Als Warschauer Aufstand
bezeichnet man die militärische Erhebung der Polnischen Heimatarmee (Armia
Krajowa, kurz AK) gegen die deutschen Besatzungstruppen im besetzten Warschau
ab 1. August 1944. Er stellte die größte einzelne bewaffnete Erhebung im
besetzten Europa während des Zweiten Weltkrieges dar. Die Widerständler
kämpften 63 Tage gegen die deutschen Besatzungstruppen, bevor sie angesichts
der aussichtslosen Situation kapitulierten. Die deutschen Truppen begingen
Massenmorde unter der Zivilbevölkerung, und die Stadt wurde nach dem Aufstand
fast vollständig zerstört. In Polen wurde eine Kontroverse um das Verhalten der
verbündeten Roten Armee gegenüber dem Aufstand ausgetragen. Die Rote Armee habe
– bis auf die 1. Polnische Armee – nicht eingegriffen, obwohl sie dazu in der
Lage gewesen sei. Dieser Aufstand ist nicht mit dem vorausgegangenen Aufstand
im Warschauer Ghetto des Jahres 1943 zu verwechseln.
Erhebung und Massenmord
Im Juli 1944 fanden
mehrere geheime Sitzungen der AK-Führung in Warschau statt, in denen über
verschiedene Varianten des Aufstandes debattiert wurde. Der Chef der AK in
Polen, General Bór-Komorowski, äußerte bereits in der dritten Juli-Woche – auch
gegenüber der Exilregierung – die Überzeugung, dass ein bewaffneter Aufstand in
kürzester Zeit stattfinden müsse. Man war jedoch vor allem aufgrund des Mangels
an Munition und Waffen noch unentschlossen.
In den nächsten Tagen
kam es zu einer Reihe von Ereignissen, die die AK-Führung und die Exilregierung
immer mehr davon überzeugten, dass die Zeit für einen bewaffneten Aufstand
gekommen sei. Zum Einen wusste man vom Attentat am 20. Juli auf Hitler und den
gescheiterten Umsturzversuchen, zum Anderen verbreiteten sich Meldungen über
den erfolgreichen Ausbruch der Alliierten aus den Brückenköpfen in der
Normandie. Die teilweise Evakuierung deutscher Lagerräume und des
administrativen Apparates der Deutschen aus Warschau ließ einen bevorstehenden
Rückzug der Wehrmacht aus Warschau und einen kurz bevorstehenden allgemeinen
Zusammenbruch Deutschlands vermuten.
Außerdem zeigte die
Bildung des Lubliner Komitees – einer polnischen kommunistischen
Marionettenregierung – durch die Sowjetunion, dass die Sowjetunion ungeachtet
aller Proteste ihre eigenen politischen Ziele durchsetzen wollte; am 29. Juli
verbreitete die kommunistische AL die Falschmeldung, dass die AK-Einheiten
Warschau verlassen hätten. Am gleichen Tag sendete Radio Moskau einen Aufruf in
polnischer Sprache, der die Bevölkerung zur bewaffneten Erhebung aufrief: „Für
Warschau, das sich nie ergeben, sondern immer gekämpft hat, hat die Stunde des
Kampfes geschlagen!”. Am 31. Juli 1944 fand daraufhin eine weitere Versammlung
der AK-Führung in Warschau statt, die jedoch zunächst ergebnislos endete. Als
jedoch am gleichen Tag um 17:30 Uhr der AK-Nachrichtendienst meldete,
sowjetische Panzer hätten bereits die Vorstadt Praga östlich der Weichsel
erreicht, gab der Chef der AK in Polen General Bór-Komorowski, im Einvernehmen
mit der Delegation der Exilregierung aus London, den Befehl, den Aufstand in
Warschau durchzuführen. Alle AK-Verbände sollten am 1. August um 17:00 Uhr
zeitgleich gegen die deutschen Besatzer losschlagen.
Es kam allerdings
bereits vor der festgesetzten Stunde zu vereinzelten Feuergefechten zwischen
AK-Einheiten und deutschen Truppen, da manche der Zellen zufällig von den
Deutschen entdeckt wurden. Damit war das Überraschungsmoment nur in wenigen
Fällen gegeben. Des Weiteren erhielten manche Einheiten den Befehl auch zu spät
oder konnten sich bis 17:00 Uhr nicht mehr vollständig sammeln. Die AK-Zellen
im Stadtzentrum litten aufgrund der kürzeren Wege in ihren Distrikten weniger
unter diesem Manko. Dafür waren sie aber im Gegensatz zu den Kräften im Umland
und den Vororten der Stadt schlechter bewaffnet.
Trotz dieser Faktoren
gelangen den Aufständischen einige Erfolge. So konnten sie im Laufe der ersten
Kampftage das 68 Meter hohe Gebäude der Versicherungsgesellschaft Prudential
als weithin sichtbare Landmarke erobern. Des Weiteren brachten sie das zentrale
Postgebäude der Stadt sowie das Elektrizitätswerk unter ihre Kontrolle. Einige
wichtige Gebäude, wie die Telefonzentrale wurden von ihnen belagert. Ebenso
griffen die Widerstandskämpfer die noch bestehenden Durchgangslager planmäßig
an und befreiten so zahlreiche KZ-Insassen. Im Großen und Ganzen konnten sie
rund die Hälfte Warschaus links der Weichsel unter ihre Kontrolle bringen. Der
polnische Befehlshaber General Bór schilderte die Ereignisse wie folgt:
„Punkt fünf Uhr Nachmittags blitzten, als sie
aufgerissen wurden, Tausende von Fenstern. Von allen Seiten ging ein Kugelhagel
auf die vorübergehenden Deutschen nieder, zerfetzte ihre marschierenden
Kolonnen und prallte gegen die von ihnen besetzten Gebäude. Die Zivilisten
verschwanden im Nu von den Straßen, während die sich zum Angriff sammelnden
Männer aus den Häusern strömten. Binnen fünfzehn Minuten war die ganze Stadt
mit ihrer Million Einwohner zum Kampfplatz geworden. Jeder Verkehr hörte auf.
Der große Knotenpunkt Warschau unmittelbar hinter der deutschen Front mit seinen
aus Nord, Süd, Ost und West zusammenlaufenden Straßen bestand nicht mehr. Der
Kampf um die Stadt war entbrannt.“
Viele strategisch
wichtige Ziele blieben aber in der Hand der deutschen Besatzungstruppen. So
gelang es den AK-Kämpfern nicht, die Weichselbrücken von deutschen Truppen
freizukämpfen. Damit blieb die Ost-West-Verbindung durch die Stadt für deutsche
Truppenbewegungen offen, auch wenn sie von den Soldaten der Heimatarmee ständig
bedroht wurde. Ebenso konnten die Deutschen die Angriffe auf die beiden
Flughäfen der Stadt, die Universitätsgebäude und das Polizeihauptquartier
abschlagen.
Beide Seiten hatten
damit ihre Ziele verfehlt. Die Deutschen konnten den Aufstand nicht
niederschlagen und die AK hatte die Schlüsselpositionen der Stadt nicht in
ihrer Gewalt. Warschau glich nach den ersten Kampftagen einem „Puzzle“ aus
deutsch oder polnisch kontrollierten Sektoren und Gruppen beider Seiten waren
oftmals isoliert und eingekesselt. Die polnischen Widerstandskämpfer hatten
allein am ersten Tag rund 2.500 Soldaten verloren. Die Deutschen hatten 500
Tote zu beklagen. Am 3. August versuchten Panzereinheiten der Division Hermann
Göring, die Straßenverbindung Richtung Osten wieder für den Nachschub an die
Ostfront durchgängig zu machen. Sie scheiterten aber am Feuer der
Aufständischen. Ein zweiter Versuch durch ein Grenadierregiment der Wehrmacht
scheiterte ebenso. Bei diesen Einsätzen wurden planmäßig polnische Zivilisten
von deutschen Truppen als so genannte menschliche Schutzschilde missbraucht.
Doch auch polnische Einheiten sollen während der ersten Stunden der Kämpfe
Kriegsverbrechen begangen haben. So sollen die Insassen des deutschen
Hauptverbandsplatzes in Warschau massakriert worden sein, ebenso sollen
gefangene aserbaidschanische Hilfstruppen von AK-Soldaten getötet worden sein.
Währenddessen war dem
deutschen Oberkommando klar geworden, dass die 20.000 Mann starke Warschauer
Garnison, von denen lediglich 5.000 als gut ausgebildete und ausgerüstete
Kampftruppen angesprochen werden konnten, nicht in der Lage war, den Aufstand
niederzuschlagen. Der Vorschlag des Chefs des deutschen Heeres-Generalstabs
Guderian, Warschau in die Operationszone der Wehrmacht einzubeziehen und diese
für die Niederschlagung des Aufstandes verantwortlich zu machen, wurde von
Hitler zurückgewiesen. Ebenso zeigte sich das Oberkommando der 9. Armee
aufgrund der Kämpfe an der Ostfront sehr widerwillig, sich auch noch den Kampf
gegen die Aufständischen aufbürden zu lassen. Den Auftrag zur Niederschlagung
erhielt der Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der SS-Gruppenführer Heinz
Reinefarth damit beauftragte, da der Stadtkommandant Warschaus Rainer Stahel in
seinem Hauptquartier von Aufständischen umzingelt war. Diesem stand zunächst
nur eine Kampfgruppe aus verschiedenen intakten und teilweise abgeschnittenen
Teilen der Garnison, ein Regiment der 29. Waffen-Grenadier-Division der SS
„RONA“ unter Bronislaw Kaminski, die überwiegend aus Strafgefangenen und
KZ-Häftlingen bestehende SS-Sturmbrigade Dirlewanger, dem Sonderverband
Bergmann, SS-Polizeieinheiten aus Posen (Poznań) und einem 600 Mann starken
Sicherungsregiment, das aus nicht fronttauglichen, älteren Männern aus dem Stab
der 9. Armee bestand. Außerdem bekam er Unterstützung durch die Panzerdivision
Hermann Göring und das 4. Panzergrenadierregiment.
Massaker in Wola
Himmler hatte im Sinne
Hitlers bereits Tage zuvor den Befehl gegeben, sämtliche nichtdeutschen
Einwohner Warschaus ohne Ansehen von Alter, Geschlecht oder Beteiligung am
Aufstand zu töten und die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Durch diese
Anordnung wollte er den Widerstand des polnischen Volkes gegen die NS-Herrschaft
ein für allemal brechen. Infolgedessen endete der Angriff der „Kampfgruppe
Reinefarth“ gegen den westlichen Stadtteil Wola mit einem Massaker an der
Zivilbevölkerung. Schätzungen zufolge töteten die deutschen Einheiten zwischen
20.000 und 50.000 polnische Zivilisten. Die Einheiten vermieden es sogar, den
Kampf gegen die Heimatarmee aufzunehmen. Der Kommandeur der in Wola liegenden
AK-Einheiten bezeichnete seine Verluste an Soldaten mit 20 Toten und 40
Verwundeten. Reinefarth beschwerte sich unterdessen bei seinen Vorgesetzten,
dass die ihm zugeteilte Munition nicht ausreiche, um alle gefangenen Zivilisten
zu erschießen. Die Wirkung des Massakers auf die Zivilbevölkerung ließ nicht
auf sich warten. Wer konnte, versuchte sich in einen von Widerstandskämpfern
kontrollierten Bereich der Stadt zu retten. Dadurch wurde der Kampfgeist der
polnischen Soldaten gestärkt, aber es wurde damit auch der Grundstein für die
Versorgungsprobleme und Überfüllung hinter den Stellungen des Widerstandes
gelegt.
Am 6. August
beschränkte der neu eingetroffene Oberbefehlshaber Erich von dem Bach-Zelewski
den Massenmord aus taktischen Gründen. Frauen, Alte und Kinder wurden vom
Erschießungsbefehl ausgeschlossen und die Durchführung des Massenmords wurde
von den eigentlichen Kampfeinheiten auf speziell gebildete Einsatzgruppen
hinter der Front verlagert. Damit sollte der Fortgang der Morde auch vor der
Zivilbevölkerung verschleiert werden.
Am 13. August 1944
begannen die Deutschen mit 39.000 Soldaten die Offensive gegen die
Aufständischen in der Altstadt. Von dem Bach-Zelewski hatte dieses Ziel
gewählt, um die Eisenbahnbrücken und somit die Nachschubverbindung zur 9.
Armee, die an der Ostfront kämpfte, wiederherzustellen. Ihnen gegenüber standen
6.000 Kämpfer des Widerstands, die sich in dem wenige Quadratkilometer großen
Stadtviertel mit rund 100.000 Zivilisten befanden. Die deutschen Truppen gingen
dabei im Schutz von Panzern und unterstützt durch Artillerie und Luftwaffe entlang
der Straßen vor. Diese Vorgehensweise scheiterte an der Guerillataktik der
Aufständischen. Insbesondere der Einsatz polnischer Scharfschützen wurde von
deutschen Stellen als besonders wirksam beschrieben. Es dauerte mehrere Tage,
bis die Deutschen grundlegende Taktiken der Aufständischen übernahmen und
anstatt der Bewegung unter freiem Himmel Mauerdurchbrüche und Kellergänge sowie
hauptsächlich die Kanalisation zur Fortbewegung nutzten. In diesem Häuserkampf
konnten sie aber ihre zahlenmäßige Überlegenheit an Menschen und schweren
Waffen kaum mehr zum Tragen bringen. Der Kampf um die Altstadt wurde somit zu
einer Schlacht um jeden Raum und jedes Gebäude.
Bis zum 21. August
hatten die deutschen Truppen die AK auf ein Gebiet von einem Quadratkilometer zurückgedrängt.
Sie hatten bis zu diesem Datum rund 2.000 Soldaten durch Tod oder Verwundung
verloren. Die deutschen Verluste beliefen sich bis zum 26. August auf rund
4.000 Mann. Am 31. August entschloss sich das AK-Kommando der Altstadt, die
restlichen Kämpfer und Zivilisten zu evakuieren. Sie zogen sich unbemerkt von
den Deutschen über die Kanalisation in das von der AK kontrollierte
Stadtzentrum zurück. Da sich die deutschen Truppen auf die Altstadt
konzentriert hatten, waren die restlichen Enklaven des Widerstandes noch
relativ unberührt. Der Anblick der evakuierten Zivilpersonen aus der Altstadt
erwies sich für die dortige Bevölkerung oftmals als Schock. Wasser war im
umkämpften Viertel knapp gewesen, da die Deutschen die Wasserversorgung der ganzen
Stadt unterbrochen hatten. Die Benutzung von Brunnen bedeutete unter
Artilleriebeschuss und Bombardement Lebensgefahr. Die Bemühungen der Verwaltung
der Aufständischen, die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten,
scheiterten. Ab dem 20. August waren keine Anästhetika mehr verfügbar und
Operationen wurden bei vollem Bewusstsein durchgeführt. Am 22. August wurden
die letzten Brotrationen an AK-Kämpfer ausgegeben. Rund 25.000 bis 30.000
Zivilisten fanden in der Altstadt den Tod. Deutsche Stellen sprachen von rund
35.000 internierten Zivilisten nach der Eroberung des Viertels. Diese Menschen
erwartete die Deportation zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich. Nach der vollständigen Eroberung der Altstadt
am 1. September 1944 begannen deutsche Truppen verwundete Zivilisten und
AK-Soldaten zu erschießen. Nur in einem Fall verhinderten befreite deutsche
Kriegsgefangene, die von ihren polnischen Gegnern im selben Lazarett wie
Widerstandskämpfer und Zivilpersonen versorgt worden waren, den Massenmord. Des
Weiteren sind Erschießungen gefangener AK-Soldaten durch deutsche Einheiten auch
während der Kämpfe belegt.
Den Aufständischen der
anderen Bezirke gelang es während des Kampfs um die Altstadt, einige lokale
Erfolge zu erzielen. Sie eroberten einige Enklaven, in denen sich die
Besatzungstruppen gehalten hatten, darunter das Gebäude der Telefongesellschaft
PAST. Als höchstes Gebäude der Stadt bedeutete seine Erstürmung am 22. August
1944 einen großen moralischen Erfolg. Auch versuchten die Aufständischen, durch
Angriffe auf strategisch wichtige Gebäude Verbindung untereinander
herzustellen. Dort wo die Deutschen aber nicht selbst abgeschnitten waren,
schlugen diese fehl, so dass die AK immer noch einen Flickenteppich isolierter
Gebiete hielt, die untereinander nicht zusammenwirkten und auch kaum
kommunizierten. Ebenso scheiterte der Versuch, größere Reserven über die
umliegenden Waldgebiete in die Stadt einzuschleusen.
Hoffnung und Agonie
Deutsche Infanteristen
in den Straßen von Warschau, Aufnahme eines deutschen Kriegsberichterstatters
der Waffen-SS
Nach dem Fall der
Altstadt verteidigte der Widerstand noch drei große Gebiete innerhalb der
Stadt. Das Stadtzentrum war von deutschen Truppen in zwei Teile gespalten, doch
umfasste es den stärksten Bezirk der AK. Hier befanden sich 23.000 Soldaten und
die Verwaltung der Aufständischen war hier am weitesten fortgeschritten. Es gab
Zeitungen, einen Postdienst, einen Radiosender sowie eine eigene
Waffenproduktion, in der vor allem Handgranaten gefertigt wurden.
Im Süden des Zentrums
lag Mokotów. Seit den ersten Aufstandstagen, an denen es zu Kämpfen und
Erschießungen durch deutsche Truppen gekommen war, war es hier relativ ruhig
geblieben. Ein Versuch, die Verbindung zum Zentrum freizukämpfen, scheiterte
allerdings Ende August, so dass Mokotów isoliert blieb. Im Norden des Zentrums
hielten die Aufständischen mit dem Bezirk Żoliborz eine kleinere Insel des
Widerstands. Auch hier war die Lage bis zum August vergleichsweise ruhig geblieben.
Das Zentrum wurde aus
zwei Gründen zum nächsten Angriffsziel der deutschen Okkupanten. In ihm
verliefen die Straßenverbindungen Richtung Osten und es war aufgrund seiner
Größe die Hauptstütze der AK. Von dem Bach-Zelewski begann den Angriff am 2.
September 1944. Die Besatzer gingen dabei entlang des westlichen Weichselufers
vor, um die Aufständischen von den eventuell anrückenden sowjetischen Truppen
abzuschneiden. Wie in den Kämpfen um die Altstadt ergaben sich durch die zähe
polnische Verteidigung hohe Verluste unter den deutschen Truppen, doch konnten
die Stellungen gegen die materielle Übermacht nicht gehalten werden. Am 6.
September besetzten deutsche Truppen das Elektrizitätswerk und zogen den Ring
um die Aufständischen immer enger. Bór-Komorowski war von der
Aussichtslosigkeit der Lage überzeugt und erbat am 8. September per Funk die
Ermächtigung zur Kapitulation von der Exilregierung. Sie wurde ihm gewährt,
doch änderte sich die Lage einen Tag später drastisch. Am 9. September griff
zum ersten Mal die sowjetische Luftwaffe ein, bombardierte deutsche Stellungen
und brach die deutsche Luftherrschaft binnen eines Tages. Tags darauf begann
Rokossowskis Angriff auf die östliche Vorstadt Praga. Daraufhin brach der
polnische Oberbefehlshaber die Kapitulationsverhandlungen mit dem deutschen
Befehlshaber ab. Am 14. September hatte die Rote Armee das östliche
Weichselufer vollständig im Griff. Polen und Russen waren nun nur noch wenige
hundert Meter voneinander getrennt.
Die Moral der AK wurde
am 18. September nochmals gestärkt. Die Sowjetunion hatte nun doch einen Flug
der US-Luftwaffe genehmigt. Insgesamt starteten 110 B-17 Flying Fortress, um
Versorgungsgüter über der Stadt abzuwerfen. 104 schwere Bomber erreichten ihr
Ziel und landeten dann auf dem sowjetischen Stützpunkt Poltawa. Aufgrund der
unübersichtlichen Verhältnisse erreichten aber nur rund 20 % der Container den
polnischen Widerstand. Die US-Luftwaffe beantragte die weitere Nutzung
sowjetischer Flugplätze zur Durchführung der Hilfsflüge, erhielt aber bis zum
Ende des Aufstandes keine Erlaubnis seitens der sowjetischen Führung. Dies
blieb somit die einzige Unterstützung des amerikanischen Militärs für den
Aufstand.
Bereits mehrere Tage
zuvor, am 15. September, starteten drei polnische Divisionen Berlings nördlich
und südlich der Stadt den Versuch, die Weichsel zu überqueren. Sie wurden dabei
von sowjetischer Artillerie und der Roten Luftwaffe unterstützt. Die
Kampftruppen der Roten Armee blieben aber immer noch passiv und Berling selbst
beschwerte sich über den Mangel an zur Verfügung gestellter Pionierausrüstung
für den Übergang. So konnten nur wenige Soldaten und ein geringer Teil an
schweren Waffen übergesetzt werden. Nach einer deutschen Gegenoffensive brach
Berling den Angriff am 23. September ab und befahl den Rückzug von den
Brückenköpfen westlich der Weichsel.
Am gleichen Tag
eroberten die deutschen Truppen Żoliborz. Nachdem die letzten dortigen
AK-Einheiten kapituliert hatten, kam es zu einem Massaker an der
Zivilbevölkerung. Vier Tage später kapitulierten die AK-Truppen in Mokotów. Bis
zum Oktober hatten die Deutschen den Widerstand im Stadtzentrum nicht brechen
können. Doch angesichts der aussichtslosen Lage des Militärs wie der
Zivilbevölkerung entschied sich Bór-Komorowski zur Kapitulation. Am 1. Oktober
wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Wenige Tage später erfolgte die
Evakuierung der Soldaten und Zivilisten aus Warschau.
Einer der letzten
Funksprüche der Armia Krajowa aus dem umkämpften Warschau Anfang Oktober 1944,
der in London aufgefangen wurde, lautete:
„Das ist die heilige Wahrheit. Wir sind
schlimmer behandelt worden als Hitlers Satelliten, schlimmer als Italien,
Rumänien, Finnland. Mag Gott der Gerechte sein Urteil über die furchtbare
Ungerechtigkeit fällen, die dem polnischen Volk widerfahren ist, und möge Er
alle Schuldigen strafen. Unsere Helden sind die Soldaten, deren einzige Waffe
gegen Panzer, Flugzeuge und Geschütze ihre Revolver und Petroleumflaschen
waren. Unsere Helden sind die Frauen, die die Verwundeten pflegten und unter
Kugeln Meldedienste leisteten, die in zerbombten Kellern für Kinder und
Erwachsene kochten, die den Sterbenden Linderung brachten und trösteten. Unsere
Helden sind die Kinder, die in den rauchenden Ruinen unschuldsvoll spielten.
Das sind die Menschen Warschaus. Ein Volk, in dem solche Tapferkeit lebt, ist
unsterblich. Denn jene, die starben, haben gesiegt, und jene, die leben, werden
weiterkämpfen, werden siegen und wiederum Zeugnis dafür ablegen, dass Polen
lebt, solange Polen leben.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Warschauer_Aufstand