Samstag, 30. November 2013

Der Wettskandal

Wettskandal um Taboga: So liefen die Schiebereien ab

Von (sn-wid). | 29.11.2013 - 09:56 | Kommentieren
Dominique Taboga, der Ex-Spieler des SV Grödig, brachte einen Stein ins Rollen: Erstmals wird das Ausmaß des mutmaßlichen Wettbetrugs im österreichischen Spitzenfußball sichtbar.
Wettskandal um Taboga: So liefen die Schiebereien ab
Die Spiele mit Manipulationsverdacht.
BILD: SN/SN
Allein der schwer verschuldete Verdächtige Johannes L. als "Belastungszeuge" listete vor der Kripo zehn Partien auf, bei denen es zu Manipulation bzw. dem Versuch dazu gekommen sei.

■ SV Kapfenberg - Rapid am 31. Oktober 2008
Laut Ex-Kicker und Ex-Sportmanager L. wurde mit Taboga und den auch anwesenden Kuljic und Ilir N. vereinbart, dass Rapid mit zwei Toren Unterschied gewinnen und Taboga dafür insgesamt 80.000 Euro bekommen solle. Taboga habe zuvor gesagt, er habe vier weitere Mitspieler, die eingeweiht seien. Ob dies tatsächlich so war, wisse er, Johannes L., nicht. Taboga habe jedenfalls 40.000 Euro im Voraus erhalten. Faktum ist: Rapid siegte 2:0 und laut L. sei die Vereinbarung erfüllt gewesen.


■ Kapfenberg - Sturm Graz am 23. Oktober 2010

Taboga spielte in der Saison 2009/10 in Norwegen, ehe er wieder zu Kapfenberg zurückkehrte. Der Verteidiger habe dann L. mitgeteilt, er habe drei Mitspieler, die über eine geplante Manipulation Bescheid wüssten. Von Ilir N. seien insgesamt 80.000 Euro für alle vier Spieler und für L. zugesagt worden - wenn das Match mit mehr als zwei Toren Unterschied verloren werde. Kapfenberg verlor 0:4. Laut L. war die Vereinbarung erfüllt. Allerdings, so L., habe Ilir N. dann nicht gezahlt.



■ Kapfenberg - Rapid am 3. Dezember 2011

Kurz vor dieser Partie sollen sich Johannes L., Ilir N. und dessen Bekannter Arben T., auch Albaner, erneut mit Taboga getroffen haben. Es wurde wieder eine Niederlage Kapfenbergs mit zwei Toren Unterschied vereinbart. Laut Johannes L. habe Ilir N. gesagt, wenn das Spiel "passend" ende, erhielten Taboga, L. und die anderen Beteiligten insgesamt 150.000 Euro. Brisant: L. gibt an, auch einige Male zu Ilir N. nach Tirana geflogen zu sein.

Dabei habe er einmal 100.000 Euro in bar für Manipulationen abgeholt. Meist aber, so L., sei das Geld für die Spieler von Hinterleuten oder von Ilir N. und Arben T. gekommen.

Das Spiel endete allerdings 0:0 - laut L. war die Vereinbarung damit nicht erfüllt. L. betont, er sei während dieser Partie in Tirana bei Ilir N. gewesen. N. und Arben T. sollen ihn dort tags darauf zu einem Notar gebracht haben, damit er, L., einen Schuldschein über 200.000 Euro unterschreibe, die er dann an N. binnen einiger Monate zurückzahlen müsse.

Wieder in Österreich, hätten die Albaner und auch er, Johannes L., Taboga erklärt, er müsse seine Schulden begleichen.


■ Kapfenberg - Wacker Innsbruck am 17. Dezember 2011 

Taboga habe laut L. vor dem Match von Ilir N. ein Droh-SMS erhalten - demnach müsse er jetzt für eine Manipulation dieses Spiels andere Mitspieler suchen. Taboga habe Angst bekommen und gesagt, er sei krank. Er hat letztlich auch nicht gespielt.

Das Spiel endete 0:1, ob Ilir N. und Arben T. auf das Spiel gesetzt haben, wisse L. aber nicht. 


■ Kapfenberg - Red Bull Salzburg am 17. März 2012

Mit dem im Jänner 2012 nach Kapfenberg gewechselten Kuljic sowie mit Taboga, Ilir N. und Arben T. sei vereinbart worden, dass Salzburg die zweite Spielhälfte gewinnen müsse. Ilir N. habe 40.000 Euro mitgehabt, die für einen zu Manipulationen neu angeworbenen damaligen Kapfenberg-Akteur bestimmt gewesen seien.

Das Spiel endete 1:0 für Red Bull Salzburg (Tor in der zweiten Halbzeit). Laut L. war die Vereinbarung damit erfüllt.
Taboga selbst habe von N. eine Woche später 10.000 Euro erhalten, Kuljic laut L. vermutlich ebenso viel; L. selbst 6000 Euro.


■ Innsbruck - Kapfenberg am 31. März 2012

Weil diese Variante so gut funktioniert habe, solle Kapfenberg wieder die zweite Halbzeit verlieren. Tatsächlich verlor Kapfenberg 0:2, wobei die Innsbrucker (auch) die zweite Halbzeit mit 1:0 gewannen. Taboga habe darauf 20.000 Euro von N. erhalten, L. 10.000 Euro. 

■ Austria Lustenau - Grödig am 10. August 2012 
Nachdem Kapfenberg abgestiegen war, ging Taboga zu Grödig. Dort habe Taboga Johannes L. dessen Angaben nach gesagt, dass er mit vier anderen Grödig-Spielern weiter Spiele manipulieren könne. Mit Ilir N., Taboga und ihm, Johannes L., sei vereinbart worden, dass Grödig mit zwei Toren Unterschied verlieren solle. Die Partie endete aber 2:2, laut L. war die Vereinbarung nicht erfüllt. 



■ Grödig - Kapfenberg am 31. August 2012

Weil mit Sanel Kuljic (damals bei Kapfenberg) und Dominique Taboga (Grödig) in jedem Team einer gewesen sei, der manipuliere, sei vereinbart gewesen, dass in der ersten Halbzeit zwei Tore fallen sollten und eines der Teams die zweite Halbzeit verlieren sollte. Auch hier sei laut L. die Vereinbarung nicht erfüllt worden (1:0 für Kapfenberg).

Dem Ex-Fußballer L. zufolge seien zudem auch bei den Spielen■ Grödig - Wolfsberg am 2. November 2013 und 


■ Grödig - Rapid Wien am 10. November 2013

Manipulationen geplant gewesen. Die Vereinbarungen seien aber nicht erfüllt worden, da Wolfsberg und auch Rapid hätten gewinnen sollen, die Spiele aber jeweils Unentschieden (1:1, 2:2) endeten.

Neben diesen zehn Spielen, auf die der Beschuldigte Johannes L. verweist, sollen laut Polizei auch noch zumindest sieben folgende Partien unter Verdacht stehen: 

■ Altach - Leoben am 5. November 2003 (Ergebnis 3:3)

■ Leoben - Ried am 26. April 2005 (1:3) 
■ Ried - Leoben am 13. Mai 2005 (3:0)
■ Grödig - Lustenau am 26. Oktober 2012 (1:0)
■ Grödig - Kapfenberg am 5. April 2013 (0:1)
■ Kapfenberg - Grödig am 21. Mai 2013 (1:1)
■ Grödig - Salzburg am 27. Oktober 2013 (0:3)