Das Freikorps Epp war ein militärischer Zeitfreiwilligenverband
in der frühen Weimarer Republik. Benannt nach seinem Führer,
Oberst Franz Ritter von Epp, war das Freikorps
nach der Aufstellung im Frühjahr 1919 zunächst an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Anschließend
wurde das Freikorps als Brigade Epp in die Reichswehr
übernommen und im Ruhraufstand beim Kampf gegen die Rote
Ruhrarmee eingesetzt. Das Freikorps war für sein rücksichtsloses Vorgehen
und Erschießungen von Gefangenen und Zivilisten bekannt. Es wird unter anderem
für die Ermordung Gustav Landauers verantwortlich gemacht. Viele
Mitglieder schlossen sich dem Nationalsozialismus an, darunter neben Epp auch
sein Stabschef Ernst Röhm, sowie Rudolf
Heß, Eduard Dietl, Hans Frank,
Otto
Strasser und Gregor Strasser. Das Freikorps gilt als eine der
„Geburtszellen“ der NS-Bewegung.
Bereits am 4. Februar 1919 hatte das preußische Kriegsministerium den Münchner Zentralrat aufgefordert,
Freiwillige zum Truppenübungsplatz nach Ohrdruf in Thüringen
zu schicken, wo Verbände für den Grenzschutz
im Osten aufgestellt wurden. Die bayerische
Regierung unter Ministerpräsident Kurt
Eisner befürchtete jedoch, dass die bayerischen Freiwilligen tatsächlich in
Bayern
eingesetzt werden sollten, unterband das Absenden von Formationen und
untersagte am 10. Februar die Werbung für den Grenzschutz Ost in Bayern. Am
selben Tag fuhr Epp nach Berlin und ließ sich von Gustav
Noske, Mitglied des Rates der Volksbeauftragten und bald
darauf Reichwehrminister, offiziell mit der
Aufstellung eines bayerischen Freikorps für den Grenzschutz Ost beauftragen.
Noske hatte bereits Ende 1918 bei Epp anfragen lassen, ob dieser sich der Freikorpsbewegung
anschließen würde.
Auch nach der Ermordung Eisners am 21. Februar 1919 hielt
die bayerische Regierung an ihrem Widerstand gegen die Aufstellung eines
bayerischen Freikorps fest und verbot, in Bayern für das Freikorps zu werben.
Fahndungstrupps durchsuchten alle Züge in Richtung Thüringen und nahmen
Reisende nach Ohrdruf fest. Epp, der am 17. Februar noch in München eine Flugblattaktion
hatte durchführen lassen, aber am 25. Februar nach Ohrdruf geflohen war, kam
unter diesen Umständen mit dem Aufbau seines Freikorps nur langsam voran. Am
31. März verfügte er erst über 49 Offiziere, 33 Unteroffiziere und 94
Mannschaften. Als nach der Ausrufung der Münchner Räterepublik am 7. April 1919 die
mehrheitssozialistische Regierung unter Johannes Hoffmann nach Bamberg fliehen
musste, begann Hoffmann die Bildung des Freikorps Epp inoffiziell und gegen den
Widerstand seines Militärministers Ernst Schneppenhorst zu unterstützen. Am 14.
April bat er die Reichsregierung offiziell um militärische Hilfe. Das Freikorps
Epp hatte am 23. April mit ca. 700 Mann Regimentsstärke erreicht und wurde als
„Bayerisches Schützenkorps“ in Ulm konzentriert.
Für den Einsatz in Bayern stellte die Reichsregierung
preußische Freikorps, darunter die Freikorps Görlitz und Lützow sowie die Marinebrigade Ehrhardt, württembergische
Truppen, darunter eine Sicherheitskompanie unter dem
Kommando von Erwin Rommel, und bayerische Freikorps unter dem
Kommando Epps, neben dem Freikorps Epp etwa auch das Freikorps Oberland, zusammen. Die
Regierungstruppen waren insgesamt ca. 20.000 Mann stark. Mit dem Vormarsch
wurde am 27. April 1919 begonnen. Am 28. April nahm das Freikorps Epp Freising, Erding, Wasserburg
und Gars
am Inn ein. In München waren die Roten Garden bereits in Auflösung begriffen,
Späher schätzten ihre dortige Kampfstärke am 27. April noch auf 2.000 bis 3.000
Mann. Nachdem München am 1. Mai eingekreist war, begannen am folgenden Tag
einzelne Freikorps, darunter das Freikorps Epp und die Marinebrigade Ehrhardt,
einen unplanmäßigen und unkoordinierten Angriff. Bereits am Abend des 2. Mai
1919 war München vollständig besetzt und nur an einzelnen Stellen kam es noch
zu Gefechten.
Die Regierungstruppen gingen dabei mit außerordentlicher
Härte gegen jedes Anzeichen von Widerstand vor. Vor allem aber kam es zu einer
Verhaftungswelle, zu Erschießungen und Morden. Legitimiert wurden die vielen
Erschießungen jeweils mit erbittertem Widerstand von Rotgardisten. Die Kämpfe
des Freikorps Epp in Giesing, einer traditionellen Hochburg der Arbeiterbewegung,
galten als besonders schwer. Hierher und in die Au
war das Kampf-Detachement des Freikorps unter dem Kommando von Oberstleutnant Adolf
Herrgott von Lohhof und Harlaching
aus vorgestoßen. Auch spätere Darstellungen aus der Zeit des Nationalsozialismus machen
keinen Hehl aus dem besonders brutalen Vorgehen der bayerischen Freikorps:
„Da kann man nicht
viel Unterschied machen zwischen dem, der wirklich geschossen hat, und dem, den
nur ein unglücklicher Zufall in den Kampf verwickelte. Da muß mancher
Unschuldige dran glauben. Die Oberbayern des Obersten von Epp haben keine Zeit,
langwierige Untersuchungen anzustellen. Bei den Preußen ist das vielleicht
etwas anders.“
– Friedrich Wilhelm von Oertzen:
Kamerad, reich mir die Hände (1933)
Es ist nicht möglich, die Zahl derjenigen anzugeben, die
nicht im Verlauf der Kämpfe starben, sondern ermordet oder im Zuge der
anschließenden Säuberungsaktion exekutiert wurden. Das Freikorps Epp berichtete
am 11. Mai 1919, man habe 200 „Spartakisten“
getötet und selbst sechs Tote gehabt. Schätzungen zur Zahl der zwischen dem 30.
April und dem 8. Mai 1919 in München getöteten Menschen schwanken zwischen 557
und 1.200; wahrscheinlich sind deutlich mehr als 600. Die Polizei München
stellte am 2. Juni 1919 ein Verzeichnis zusammen, wonach 335 Zivilisten während
der Kämpfe ums Leben gekommen seien, davon 184 als Unbeteiligte und 144 als standrechtlich
Erschossene.
Einige Einzelfälle, für die Angehörige des Freikorps Epp
unmittelbar verantwortlich waren, erregten besondere Aufmerksamkeit. Dazu
gehören die Ermordung des Sozialisten Gustav
Landauer bei seiner Einlieferung in das Gefängnis Stadelheim, das auch von
Einheiten des Freikorps Epp bewacht wurde, und des Gymnasialprofessors Karl
Horn, der am 3. Mai auf dem Transport nach Stadelheim erschossen und ausgeraubt
wurde. Andere Opfer konnten nicht identifiziert werden. Im Juni 1919 wurden im
Gefängnisgarten von Stadelheim 32 Leichen exhumiert, von denen elf unbekannt
blieben.
Der militärische Anteil, den das Freikorps Epp an der
Eroberung Münchens hatte, ist umstritten. Kritiker verweisen darauf, dass sehr
viel mehr preußische und württembergische Soldaten an den Kämpfen beteiligt
gewesen seien als bayerische. In jedem Fall machte sich Epp die Situation
zunutze und ließ sich bei einer Parade seiner Truppen auf dem Odeonsplatz
am 5. Mai 1919 als „Befreier Münchens“ feiern. Von diesem Ruhm profitierte er
nicht zuletzt während der Zeit des Nationalsozialismus, als er
zum Nationalheld stilisiert wurde.
Im Mai 1919 wurde das Freikorps Epp aufgelöst bzw. als
21. Brigade (bayerische Schützenbrigade) in die vorläufige Reichswehr übernommen. In die
Brigade wurden weitere Verbände, darunter die Freikorps Oberland und Bogendörfer
integriert.
Bekannte Mitglieder:
- Hans Baumann
- Hans Baur
- Robert Bergmann
- Wilhelm Brückner
- Georg Dechant
- Karl Maria Demelhuber
- Otto Deßloch
- Eduard Dietl
- Oskar Dirlewanger
- Hans
Frank
- Karl Fritsch
- Heinrich Gärtner
- Georg
Haus
- Friedrich Heilingbrunner
- Adolf Herrgott
- Rudolf Heß
- Hans Georg Hofmann
- Franz von Hörauf
- Adolf Hühnlein
- Edgar Julius Jung
- Otto
Lancelle
- Johann-Erasmus von
Malsen-Ponickau
- Benno Martin
- Otto Marxer
- Gustav
Freiherr von Mauchenheim genannt Bechtolsheim
- Albert Miller
- Maximilian von Pohl
- Hans Rattenhuber
- Ernst
Röhm
- Rudolf von Roman
- Heinz Schauwecker
- Hans
Schemm
- Karl Schlumprecht
- Josef Schmid
- Wilhelm Schmid
- August Schmidhuber
- August Schneidhuber
- Ferdinand Schörner
- Walter Schultze
- Gregor Strasser
- Otto
Strasser
- Wilhelm Stuckart
- Karl von Le Suire
- Friedrich Jobst
Volckamer von Kirchensittenbach
- Gerhard Wagner
- Friedrich Weber
- Wilhelm Weiß
- Hans Zöberlein