Mittwoch, 25. April 2012

Wochenende in Genua.....




Eklat in ItalienGenua unterwirft sich den Ultras

23.04.2012 ·  Spielunterbrechung wegen Randale: Die Fußballprofis des CFC Genua ziehen unter Tränen ihre Trikots aus, weil es der Mob von ihnen verlangt. Die Serie A erlebt einen nicht für möglich gehaltenen Tiefpunkt.

Von JULIUS MÜLLER-MEININGEN, ROM


Genua wird gerne als Wiege des Calcio bezeichnet, die Tifosi sind stolz auf ihre Tradition. Vor 119 Jahren wurde der Genoa Cricket and Football Club als erster italienischer Fußballverein von britischen Auswanderern gegründet. Am Sonntag, während des Serie-A-Spiels gegen den AC Siena (1:4), erlebte der Verein den Tiefpunkt seiner Geschichte. Beim Heimspiel im Stadio Luigi Ferraris erwirkten Ultras eine Spielunterbrechung und forderten die Spieler dazu auf, ihre Trikots auszuziehen und der Kurve zu übergeben. Die Fußballer kamen der Anordnung nach. Eine vergleichbare Geste der Unterwerfung unter das Diktat gewaltbereiter Fans ist aus dem europäischen Fußballbetrieb nicht bekannt.
Nach den Ausschreitungen vor dem Länderspiel Italien gegen Serbien 2010 in Genua wurde das Ferraris-Stadion abermals Schauplatz einer Machtdemonstration der Ultras. „Die Kapitulation des Calcio“, titelte „La Repubblica“ am Montag. „Wahnsinn in Genua“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Dennoch widmeten fast alle Zeitungen dem 4:0-Sieg von Tabellenführer Juventus Turin gegen den AS Rom am Sonntagabend mehr Platz - als habe man sich in der Serie A an die dunklen Seiten des Calcio gewöhnt. Immer noch sorgt der Wettskandal für Schlagzeilen, jahrelang machte der Calcio vor allem wegen Fan-Randale von sich Reden, immer noch sind rassistische und antisemitische Ausfälle an der Tagesordnung. Die Unterwerfung des Sports unter den Mob der Kurve wird da wie eine dunkle Episode unter vielen aufgenommen.
Als Tabellensiebzehnter befindet sich der CFC Genua im Abstiegskampf und lag schon nach der ersten Halbzeit 0:3 zurück. Kurz nach Wiederanpfiff wurden die 20.000 Zuschauer Zeugen einer unvergleichlichen Machtprobe. Etwa 60 Ultras hatten sich von der Nordkurve aus Zugang zur Tribüne verschafft und sich bedrohlich über dem Zugang zum Kabinentrakt postiert. Nachdem Siena auf 4:0 erhöht hatte (49. Minute), warfen die Tifosi, die die Spieler in den vergangenen Wochen bereits mehrmals beim Training oder nach Punktspielen eingeschüchtert hatten, Feuerwerkskörper und Rauchbomben auf das Spielfeld. Schiedsrichter Tagliavento unterbrach die Partie.

Weinkrämpfe auf dem Rasen

Dann folgt die eigentliche Apokalypse für den Sport, unter Beteiligung einer Reihe zweifelhafter Protagonisten. Die Profis von Siena verließen den Rasen, als der Schiedsrichter die Partie unterbrach, die Spieler von Genua blieben im Mittelkreis. Kapitän Marco Rossi, einer der Beschuldigten im Wettskandal, versuchte mit den Ultras zu verhandeln, sie zur Ruhe zu bewegen. Doch die Rowdys zeigten sich kompromisslos und drohten mit weiteren Randalen, falls ihre Forderung nicht erfüllt würde: Die Spieler müssten ihre Trikots ausziehen und vor der Kurve niederlegen, weil sie es nicht wert wären, die Farben Genuas zu tragen.
Der Präsident Enrico Preziosi, einst sechs Monate lang wegen Sportbetrugs gesperrt, hatte sich inzwischen unter die Spieler auf das Spielfeld gemischt. Das Idol der Fans, Giuseppe Sculli, diskutierte am Spielfeldrand mit den Fans. Ausgerechnet der von Lazio ausgeliehene Stürmer, Enkel eines Mafia-Bosses aus Kalabrien und in der Vergangenheit ebenfalls wegen Sportbetrugs gesperrt, zog sich dann als einziger das Hemd nicht vom Leib. Sculli wurde anderntags von der Presse gefeiert. Die Mannschaft hingegen erfüllte die Forderung, vor laufenden Kameras und unter den ungläubigen Blicken der Zuschauer.



Schwere Fan-Ausschreitungen in Genua haben am Sonntag die 34. Runde der italienischen Fußball-Serie-A überschattet. Radikale Fans von Genoa warfen im Spiel gegen den AC Siena beim Zwischenstand von 0:4 Rauchbomben, versuchten das Spielfeld zu stürmen und sorgten damit für eine rund 50-minütige Unterbrechung. 

Die Hooligans forderten die Genoa-Spieler auf, ihre Trikots auszuziehen, weil sie der Vereinsfarben nicht mehr würdig seien. Nach Wiederanpfiff der Partie drehten die radikalen Genoa-Fans ihrer Mannschaft den Rücken zu und beschimpften sie mit Sprechchören. Die meisten Zuschauer hatten das Stadion Marassi zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Das Spiel endete mit 1:4. 

Italiens Fußballverbandspräsident Giancarlo Abete verurteilte die Fan-Randale am Sonntag als "inakzeptabel". "Dies sind keine Fußballfans. Solche Leute dürfen nirgendwo mehr ins Stadion", sagte Abete. Die "Gazzetta dello Sport" bezeichnete die Randalierer auf ihrer Internetseite als "Schande" für den Fußball. 

http://www.kleinezeitung.at/sport/fussball/3001781/partie-genua-ausschreitungen-ueberschattet.story