nach einer Schlägerei in Köln Mitte Januar, bei der ein Mann lebensgefährlich verletzt wurde. Der FC Schalke 04 spielte einen Testkick beim 1.FC Köln. Einige Mitglieder der Desperados besuchten die befreundete Kölner Gruppe „Boyz“. Auf dem Rudolfplatz kam es dann zur Massenschlägerei mit laut Polizei rund 300 Beteiligten. 15 Desperados wurden vorübergehend festgenommen.
Es war nicht das erste Mal, dass die Desperados in dieser Saison negativ aufgefallen waren. Vor dem Heimspiel der Borussen gegen den VfB Stuttgart im November beobachtete die Polizei, wie vor dem Vereinslokal der Gruppe in der östlichen Dortmunder Innenstadt von Kölner Gästen mit Pyrotechnik hantiert wurde – nur eine Woche nach den Ausschreitungen beim Derby auf Schalke. Als die Polizei die Personalien der Gruppenmitglieder aufnehmen wollte, entschieden sich die Fans, in ihren Räumlichkeiten zu bleiben und nicht ins Stadion zu gehen
. Offenbar nicht alle, denn nach dem 6:1-Sieg der Borussia stand ein Mitglied der Gruppe auf dem Zaun vor der Südtribüne – mit einer Geste, die sehr nach Hitlergruß aussah. Der BVB verhängte ein Stadionverbot.
Die Polizei Dortmund liefert Zahlen, die ebenfalls kein gutes Licht auf die Gruppe werfen: Bis zu 150 Mitglieder sollen die Desperados haben. Andere Quellen sprechen von 130, wobei das Hauptproblem der Förderkreis rund um die Gruppe sei. Rund 100 Desperados stuft die Polizei als gewalttätig ein. Allein in den vergangenen zwei Jahren sei es zu rund 20 größeren Vorfällen gekommen, bei denen Mitglieder der Desperados beteiligt gewesen seien. Dazu zählen Straßenschlachten wie im März 2013 am Dortmunder Flughafen
oder der Überfall auf einen mit harmlosen Anhängern des Drittligisten Preußen Münster besetzten Bus im September. Aber auch „viele kleinere Scharmützel an Spieltagen“, sagt Polizeisprecherin Cornelia Weigandt. Sie fasst die polizeiliche Einschätzung der Desperados knapp zusammen: „Besorgnis erregend.“
Polizei: "Gruppe nicht über einen Kamm scheren"Gleichwohl wisse die Polizei, dass sie es nicht mit einer homogenen Truppe zu tun habe. „Man darf die Gruppe nicht über einen Kamm scheren“, so Weigandt. Und weiter: „Auch bei den Desperados unterscheiden wir zwischen gewaltbereiten Straftätern und solchen Fans, die sich für ihren Verein einsetzen.“ Weigandt verweist auf eine Kontrolle, die die Polizei vor dem ersten Heimspiel der Saison 2013/2014 bei den Desperados durchführte
: „Das waren ganz normale Männer und Frauen Mitte 20, keine Kampfmaschinen.“Auch bei Borussia Dortmund wissen die Verantwortlichen um die Heterogenität der Desperados. Ein Verbot der ganzen Gruppe erwägt der BVB daher nicht, wohl aber persönliche Strafen für die Fans, denen Taten nachgewiesen werden können. „Sollten konkrete und gesicherte Erkenntnisse vorliegen, werden wir die ganze Bandbreite ausschöpfen, die uns zur Verfügung steht“, sagt BVB-Pressesprecher Sascha Fligge. In der Konsequenz bedeutet das: Stadionverbot – mehr kann eine privatrechtliche Institution wie ein Fußballklub nicht leisten.
Darum sieht BVB- und DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball auch die Strafverfolgungsorgane in der Pflicht. „Wir werden mit den politischen Akteuren reden müssen, ob die Mittel, die strafrechtlich existieren, ausgeschöpft werden“, sagte Rauball beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball-Liga. Randalierer dürften nicht bloß zivilrechtlich durch die Vereine bestraft werden, sondern müssten auch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden – letztlich also auch mit Gefängnisstrafen.Politiker sehen neben den Vereinen auch die friedlichen Fans in der Pflicht, gegen Krawallmacher vorzugehen. Doch die oft beschworenen Selbstreinigungskräfte der Fanszene greifen bei den Desperados ins Leere. Das BVB-Fanzine schwatzgelb.de beklagte sich vor Kurzem in einem Kommentar, dass die Fans im Kampf gegen Randalierer allein gelassen würden und kritisierte NRW-Innenminister Ralf Jäger, der von den friedlichen Fans gefordert hatte, sich von „Intensivstraftätern“ zu distanzieren: „Was unzählige Staatsdiener in Kampfmontur also bislang nicht geschafft haben, soll jetzt Heinz Müller, 46 Jahre alt, Elektroinstallateur, übernehmen?“, fragt schwatzgelb.de daher und verweist auf die Gefahren, denen sich normale Fans aussetzen können, wenn sie Krawallmacher ansprechen.
Politiker sehen neben den Vereinen auch die friedlichen Fans in der Pflicht, gegen Krawallmacher vorzugehen. Doch die oft beschworenen Selbstreinigungskräfte der Fanszene greifen bei den Desperados ins Leere. Das BVB-Fanzine schwatzgelb.de beklagte sich vor Kurzem in einem Kommentar, dass die Fans im Kampf gegen Randalierer allein gelassen würden und kritisierte NRW-Innenminister Ralf Jäger, der von den friedlichen Fans gefordert hatte, sich von „Intensivstraftätern“ zu distanzieren: „Was unzählige Staatsdiener in Kampfmontur also bislang nicht geschafft haben, soll jetzt Heinz Müller, 46 Jahre alt, Elektroinstallateur, übernehmen?“, fragt schwatzgelb.de daher und verweist auf die Gefahren, denen sich normale Fans aussetzen können, wenn sie Krawallmacher ansprechen.