Sonntag, 17. Februar 2013

Communique der Austriaszene vor dem Derby

Austrianer – Veilchen – Jungs & Mädels der fanatischen Osttribüne


Wien, am 15. Februar 2013

Unsere Austria erfreut uns heuer mit einer der erfolgreichsten Saisonen der jüngeren Vergangenheit und wir alle fiebern dem Start der Frühjahrssaison und dem erhofften krönenden Abschluss im Mai mit einer anschließenden Feier am Rathausplatz durch den womöglich ersten Meistertitel seit sieben Jahren eifrig entgegen. Bald übertüncht durch die Spannung rund um die Heimkehr von Publikumsliebling Nacer Barazite, wurde die lange Winter¬pause von unserem Verein für einen Paukenschlag genützt, welcher in krassem Widerspruch zur gern gelobten „neuen Fanarbeit“ steht und Viele, die an den bisherigen Treffen im Herbst nach Einladung teilgenommen hatten, kalt erwischte – war doch vereinsseitig zuletzt und berechtigt die Freude groß, in dieser Zusammensetzung konstruktive Versammlungen abhalten zu können. Obwohl die Meetings wenig mit fachlich fundierter Fanarbeit zu tun hatten und mehr einem Beackern des neuen Vertriebskanals Fanszene ähnelte, war das Bemühen des neuen Teams eindeutig zu würdigen und verliefen die Treffen durchwegs sehr positiv und in vertrauter Atmosphäre. Auch hinsichtlich des offensiven Umgangs des Vereins mit heiklen politischen Themen herrschte im Rahmen des Beisammenseins Übereinstimmung.

Umso größer war die Überraschung, als vor kurzer Zeit über verschiedene Medien verkündet wurde, dass bei der turnusmäßigen Generalversammlung am Mittwoch, den 21. Jänner 2013 im Rathauskeller der Fangruppe Unsterblich Wien der offizielle Fanklubstatus aberkannt wurde, deren Banner bei Heimspielen verboten wurde und sie selbst als anwesende Personen im Stadion nunmehr unerwünscht wären. Zusätzlich würde man auch rigoros beim Montieren von weiteren Bannern (A.C.A.B. & Gruppe Stadionverbot) (durch Ordnerdienst und Exekutive?) gegen Personen vorgehen.

--> Wo fängt es an – Wo hört es auf – Wer und was ist der/das nächste? <--

Als sich bei vielen anderen Fanklubs und nicht direkt betroffenen Austrianern das ungute Gefühl einer Sippenhaftung manifestierte, sind doch etliche Mitglieder dieser Gruppe seit vielen Jahren im Stadion als normale Besucher „wie du und ich“ bekannt, beeilte man sich zu versichern, dass Hausverbote selbstverständlich nicht pauschal, sondern nur anlassbezogen für einzelne Mitglieder verhängt wurden. So ist das natürlich in Ordnung und auch bei den Betroffenen selbst ist man standhaft genug, Konsequenzen, die berechtigt sind, zu akzeptieren. Des Weiteren sind wir, die Fangruppen der Osttribüne, uns geschlossen einig, dass jeder Fanklub für das Verhalten seiner Mitglieder selbst verantwortlich ist und bei diversen Vergehen gegen Regeln oder gar das Gesetz den Kopf hinhalten muss.

Die Schlussfolgerung drängt sich jedoch auf, dass es unter dem Strich von Vereinsseite aus darum geht, die Gruppe Unsterblich Wien einfach unsichtbar zu machen. Diese und weitere Vorgänge rund um den offenkundigen Versuch einer Zerschlagung der aktiven Fanszene von Austria Wien waren Anlass genug für ein Treffen von Vertretern zahl¬reicher Fan¬gruppierungen auf neutralem Boden abseits des Stadions. Die Beteiligung der führenden Szeneköpfe und das Interesse waren groß, zumal sich die Frage aufdrängte, was das nun werden soll, wenn es in dieser Richtung vom Verein aus fertig ist. Neben Haus- und Stadionverboten für Mitglieder auch anderer Fanklubs (wo ebenso gilt, dass diese nur soweit bekämpft werden, als sie unverständlich sind), war von Verboten unliebsamer Spruchbändern, Drohungen, dass man ohne Bekanntgabe von Daten der Ansprech¬partnern aus der Austria-Familie ausgeschlossen wird oder gleich direkt „Ihr seid’s die Nächsten!“ bis hin zu halbkabarettistischen Einlagen alles dabei.

Ausgerechnet der angeblich kaum existierende verhaltenskreative Teil der Fanszene von unserem Erzrivalen, der bekanntlich überhaupt noch nie was angestellt bzw. gegen etwas verstoßen hat, droht zum Totengräber der Austria-Szene instrumentalisiert zu werden. Scheinbar willkommener Anlass waren ungebetene Gäste aus der Vorstadt bei den letzten beiden Derbys in Favoriten.


Vorfall 1:
In unschöner Verbindung von Tradition und Moderne gelangte ein grüner Fan Trupp mit Hilfe eines zum trojanischen Pferd umgewidmeten Kleintransporters als vermeintlicher Lieferant zum Stadion, wo die „Bastelgruppe“ der Fanatics mit Vorbereitungen für die arbeits- und kosten¬intensive Choreographie beschäftigt war und schritt dort zum Angriff auf das Fanzentrum, gleich neben dem Fanshop und der dort anwesenden Personen über. Bei der erfolgreichen Verteidigung von Mensch und Material wurde das Pferdchen aus der Vorstadt stark beschädigt, vom Verein zunächst Unterstützung bei der Schaden¬ersatzleistung zugesagt, allerdings wurde die Kostenübernahme durch die betroffenen Personen rund um die Gruppe der Fanatics strikt abgelehnt, da diese zu Lasten des für alle Fangruppen vorgesehenen Budgets gegangen wäre, was als unfair gegenüber der anderen Fanklubs empfunden wurde. Stattdessen wurde mit Hilfe von Spenden der anderen Fanklubs (nicht zu verwechseln mit der Spendenbox) der Gesamtschaden von € 6.000,- selbst beglichen! Ab dieser Stelle ein Dankeschön an alle Violetten für die Unterstützung!

Während die Notwehr unstrittig war, nutzte die Exekutive die Gelegenheit der Stunde um zahlreiche Fanatics wegen schwerer Sachbeschädigung (§126 StGB) anzuzeigen, was in weiterer Folge zu einer Verhandlung im Wiener Straflandesgericht führte. Des Weiteren wurde im Zusammenhang mit diesem Vorfall ein zweijähriges Stadionverbot gegen unseren Vorsänger (Fanatics) ausgesprochen! Gerechtigkeit wo bist du? – Wir suchen dich vergebens!

Vorfall 2:
Vor dem letzten Heimderby zog ein Mob von rund 200 teils vermummten und mit Zahnschutz ausgerüstete Personen ungehindert und laut Austria feindliche Parolen grölend von der Laaerberg-Straße bis vor die Osttribüne und hatte, dort angekommen, auch keine Hemmungen, Familien mit Kindern anzugreifen und mit (pyrotechnischen) Gegenständen in Richtung Heimkurve von Austria Wien zu werfen. Das beherzte Eingreifen von diversen Mitgliedern der verschiedenen Fanklubs und anderen Veilchen verhinderte Schlimmeres und ersetzte die unerklärliche Abwesenheit der üblicherweise in Scharen vorhandenen Sicherheits¬kräfte. Immerhin handelte es sich bei diesem Derby, wie bei jedem anderen wohlgemerkt um ein Hochrisikospiel. Gerüchteweise soll die Polizei mit einem falschen Alarm „weggelockt“ worden sein, was aber nicht erklärt, wieso dann von den gewohnten Hundertschaften kaum noch wer vor Ort war. Der relativ schmale Weg wäre mit geringem Personalaufwand sicherlich leicht abzusperren gewesen.

Hier hatte das aufwändige Wege- und Sicherheitskonzept der Exekutive völlig versagt, dennoch wurden auch gegen die verteidigenden Austria Fans Anzeigen wegen Raufhandels (§ 91 StGB) erstattet und diese als Grundlage für die Beantragung von Stadionverboten (Dauer 2 Jahre) bei der Bundesliga, Senat 3 herangezogen. Auch Meldepflichten für die angezeigten Personen aus der aktiven Fanszene beim kommenden Auswärtsderby am Sonntag, den 17. Februar und dem darauffolgenden Heimspiel gegen die Admira am Samstag, den 23. Februar stehen nun wieder einmal bevor. Was wohl passiert wäre, wenn sich hier Fanklubmitglieder den Rapid Fans nicht in den Weg gestellt hätten, wollen wir uns an dieser Stelle gar nicht ausmalen, sondern überlassen wir allen Lesern unseres Communiqués selbst! An dieser Stelle geht unser Dank vor allem dem Szenekundigen Dienst der Polizei, welcher in letzter Zeit sehr bemüht ist, zahlreiche bekannte und aktive Leute unserer Fanszene (teilweise willkürlich) aus dem Verkehr zu ziehen, da wie oben erwähnt sich dieser Vorfall primär durch das inkompetente Verhalten und Versagen der Exekutive überhaupt ereignen konnte.

Aus nun hoffentlich verständlichen Gründen werden die aus diesen beiden Vorfällen resultierenden Haus- bzw. Stadionverbote als ungerecht empfunden und deren umgehende Rücknahme gefordert!

Nun wurde daran gearbeitet eine Lösung zu finden und resultierend daraus einstimmig ein Konzept beschlossen: „Protest, aber kein Boykott“. Außerdem wird ganz klar verdeutlicht, dass sich die Fangruppen von Austria Wien nicht mit einer politischen Gesinnung solidarisieren, sondern es uns darum geht, dass der Verein eine Fangruppe und deren Banner verboten hat. Wir wissen, dass es gerade jetzt in diesen letzten Runden der laufenden Meisterschaft um mehr als nur sehr viel geht, das die Mannschaft jeden einzelnen Fan mehr denn je braucht und wir alle gemeinsam ein großes Ziel haben – MEISTER 2013! Der Teller muss endlich wieder nach Wien Favoriten, alles andere ist sekundär!

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Ausgesetzt werden als Zeichen des Protestes organisierte Supportelemente, wie Anstimmen durch Vorsänger, Trommeln, Fahnen und Choreographien. Vor allem bei den angehenden Auswärtsspielen werden alle Fanklubs zusammen hinter einem Gemeinschaftsbanner stehen, um nach außen hin die Geschlossenheit hinter dem Protest zu tragen. Einen Fanmarsch beim anstehenden Auswärtsderby am 17. Februar wird es jedoch für alle Veilchen trotzdem geben! Treffpunkt ist ab 12.30 Uhr bei der Urania – Abmarsch gegen 13.15 Uhr! Der Marsch wird natürlich nur dazu genutzt, um sich gemeinsam auf das wichtige Spiel einzustimmen, bei welchem es gilt 1911% für unseren Klub, unsere Farben und unseren Bezirk zu geben!!!
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Entgegen über die Medien verbreiteten Gerüchten, dass der Verein bei den bevorstehenden Meisterschaftsspielen „mit (gewaltsamem) Widerstand rechne, man sei vorbereitet und da müsse man jetzt halt durch“, wurde ebenso einstimmig festgehalten, dass die Protestmaßnahmen generell gewaltfrei und unpolitisch angelegt werden.

Schlussendlich wollen wir auch das vom Verein verbreitete Gerücht dementieren, dass Fanklubs welche sich nicht unserem Protest anschließen von anderen führenden Gruppen bedroht und zu einer Anteilnahme gezwungen wurden. Absolut lachhafter Schwachsinn - dem ist mit Sicherheit nicht so! Es ist sehr traurig erleben zu müssen, dass es anscheinend Herrschaften aus dem Fanservice für nötig halten, Unwahrheiten über die treuesten Anhänger des Vereins, welche seit etlichen Jahren kein Spiel von Austria Wien verpassten und der Mannschaft auch international bis ins letzte Eck folgten, zu verbreiten. Jeder hat die Möglichkeit sich selbst bei den verschiedenen Gruppierungen über die angelegte Vorgehensweise zu erkundigen und sich weitere Informationen bei den Betroffenen zu holen.

Am Ende unseres Communiqués möchten wir gerne noch klarstellen, dass es vereinzelt Gespräche mit Spielern der Kampfmannschaft gegeben hat, um auch die Mannschaft über das aktuelle Geschehen zu informieren und den Spielern unserer geliebten Wiener Austria klarzumachen, dass das Einstellen des organisierten Supports und womöglich weiteren Protestlinien nichts mit den 11 Jungs auf dem Spielfeld zu tun hat! Auch einige Hintergründe wurden hier genauestens erläutert. Missverständnisse sollen aus unserer Sicht unbedingt verhindert werden!

Das nächste Treffen der Fanklubvertreter wird wie zuletzt auf neutralem Boden Anfang März stattfinden. Danach werden wir Euch wieder über das Ergebnis und die weitere Gangart in und um unsere Szene bzw. die Osttribüne von Austria Wien in Form eines weiteren Briefs informieren!


Die Fangruppen der Osttribüne von Austria Wien:
Absolut Violet – Alcatraz – Altspatzen - Atzgersdorf – Austria80 – Bastards - Boys Viola – Brigaden`94 – Bulldogs Austria - Fedayn Vienna`95 – Gladiators - Industry Violas - Inferno Wien – Kampfastllln Inzersdrof 2000 – Ladies Austria Wien – Lungauer Veilchen - Maniacs – Unsterblich Wien - Viola Fanatics Austria Wien seit 2001