Ich stolpere immer wieder, egal wo ich in Wien zum
Fussball gehe über Leute die unbedingt immer und überall ihre politische
Meinung nach aussen tragen müssen. Ja – müssen. Gut, ich bin ja auch ein
politisch denkender, aktiver Mensch aber am Fussballplatz bin ich eben Fan
meiner Mannschaft mit einer politischen Privatmeinung und kein Politaktivist in
der Neigungsgruppe Fussball. Ja wirklich. Ich meine natürlich ist das ganze
Leben Politik wenn man so will aber muss man wirklich immer und überall
politisieren ? Und damit meine ich die Politaktivisten beider Lager, nämlich
des rechten und des linken. Die einen behaupten (recht feig wie ich finde)
immer „unpolitisch“ zu sein und provozieren dabei immer mit eindeutig
zuordenbaren Symbolen – und damit meine ich Symbole politischer Parteien – und
deren Slogans, die anderen sind zumindest so ehrlich, „(partei)politisch“
aufzutreten und ihre Meinung – egal ob man sie hören will oder nicht – auf
Transparenten klar zum Ausdruck bringen.
Mir gehen solche Leute schwer auf den Keks weil ich am
Fussballplatz nur meine Mannschaft sehen und anfeuern will und eventuell, wenns
grade passt den Gegner auf die Schaufel nehme, es mir in diesem Augenblick aber
scheissegal ist, ob „Josue Libertad“ oder „Freiheit für Josef S“ gefordert
wird, beide spielen in keiner der Mannschaften auf dem Platz und sind auch
nicht die Schiris. Ebenso scheissegal ist mir, ob ein Totenkopf oder ein Roter
Stern auf dem Transparent der gegnerischen Fangruppe ist. Ebensowenig interessiert
mich dass „Bürotechnik kein Verbrechen“ ist oder „Fussballfans gegen
Homöopathie“ sind (die richtigen Wörter bitte bei Bedarf selber einsetzen). Ich
will meinen Spass, will grölen, Bier trinken und meine Mannschaft siegen sehen.
Der Rest ist in diesen gut zwei Stunden wurscht. Aber leider ist es schwer, den
Politaktivisten dies klarzumachen. Egal ob sie „unpolitsch“ auftreten oder
„Gegen Irgendwas“ sind. Weil sie nicht von ihrer Schiene, ihrer Methode
abgehen. Gelernt ist eben gelernt und will angewendet werden. – Oba net bei uns
!
Und jetzt fragt ihr sicher, welche der beiden Methoden in
meinen Augen besser ist ? – Gar keine. Beides ist schlecht eben weil man da ein
Sportereignis für seine eigenen politischen Zwecke missbraucht. Fussball ist nun
mal laut, unfair, sprachlich rustikal und dient vielen Leuten als verbaler
Aggressionsabbau. Und das ist gut so. Lieber 90 Minuten am Fussballplatz seinen
Frust und Ärger herausbrüllen als daheim die Familie zu terrorisieren. Oder die
Umwelt im Allgemeinen. Passiert ohnehin zu oft.
A Propos Terrorisieren: Da wären wir wieder bei den
Politaktivisten, die einem mit ihrem Scheiss ebenfalls so auf den Geist gehen
dass es schon an Terror grenzt. Vor allem grenzen beide Lager den jeweils
anderen bzw. andersdenkenden kräftig aus, betonen aber beide, dies nicht zu
wollen. Die einen weil sie – eh schon wissen „unpolitisch“ sind und die anderen
weil sie mit gewissen Einstellungen, die „keine Meinung sondern ein Verbrechen“
sind, nichts zu tun haben wollen. Und natürlich auch nicht mit deren
vermeintlich erkannter Symbolik.
Zum Thema Symbolik:
Ich habe ja hier schon über die Verwendung dieses oder
jenes Kopfes – (wir, also ich verwenden gerne den BRN Totenkopf der ja eine
lange – und ich weiss es, auch zu hinterfragende – Vergangenheit hat) oder
dieses oder jenes anderen Symboles geschrieben. Dies ist, ich betone es noch
einmal, auch eine Form von schubladisieren und ausgrenzen. Einerseits spricht
man (also die linke Reichshälfte) davon, dass jeder Mensch eigenbestimmt und
mit einer eigenen Meinung, eigenen Vorlieben etc. ist und andererseits deutet
man dann sofort auf Menschen, die dieses oder jenes tragen oder dieses oder
jenes zu sein scheinen. Ja auch eine blank polierte Kopfhaut könnte da schon
reichen. Dumm, einfach nur dumm. Und ein Zeichen dafür, dass es demjenigen gar
nicht um echte politische Arbeit sondern nur um Aktionismus der dümmsten Sorte
geht – er will einfach ein Feindbild vor sich haben um sich selber besser zu
fühlen.
Und um ehrlich zu sein: ich verwende genau die
Symbole die mir gefallen und nicht diejenigen die anderen gefallen sollen. Und
der Kopf der BRIGATE ROSSONERE gefällt mir schon seit ich das erste Mal
bei der grossen AC Milan war. Damals am 23. Mai 1990 wo sie im EC-Finale gegen Benfica
Lisboa mit 1-0 durch ein Tor von Rijkaard gewonnen haben. Und ich mit drinnen
bei den Leuten von der BRN war. Ganz
unverhofft denn ich hatte ursprünglich gar keine Karte für dieses Spiel. Aber
wie das Leben so spielt bekam ich – nachdem ich den ganzen Tag mit den
Milanisti unterwegs war und ihnen die Stadt gezeigt hatte eine Karte für das
Spiel. Das wars dann. Deswegen verwende ich den Kopf und deswegen werde ich ihn
auch weiterhin verwenden. Ohne Wenn und Aber und ohne dass ich mir da deswegen
irgendeine politische Haltung unterjubeln lasse. „In your Face, Mates !“
Kurzer
Zwischenruf: Wer von euch Politikfuzzis war damals schon aktiv im Stadion ?
Und alles andere ärgert mich nur weil ich eben nicht jeden
Tag, jede Stunde, jede Minute meine politischen Ansichten vor mich hertragen
will und dies auch von keinem anderen jemals verlangt habe. Schon gar nicht
beim Fussball, der so vielfältig ist wie das Leben selber. Und das ist auch
nicht korrekt, oder ? Ein klinisch sauberer Sport ist der Traum von Weltverbesserern
beider Lager (sowie der Fussballverbände, siehe Red Bull). Nur was machen sie,
wenn sie ihr Ziel erreicht haben ? Sind sie dann glücklich oder suchen sie sich
ein neues Spielfeld zum säubern ? – Und geht das überhaupt. Sport soll sauber sein.
Okay. Die Frage ist nur in welcher Hinsicht ? – Bei der Finanzierung ? Bei der
Ausübung als solches ? Oder soll er vielleicht doch nur für eine gewisse Sorte
Mensch sein, quasi eine politisch geschützte Werkstätte ? Ist das überhaupt
möglich und sinnvoll, Leute wegen irgendwas auszugrenzen ?
Wobei, da wären wir dann wieder bei meiner Meinung, dass
Fussball laut, unfair und politisch nicht korrekt ist. Und genau das ist es:
Leute die in ihrer kleinen Geisteswelt politisch korrekt handeln (nach welchen
Regeln und Doktrien auch immer) handeln nicht viel anders als diejenigen die
sie als Gegner ansehen. Die Katze und der Schwanz in den sie sich immer wieder
beisst. Langsam sollte dieser eigentlich schon vollkommen abgebissen sein. Oder
die Katze wird regelmässig gewechselt, man weiss es nicht.
Und damit alles klar ist: Ich will keinerlei
parteipolitische Aktivitäten bei unserem Fussballverein. Sondern nur ein klares
Bekenntnis zum Fussballsport und der rotschwarzen Mannschaft.
Aus diesem Grund gibt es nur eines: „FAVORITEN, OIDA !“