Derbies sind immer ganz besondere Spiele. Da geht es nicht nur um drei Punkte, um den Sieg sondern auch ein bischen um die Herrschaft im eigenen Bezirk. Vor allem dann wenn es mehrere Vereine gibt, die miteinander in derselben Liga darum rittern. Wie es normalerweise in Favoriten immer so ist. Da haben diese Derbies auch den Charakter einer Bezirksmeisterschaft. Bis 1949 war es ja in ganz Wien so, da gab es nur Derbies weil einfach nur Wiener Mannschaften gegeneinander spielten. Insoferne ist es ja auch ein wenig lustig, vom 298. grossen Wiener Derby (welches just an jenem Wochenende wo die Stadtliga beginnt, steigt) zu sprechen, weil man eben bis zur Saison 1949/50 nur mit Wiener Vereinen spielte. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass sowohl die Austria seit 1911 in Ober Sankt Veit als auch Rapid, welches seit 1911 in Hütteldorf (ihr damals dritter Platz nach der Schmelz und Rudolfsheim) spielten – beide Bezirksteile gehörten damals zum 13. Bezirk, erst 1938 wurde Hütteldorf sowie Baumgarten dem neuen 14. Bezirk zugeschlagen – in unmittelbarer Nachbarschaft waren. Dabei gab es mit dem WAF 1910 einen noch gröseren Gegner von Rapid in unmittelbarerer Nachbarschaft. Dort wo heute neben dem Hanappistadion in Richtung alter Pfarrwiese eine Wohnhausanlage steht, gab es den im Vergleich zur Pfarrwiese fast doppelt so grossen WAF Platz. (Gut nachzulesen bei Matthias Marschiks Buch über die die österr. Fussballstadien - http://www.amazon.de/Das-gro%C3%9Fe-Buch-%C3%B6sterreichischen-Fu%C3%9Fballstadien/dp/3895335819#reader_3895335819) In Favoriten gab es zu dieser Zeit sehr viele Vereine, es war der Schmelztigel des österreichischen (Wiener) Fussballs und der FAVAC nur einer der Vereine die dort spielten. Dies änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg und vor allem in den 70er und 80er Jahren wo viele grosse Vereine wie Slovan bzw. der FC Wien entweder schon lange emigriert oder aufgelöst worden waren. Mit dem neuen Jahrtausend spielten meist vier Vereine aus Favoriten in der Stadtliga: FAVAC, Wienerberg, Ankerbrot und IC Favoriten. Letzterer war eigentlich ein Bastardverein, der nur von 1975 bis 2010 als eigenständiger Verein existierte, in der letzten Saison mit LAC zu LAC-IC fusionierte und mit Beginn dieser Saison ganz aus den Meisterschaftslisten gestrichen wurde. Ankerbrot hingegen war der Nachfolger von Blau-Weiss Wien mit dem sich der FAVAC immer packende Duelle in der Ersten Republik lieferte. Wienerberg als Verein der Ziegelarbeiter war immer eher weiter weg (genauso wie der älteste noch existierende Verein in Favoriten, die Vorwärts 06), Slovan zu weit oben und die anderen wie Hertha, Rudolfshügel, FC (Nicolson) Wien auch eher nicht in einer Liga mit den Rotschwarzen.
Heute ist es so, das lediglich Wienerberg und die wiedererstarkten TWL (der Zusammenschluss zwischen Gaswerk und Strassenbahnerverein) in derselben Liga spielen, Ankerbrot wurde innerhalb von zwei Spielzeiten in die 1. Klasse durchgereicht und IC existiert nicht mehr. Also bleiben nur noch Wienerberg (die so gut wie nie als Derbykonkurrent angesehen wurden) und TWL. Diese haben sich durch vielerlei Dinge, wie das Abwerben von Nachwuchsspielern und –Trainern nicht eben beliebt gemacht und das Zeug dazu, Gegner Nummer Eins in Favoriten zu werden. Ob dies auch wirklich so sein wird bleibt mal abzuwarten, diese Saison wird es sich zeigen. Spätestens im November.