SIE STANDEN IM FORTUNABLOCK
Pyro-Einsatz? Polizei fahndet nach diesen Fußball-Fans
Düsseldorf –
Volle
Offensive gegen Pyro-Chaoten: Die Polizei geht mit neuen Mitteln gegen die
Brandstifter vor – mit offiziellen, richterlich angeordneten Fahndungsfotos. Im
Visier: zwei vermutliche Fortuna-Fans. Die Männer auf den Bildern wurden am 3.
Oktober im Fortuna-Block abgelichtet. Sie stehen im verdacht, beim Auswärtsspiel in
Braunschweig laut Polizeibericht „eine erhebliche Menge an
pyrotechnischen Gegenständen gezündet“ zu haben. Das Amtsgericht Braunschweig
hat die Fotos zur Öffentlichkeitsfahndung freigegeben. Wer Hinweise zur
Identität der Personen geben kann, meldet sich bitte bei der Düsseldorfer
Polizei unter 1312/xxxx oder der Braunschweiger Polizei: 1312/xxxxxxx.
Über's Ziel hinaus...
Mit der Überschrift "Polizei jagt diese Pyro-Chaoten" erschien
am heutigen Tag ein Artikel in der Online-Ausgabe des Express. Der Inhalt des
Artikels ist in ähnlicher Form bereits auch in weiteren Online-Medien
verbreitet. Wir sind schockiert über die Art und Weise der Berichterstattung
und wehren uns gegen einen weiteren Versuch, Fußballfans zu kriminalisieren. Das
Amtsgericht Braunschweig hat die Veröffentlichung von zwei Fahndungsfotos
freigegeben. Diese Methode wird gerne bei schwerkriminellen Straftaten
eingesetzt, um Täter schnell ausfindig zu machen. In diesem Fall geht es um das
Zünden von Pyrotechnik bei einem Fußballspiel, konkret um das Auswärtsspiel unserer
Fortuna in Braunschweig. Dort sind zu Spielbeginn mehrere Bengalische Feuer im
Block gezündet worden. An dieser Stelle sei bereits erwähnt, dass es unseres
Wissens nach keinerlei Verletzte gegeben hat und ein Großteil der anwesenden
Fans besonders dieses Spiel als vorbildliches Beispiel für einen kontrollierten
Umgang mit Pyrotechnik genannt hat. Selbstverständlich möchten wir an dieser
Stelle nicht so tun, als glaubten wir, dass der Einsatz von Bengalischen
Fackeln in Stadien legal wäre. Wir wissen aber ebenso, dass Pyrotechnik seit
vielen Jahren ein fester Bestandteil der Fankultur und für viele Fans nur
schwer aus den Stadion wegzudenken ist. Vor dieser Tatsache sollte man nicht
die Augen verschließen, auch wenn die Meinungen zu diesem Thema auch durchaus
kontrovers sind und auch sein dürfen. Was aber für uns immer deutlicher wird
ist die Tatsache, dass die Bestrafung für eine solche Handlung in den letzten
Jahren mit immer stärkeren Strafen verbunden ist. In den 90er Jahren brannten
Bengalen bundesweit in den Stadien und wurden geduldet. War dies nicht der
Fall, wurde die entsprechende Person meist aus dem Stadion geschmissen und
musste im schlimmsten Fall ein Ordnungsgeld von 35 DM bezahlen. Inzwischen
stellt das Abbrennen einer Bengale zum Teil schon einen Verstoß gegen das
Sprengstoffwaffengesetz dar. Auch die Geldstrafen sind inzwischen in ganz
andere Regionen vorgedrungen, da viele Vereine die (oft auch minderjährigen)
Fans inzwischen auch zivilrechtlich angehen. Die Verhältnismäßigkeit zu anderen
Straftaten ist für viele Fans - und auch uns - nicht nachvollziehbar.Unter
diesen Gesichtspunkten sei erneut erwähnt, dass es eine absolute Katastrophe
ist, dass der DFB der Kampagne "Emotionen respektieren - Pyrotechnik
legalisieren" eine klare Absage erteilt hat. Dort wurde versucht,
Kriterien für den legalen Einsatz von Pyrotechnik zu finden. Es wäre an der
Zeit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Denn immer stärkere Repressionen
gegenüber Fußballfans sorgen auch für immer weitere Probleme. Die Medien
handeln hier leider wieder einmal reflexartig. Der Text der Polizeipresse wird
quasi übernommen und dann wird der Artikel durch eine reißerische Wortwahl
aufgemotzt. Bei den gesuchten Personen gilt selbstverständlich die
Unschuldsvermutung. Die Betitelung eines der Fotos - "Auch nach diesem
vermummten Pyro-Chaoten wird gefahndet." - spricht allerdings eine ganz
andere Sprache. Welche Konsequenzen sich aus einer solchen Veröffentlichung
ergeben können, wurde vor einigen Tagen in Norddeutschland sichtbar. Wir
erwarten an dieser Stelle natürlich nicht einen Lynchmob, aber man stelle sich
vor, ein Arbeitgeber sieht ein solches Foto in der Zeitung, doch bei dem
Abgebildeten handelt es sich um keinen der "Täter". Ein solches Image
wieder loszuwerden ist fast unmöglich und da müssen sich sowohl die Polizei als
auch die Medien, die so etwas unkritisch veröffentlichen, fragen, ob es
verhältnismäßig ist.
http://www.scd2003.de/index.php?option=com_content&task=view&id=581&Itemid=53
Stellungnahme zum Fahndungsaufruf der Polizei
Braunschweig
Der Verein Fortuna Düsseldorf ist mehr als irritiert über
die heutige Veröffentlichung der Polizei Braunschweig und der damit verbundenen
Fahndung nach zwei Personen, die im Rahmen des Fortuna-Spiels bei Eintracht
Braunschweig am 3. Oktober 2011 pyrotechnischer Gegenstände verwendet haben
sollen. Diese Qualität des Fahndungsaufrufes zur Ermittlung möglicher Täter im
Rahmen von Fußballveranstaltungen ist uns bisher gänzlich unbekannt.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass anscheinende Ermittlungsergebnisse der
Polizei Braunschweig bis zum heutigen Tag nicht an den Verein Fortuna
Düsseldorf herangetragen wurden. Weitere Details können erst nach einer
intensiven Prüfung der Sachlage und Vorgehensweise mit den entsprechenden
Stellen übermittelt werden.
http://www.fortuna-duesseldorf.de/nc/pages/news/uebersicht-news/artikel/article/stellungnahme-zum-fahndungsaufruf-der-polizei-braunschweig/index.htm