Heute machten wir eine Bildungs- und Kulturreise in den Hansag. Sprich entlang des Ostufers des Neusiedlersees. Beginnend in Podersdorf, jenem grossen Hafen den jedes Kind kennt weiter zu den "Franzosen" nach Apetlon, Wallern und Pamhagen. Franzosen deswegen weil man ihren Dialekt im restlichen Seewinkel nur schwer versteht. Vielleicht aber waren auch mal die Franzosen dort stationiert, irgendwann in den Napoleonischen Kriegen - keiner weiss es heute noch. Auf jeden Fall dürfte die Anzahl an ungarischsprechenden Einwohnern grösser als im restlichen Seewinkel sein. Der "Einserkanal" trennt das ungarische Fertöd vom österreichischen Pamhagen. Einst als Bewässerungskanal geschaffen wurde er unter dem Kommunismus eine tödliche Grenze, jetzt kann man ihn entlangradeln. Die alten Grenzstationen stehen noch, Mahnmale an ein geteiltes Europa. In Fertöd selber, mittlerweile bereits knapp zehn Jahre lang eine Stadt wird auch einiges erneuert. Das Schloss Eszterhaza, die alte Post und das Gemeindeamt. Einen Josef-Haydn-Spazierweg gibt es jetzt auch dort - man macht sich. Zurück geht es auf demselben Weg, ein kurzer Stopp in Nyarliget (dt. Sommerau, sogar wortwörtlich übersetzt) zum Eiscafetrinken und man war wieder im Burgenland. In Podersdorf dann der letzte Halt, eine Windmühle. Wobei sich mir wieder die Frage aufdrängt, wie man Wind mahlen kann - ja ich weiss man mahlt nicht den Wind sondern mittels Windenergie das Korn zu Mehl aber ein wenig irreführend ist der Name schon. Es ist auf jeden Fall eine lehrreiche Reise in die unmittelbare Vergangenheit der letzten 70 Jahre und einem Land, das 800 Jahrhunderte zusammen war und nach dem Ersten Weltkrieg geteilt wurde. Für viele hat das schon die Entscheidung bedeutet, nach dem Zweiten Weltkrieg frei oder unter dem Joch der Volksdemokratie zu leben. Wilsons 14 Punkten sei Dank. Wahlmöglichkeiten hatte der Einzelne nach Weltkrieg Nummer Zwei damals nicht, waren doch beide Länder besetzt. Österreich bis 1955 und Ungarn bis 1990 (wobei die Öffnung bereits 1989 erfolgte). Demokratie ist eine kippelige Sache - es gibt bloss keine Alternative dazu. Ausserdem ist der Freiheitsdrang des Menschen nur eine begrenzte Zeit lang zu unterdrücken. Sieht man am Mauerbau, der am 13. August 1961 begann und am 9. November 1989 endete. Endlich mal eine gute Tat an diesem Datum das in der Geschichte viel Unheil anzog. Díe Novemberprogrome zum Beispiel. Hitlers Putschversuch 1923 oder auch die Abdankung Kaiser Wilhelm II. und Ausrufung der Deutschen Republik durch Friedrich Ebert. Wobei das ja eine zweischneidige Sache ist. Manche sagen, es war gut, andere sagen wiederum es war der Grundstein des Faschismus. Kann man beides so stehen lassen. Die Demokraten mussten die Suppe des Kaiserhauses auslöffeln - und sind letztendlich daran erstickt. Insoferne war der Mauerfall 1989 eine späte Wiedergutmachung an den Völkern des Ostblockes. Und damit auch Ungarns. Und was hat das mit Fussball zu tun ? Eigentlich nichts bis auf die Tatsache dass sich in Fertöd einige Junge Fussballfans zusammengeschlossen haben um als FERTÖD FANATICS ihren Viertlegisten zu supporten. Also ist doch alles Fussball. Oder Politik ? Ich bin jetzt ein wenig verwirrt.