„Das hat mit Fußball
nichts zu tun“
Aachen Ultras werden
in ihrem Fanblock Opfer einer feigen Attacke
Die Regeln des Miteinanders
innerhalb der Fanszene wurden während des Heimspiels der Alemannia gegen
Erzgebirge Aue aufs Übelste verletzt. In ihrem Fanblock wurden die Aachen
Ultras während der ersten Halbzeit von 20 bis 30 Menschen attackiert. Ordnungsdienst
und Polizei waren sofort zur Stelle, ein Ordner wurde dabei an der Hand
verletzt. „Das hat mit Fußball nichts zu tun. Es ist ein Irrsinn, dass wir eine
Fangruppierung gegen eine andere schützen müssen“, sagte
Alemannia-Geschäftsführer Frithjof Kraemer unmittelbar nach dem Spiel. Warum
die Attacke erfolgte und von welcher Fangruppe sie ausging, wollte er nicht
kommentieren. „Wobei sich das Wort Fan in diesem Fall eigentlich verbietet,
denn hier wurden elementare Regeln des Fantums verletzt“, so Kraemer. Die
Heterogenität der Aachener Fanszene sei dem Klub natürlich bekannt, ein solcher
Übergriff stelle aber eine neue Qualität dar. „Wir werden jetzt nicht zur
Tagesordnung übergehen und uns genau anschauen, was da passiert ist und warum.
Mit den Maßnahmen haben wir unmittelbar nach dem Vorfall begonnen“, erklärte
Kraemer. Jedem Täter, der identifiziert werde, drohe neben einem Strafverfahren
selbstverständlich ein Stadionverbot. Kraemer erinnerte alle Fans an die
Wurzeln der Fankultur, nämlich die Unterstützung der eigenen Mannschaft.
„Anscheinend ist das bei einigen in den Hintergrund gerückt. Als Verein ist die
Sicherheit unserer Zuschauer unser höchstes Gut. Wir werden nicht akzeptieren,
dass diese Sicherheit gefährdet wird“, sagte Kraemer, der neben der Verfolgung
der Täter Gespräche mit allen Beteiligten ankündigte. „Jetzt sind alle
Alemannia-Fans, die Fanklubs, die Fan-IG, die Fanbeauftragten und das
Fanprojekt gefragt, den Umgang miteinander zu besprechen. Die Ausübung oder
Androhung von Gewalt hat im Stadion nichts zu suchen. Es kann nicht sein, dass
jemand ein Heimspiel besucht und Angst um seine Gesundheit haben muss“, so
Kraemer.
Zur Halbzeit ein Angriff von rechtsaußen
Von Wolfgang Schumacher 11.12.2011, 19:43
Aachen. Der «Angriff von rechtsaußen» kam kurz vor der Halbzeit
beim Spiel der Alemannia gegen Erzgebirge Aue am Sonntag auf dem Tivoli.
Plötzlich versuchten vermutlich
rechtsgesinnte Gruppen aus dem S-Block heraus den abgetrennten Bereich der
Fangruppierung «Aachen Ultras» zu stürmen, Angriffe und Prügeleien
folgten. Der Ordnerdienst der Alemannia
zog sofort seine Kräfte dorthin und konnte Schlimmeres verhindern, mindestens
ein Ordner wurde an der Hand verletzt. Der Hintergrund laut
Polizeierkenntnissen: Eine Lesung mit Autor Ronny Blaschke, die das Fanprojekt
der Alemannia am vergangenen Donnerstag mit dem Titel «Angriff von rechtsaußen»
organisiert hatte, passte rechten Fans wohl nicht ins Weltbild. Sie wollten, so
hieß es, die Veranstaltung stören. Sie
wurden jedoch an die frische Luft gesetzt. Die Aachener Ultras haben sich am
Tivoli inzwischen deutlich gegen Rechts positioniert. Offenbar auch deswegen
bekam die Fangruppierung vor der Halbzeitpause den Zorn der gewaltbereiten
Rechten im Stadion zu spüren. 20 bis 30 Angreifer rotteten sich am oberen Rand
der Tribüne zusammen. Sie versuchten, den Zaun zu überklettern. Einige, die
sich bereits in den Bereich der Ultras eingeschlichen hatten, begannen zu
prügeln, andere warfen von der Bitburger-Tribüne Wasserbomben in den
gegnerischen Fanblock.
Ein Irrsinn
Alemannia-Geschäftsführer
Frithjof Kraemer war nach dem Spiel sichtlich entsetzt. «Das kann und darf es
nicht geben, dass wir Alemannia-Fans vor Alemannia-Fans schützen müssen»,
zürnte der ansonsten mit einem völlig ruhigen Temperament ausgestattete Kraemer.
Der Geschäftsführer hatte sich sofort nach dem letzten Spiel des Jahres 2011
auf dem Tivoli - es gab ein Unentschieden - mit den Fanbeauftragten zusammengesetzt
und die Lage besprochen. Der Fanblock der Ultras war mit etwa 80 bis 100
Personen besetzt. «Ich habe blanke Angst in den Gesichtern dort gesehen»,
erklärte er geschockt, Kraemer war noch in der Halbzeit sofort dorthin
gegangen. Es sei ein Irrsinn, eigene Fangruppen voreinander schützen zu müssen.
Alle verfolgen ja eigentlich das Ziel, die Mannschaft nach vorne zu
bringen. Mit den Attacken würden
elementare Regeln des Fantums verletzt, meinte der Geschäftsführer. Der Verein
Alemannia Aachen werde es nicht dulden, dass durch rechte Schläger, «die
Sicherheit unserer Zuschauer gefährdet wird». Sie sei «unser höchstes Gut», so
Kraemer. Er werde in der kommenden Woche direkt mit den Vertretern der Fans
Kontakt aufnehmen und besprechen, was zu tun sei. Denn es könne nicht sein,
«dass jemand ein Heimspiel besucht und Angst um seine Gesundheit haben muss»,
erklärte Kraemer. Die Polizei verstärkte nach den Halbzeit-Attacken bis zum
Ende der Begegnung vorsorglich ihre Einsatzkräfte, wie der diensthabende Beamte
Helmut Robioneck den «Nachrichten» am Nachmittag bestätigte. Man hatte
Befürchtungen, dass die Auseinandersetzungen eventuell vor dem Stadion
weitergehen könnten. Doch das war nicht der Fall. Die Winterpause beginnt am
Wochenende, nachdem die Alemannia in Braunschweig angetreten ist.
http://www.an-online.de/sport/alemannia-detail-an/1924204?_link=&skip=&_g=Zur-Halbzeit-ein-Angriff-von-rechtsaussen.html