Dienstag, 3. März 2015

Stellungnahme der Rapidszene zur Sektorsperre

Ihr verurteilt unser Feuer der Leidenschaft, um von eurer Unfähigkeit abzulenken!

Der neue Vorstand der österreichischen Bundesliga führt den Grund für den geringen Zuschauerzuspruch und den mangelnden wirtschaftlichen Erfolg ihres „Produkts“ auf sogenannte Fanprobleme zurück. Nach Vorbild der UEFA versuchen die Verantwortlichen der Liga mittels Strafen und Sanktionen gegen aktive Fans vorzugehen. In der Öffentlichkeit wurde das Pyrotechnik-Thema seit dem Start der Frühjahrssaison mehr beackert als der Grödiger Sportplatz und der Liga scheint es dabei mehr als recht zu sein, wenn der Fokus nicht auf leeren Stadien, miserablen Spielbedingungen, überhöhten Kartenpreisen oder dem schlichtweg schlechten Fußball liegt. Geschweige denn auf dem Konzern Red Bull, der tun und lassen darf, was er will und scham- und folgenlos alle Regeln untergräbt.
Dabei ist jedes Mittel Recht, um gegen die wenigen verbliebenen Anhängerschaften im von Dorfklubs gesäumten Profifußball vorzugehen.
Und dann wollen sie sich uns gegenüber als Moralapostel aufspielen? Weil – so wie immer – ein paar Fackeln gebrannt haben? Das ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.

Wir werden an dieser Stelle unsere Sicht der Dinge darlegen:

„Weshalb wurde Pyrotechnik gezündet, obwohl man wusste, dass Rapid eine Bewährungsstrafe hat?“

Es war klar, dass es bei Rapid irgendwann wieder brennen wird. Da ohnehin nicht verhindert werden kann – und es auch niemand von uns verhindern will – dass irgendwann jemand einen pyrotechnischen Artikel zündet, entschied sich die Kurve dafür, den Zeitpunkt selbst zu wählen. Dadurch konnte mit einer großen Aktion ein deutliches Zeichen gegen Kollektivstrafen und für eine lebendige, leidenschaftliche Fankultur gesetzt werden.

„Warum meldet ihr Pyrotechnik nicht an?“

Im Rahmen der österreichweiten Kampagne „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ hat auch die Fanszene des SK Rapid jahrelang ernsthaft versucht, Pyrotechnik legal zu verwenden. In der Hoffnung, dass eine Legalisierung realistisch ist, haben wir dabei große Einschränkungen in Kauf genommen. Die Auflagen der Behörden machten das Zünden zu einem eigenartigen Vorgang, mit dem wir uns mangels Emotionalität und Spontanität nie vollkommen identifizieren konnten. Dennoch wurden Leute bei einer solchen legalen Verwendung bestraft, da die Behörden die Auflagen als nicht erfüllt betrachteten. Unter diesen Umständen haben wir unsere Bemühungen für eine legale Verwendung eingestellt.

Seitdem der SK Rapid im Prater spielt, haben sich zusätzliche Problemfelder aufgetan: Erstens sind die baulichen Bedingungen anders als in Hütteldorf und zweitens sind die Schikanen der verantwortlichen Exekutive im 2. Bezirk immer größer geworden. Wir sehen es unter diesen Umständen und der derzeitigen Gesetzeslage als utopisch an, dass in absehbarer Zeit eine legale Verwendung in einer für uns annehmbaren Art und Weise möglich gemacht wird. Mit einigen Jahren Abstand sehen wir die Kampagne „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ als vollends gescheitert an. Eine österreichweite Legalisierung von Pyrotechnik im Stadion konnte nicht erreicht werden und auch die öffentliche Debatte ist nunmehr sogar auf einem noch schlechteren Niveau als es 2009 der Fall war.

„Müssten die Zündler die Strafen selbst bezahlen, wäre es schnell vorbei mit Pyro im Stadion.“

Rapidler zahlen seit vielen Jahren Strafen für die Verwendung von Pyrotechnik. Während sich die Verbandsstrafe wegen einer Fackel für die Vereine auf 100€ pro Stück beläuft, bezahlen identifizierte Zündler für eine Fackel aktuell Strafen in vierstelliger Höhe. Ebenso haben ausgeforschte Personen seitens der Bundesliga auch mit einem Stadionverbot zu rechnen. Stadionverbote sind das Lieblingsinstrument der Liga. Dass alle Strafen die gewünschte Wirkung völlig verfehlen und sich stets nur neue Spannungsfelder aufbauen, ist den Verantwortlichen egal.

„Wie kann es sein, dass trotz strenger Kontrollen ständig Pyrotechnik in österreichische Stadien gelangt?“

Es tut uns leid, dass wir die Lieblingsvorstellung mancher Journalisten aus dem Spiel nehmen müssen: Niemand transportiert Pyrotechnik im Arsch oder der Vagina ins Stadion. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

„Wäre das Geld, das Rapid für Strafzahlungen ausgibt, nicht sinnvoller auszugeben?”

Über sinnvolle Verwendung des vorhanden Budgets lässt sich sicherlich streiten. Es ist nicht in unserem Sinne, dass der SK Rapid für etwas Strafen zahlt, dass viele Stadionbesucher begeistert und das Stadionerlebnis intensiver und aufregender macht. Die Strafen der Bundesliga im Zusammenhang mit Pyrotechnik wurden erst kürzlich drastisch erhöht. Man versucht damit den Druck auf den Verein zu erhöhen, um Verein und Fans gegeneinander auszuspielen. Rapid ist jedoch auch Mitglied der Bundesliga und somit selbst für die Bestimmungen der Liga mitverantwortlich.

Die Strafzahlungen werden in einen sogenannten Sicherheitstopf der Bundesliga einbezahlt. Mit den Mitteln aus diesem werden „sicherheitstechnische Infrastrukturinvestitionen und sozialpräventive Fanprojekte“ gefördert. Außerdem werde laut einem gemeinsamen Papier von BMI, Bundesliga und ÖFB1 beispielsweise auch „die sichere und gleichzeitig fanfreundliche Gestaltung eines Gästesektors“ gefördert.

Warum wird nicht öffentlich gemacht, was mit dem Geld aus dem Sicherheitstopf geschieht?

Die Subventionen aus dem Sicherheitstopf müssen von den Vereinen beantragt werden. Nach Empfehlung des Senat 32 entscheidet der Vorstand über deren Genehmigungen. Für die Öffentlichkeit werden daher bewusst nur die Sanktionen und Strafzahlungen verlautbart, nicht aber welche Investitionen tatsächlich aus dem Sicherheitstopf unternommen werden. Sollte der SK Rapid aktuell noch nicht alles unternehmen, um sich dieses zweckgebundene Geld zurückzuholen, fordern wir die Verantwortlichen hiermit dazu auf. Ohnedies sehen wir es als bedenklich an, wenn jede Strafe offensiv an Medienvertreter verkündet wird, die neuerliche Verteilung der Gelder jedoch völlig intransparent passiert.

„Pyrotechnik schadet dem Verein, daher brauchen wir sie nicht.”

Wir sind der Meinung, dass der Einsatz von bengalischen Fackeln oder Rauch die Stimmung anheizt und zu einer optischen wie akustischen Verbesserung der Stadionatmosphäre beiträgt. Durch den beständigen Druck auf die aktiven Fanszenen wurde Pyrotechnik in den letzten Jahren jedoch unbestritten auch stärker zu einem Symbol selbstbestimmter Fankultur und einem Protestmittel von Fans, die für ihre Freiheiten kämpfen.

„Ihr nehmt lieber eine Blocksperre in Kauf, anstatt den Verein zu unterstützen.“

Wir wollen trotz der Blocksperre unsere Rapid lautstark und farbenfroh im Stadion unterstützen und den Schaden dadurch gut machen. Dafür werden wir kämpfen, auch wenn es die Bundesliga-Verantwortlichen scheinbar mit allen Mitteln unterbinden wollen. Blocksperren und Geisterspiele sind vermutlich die absurdesten Maßnahmen, welche eine Liga, die unter Zuschauerrückgang und mangelndem Interesse leidet, ­­setzen kann.

Erpresserische Maßnahmen seitens Staatsgewalt und Bundesliga dienen nur dem Zweck, den Verein und seine Fans gegeneinander auszuspielen. Mit der Sperre einer ganzen Kurve wird die Sippenhaft wieder eingeführt. Die Liga kann die Fanszene von Rapid nicht kontrollieren und das schmerzt sie offensichtlich ungemein. Man kann die „Übeltäter“ nicht aufhalten, also bestraft man einfach alle. Diese seitens der Bundesligaführung gewünschte Spaltung innerhalb der Rapid-Familie wollen wir nicht zulassen. Freie Entscheidungen zu treffen, kritisch zu sein und selbstbestimmt zu agieren gehören zu den Idealen der Hütteldorfer Fanszene und wir werden auch künftig ganz entschieden für diese Werte eintreten.

Ultras Rapid – Tornados Rapid – Lords Rapid – Green Lions

Hütteldorf am 1.3.2015