Die Fans von Rapid protestierten
gegen den WAC wiedereinmal. Was war passiert ? Rapid hat daheim ein Ligaspiel
mit 0-2 verloren, dabei viele junge Spieler – teilweise von den Amateuren
geholt – am Feld stehen gehabt. In der grünweissen Szene gärt es, auf www.abseits.at gab es einen Artikel der sich
durchaus gut und kritisch mit der Vergangenheit und der derzeitigen Situation
beschäftigt. Den Fans im Block West ist das nicht genug. Sie sind (wiedereinmal)
auf Hundertachtzig. Wie schlecht ist Rapid denn eigentlich wirklich ? Sie sind
derzeit Dritter in der Tabelle. Hört man den Fans zu möchte man glauben, Rapid
steht auf einem Abstiegsplatz. Die Proteste sind eine weitere
Selbstinszenierung einer Szene die schon lange den Blick für Realitäten
verloren hat und sich, ihren Verein und die Spieler die zur Verfügung stehen
nicht mehr einschätzen können. Die Fans verlangen mehr und bessere Spieler.
Blenden wir einmal ein wenig zurück: Platzsturm gegen die Austria – Randale in
Saloniki. Beides hat dem Verein insgesamt eine sechsstellige Summe gekostet.
Pyrotechnik verbotenerweise angezunden und dafür bestraft kostete ebenfalls
einen fünfstelligen Betrag. Soll heissen: Der Block West (und auch die
Ostkurve) von Rapid haben den Verein direkt eine Menge Geld gekostet. Dazu noch
der erhöhte Sicherheitsaufwand, die neue Sicherheitstechnik – alles Dinge die
kosten. Und zwar dem Verein. Ich stelle hier mal die provokante Frage was
passiert wäre, wenn dieses Geld in Spieler oder Verbesserung der Infrastruktur
geflossen wäre.
Der Verein hat viele finanzielle
Altlasten. Jahrelang wurden offenbar Vorgriffe auf Sponsorgelder gemacht, die auch
irgendwann mal zurückgezahlt werden mussten – und teilweise wohl noch immer
müssen. Damit hat Rapid ein Binkerl zu tragen welches nur schrittweise kleiner
wird. Da helfen keine ausverkauften Spiele im Happel oder die eine oder andere
tolle Choreographie, welche man dann medienwirksam ins Bild setzen kann, da
würde nur eine Selbstdiziplin für den Verein, den man liebt und für den mal
„sterben würde“ eine Hilfe.
Rapid ist, der österreichische
Fussball gesamt gesehen ist nicht besser als das was Woche für Woche auf den Fussballplätzen
gezeigt wird. Wir sind international genau SO gut wie wir derzeit auftreten. Ob
das jetzt Rapid oder Red Bull ist ist vollkommen egal. Und daran sind nicht die
Spieler oder die einzelnen Vereine direkt schuld sondern die Versäumnisse der
Vergangenheit. Frank Stronach, die Reizfigur des österreichischen Fussballs
musste kommen um die erste Akademie zu eröffnen – etwa 35 Jahre nachdem die
„holländische Schule“ damit begonnen hat. Er war es auch der den Verband
„entstauben“ und dort Experten hinsetzen wollte um die Professionalität zu
gewährleisten die notwendig ist, um den Fussball national und international zu
einem Erfolgsmodell zu machen.
Denn die Funktionäre – meiste
ehemalige Politiker oder Möchtegernegeschäftsleute – sind mit schuld daran,
dass sich keiner mehr als Funktionär hergeben will (und die jenigen die es tun
machen es, weil es „ja irgendwer tun muss“) was natürlich auch auf die Qualität
drückt.
Wenn man den Wiener
Fussballverband anschaut wo 70+jährige für den Nachwuchsbetrieb verantwortlich
sind wird einem übel. Nicht das diese Leute keine Verdienste haben aber was will
ein Funktionär, der – überspitzt gesagt – noch den Sinderlar kicken sah einem
15jährigen erklären, geschweige ihn überhaupt verstehen.
Bei Rapid gibt es drei starke
Männer: Edlinger, Kuhn, Ebner. Ohne sie gäbe es Rapid in der Form
wahrscheinlich nicht mehr. Behaupte ich mal ! – Aber sie haben den Absprung
verpasst. Die Austria macht es derzeit vor wie es gehen könnte ohne dass man
die finanziellen Mittel von Red Bull hat, auch Sturm Graz wirft jedes Jahr toll
ausgebildete Jungkicker ins Spiel, die sich durchsetzen. Warum gelingt das beim
Verein mit dem grössten Potential österreichweit nicht ?
Rapid hat – und das wurde auch
sorgsam gepflegt – noch immer den Ruf des Arbeitervereines. Damit assoziiert
die Wirtschaft aber auch das Proletentum – etwas das Geschäftsleute gar nicht
leiden können. Die vielen Vorkommnisse der letzten Jahre (Kapfenberg, Derby, Westbahnhof,
Saloniki, letztes Derby) sind nicht gerade dazu angetan, dieses Misstrauen zu
verringern oder gar zu zerstören. Im Gegenteil.
In dem Artikel von www.abseits.at wird auch auf die patscherten
Verhandlungstaktiken eines Herrn Kuhn Bezug genommen, wo Termine verschwitzt
wurden oder er zu spät kam – ist sicher auch ein Problem, die Frage ist nur,
warum er die Termine nicht oder zu spät wahrgenommen hat. Einem Profi wie ihm
mit jahrzehntelanger Erfahrung passiert so etwas sicher nicht zufällig.
Ebenso wenig zufällig geistern jetzt wieder Gerüchte
über einen Neubau als Ersatz für das – bereits seit eh und je marode –
Hanappistadion durch die Medien. Dieser Bau war ja von Anfang an eine bauliche
Katastrophe, erst wurde der ursprüngliche Plan des Architekten um 90° gedreht
und der Bau so zum zugigen „Vogelhäusel“ gemacht, dann waren die
Betonfundamente nicht stark genug (was sich stets darin manifestierte dass die
Ost- und Westtribüne bewegten wenn einige hundert Fans hüpften) und dann musste
ja der Bau gleich nach der Eröffnung nachgebessert werden, weswegen die
Grünweissen noch einige Male auf die Pfarrwiese ausweichen durften. Mit der
Überdachung der Hintertortribünen gab es auch eine Reduzierung um fast 2.200
Plätze was Rapid heute auch aufs Dach fällt, müsste man doch eigentlich für
jedes grosse Spiel ins Happelstadion ausweichen, was verständlicherweise niemand
will.
Eine Renovierung des Hanappi
würde zu teuer kommen und ausserdem vom Wohlwollen der Stadt Wien abhängen, die
ja noch immer Eigentümer des Platzes ist. Ein Neubau kann daher nur an einem
anderen Ort stattfinden, in Auhof etwa womit Rapid dann ironischerweise fast
genau dort eine Heimstätte finden könnte wo ihr Erzrivale die ersten 20 Jahre
zuhause war.
Oder man geht ins Happelstadion.
Ich argwöhne ja ein bischen, das
dass der Plan von Renate Brauner, Rudolf Edlinger & Co ist um das grösste
Stadion Österreichs auch zu bedienen. Mit der Austria geht das nicht, sie ist
erstens ein echter Stadtverein mit entsprechend begrenztem Anhang und zweitens
finanziell bestens abgesichert was eine Umsiedlung aus der eben erst
vergrösserten Generali Arena erschwert. Dort sind auch die politischen
Verflechtungen nicht so schlagend wie bei Rapid welches seit seinem
Beinahebankrott von der rot dominierten Gewerkschaft, der Bank Austria und dem
Roten Wien abhängig ist wie nur irgendwer.
Auch will die U 2 ausgelastet und
ausfinanziert werden, denn bis die Seestadt Aspern irgendwann mal so um 2022
fertig ist fliesst noch viel Wasser die Donau hinunter und wäre das
Stadioncenter wohl schon lange pleite.
Das ist ja auch so ein
Treppenwitz dass „offiziell“ für die EM 2008 eine Untergrundbahn zum Stadion
(und damit ins bauliche Niemandsland) errichtet wurde, im bevölkerungsreichsten
Bezirk Wiens, Favoriten die Untergrundbahn aber quasi mitten im Zehnten aufhört
und rund 60.000 Menschen ohne adäquate Verkehrsanbindung auskommen müssen. „Dafür
is das Bruckerl über die Donau aber sehr, sehr schön worden“.
Aber zurück zum Fussball, zurück
zu Rapid.
Was kann getan werden ? Ein
Wechsel in der Führung bietet sich zwar an nur wer soll das Schiff wieder auf
Kurs führen, wer könnte das denn ? Die Fans die hier kritisch hinterfragen und
teilweise sogar den offenen Aufstand üben ? Neu geholte Fussball- und
Marketingexperten ? Renate Brauner herself ?
Diese Frage kann mir keiner
beantworten, weshalb zu erwarten steht, dass sich nichts verändern wird und wir
die Komödie im Westen Wiens noch länger geniessen dürfen. Hoffentlich ohne
tragisches Ende.
Derzeit müsste jemand ein
Machtwort sprechen. Und Leute entlassen. Als erstes – obwohl er an der Sache
wohl die wenigste Schuld hat – den Trainer. Sicher man wirft ihm vor dass er
als Sportdirektor die Spieler zu verantworten hat die jetzt keine Leistung
bringen, ABER: wenn du kein Geld hast kannst du auch nicht weit hüpfen. Und das
Geld müssen andere aufstellen. Er muss die Situation sportlich ausbaden. Und
ist der Buhmann der sich immer vor die Mikrofone stellt.
Das zweite Bauernopfer in dieser
Causa (und nur in dieser) ist Andi Marek der auch entmachtet wurde. Als Leiter
des Clubservice hat er gute Arbeit für tausende Fans gemacht, einzig beim
Umgang mit dem harten Kern hat er versagt bzw. sich vor deren Karren spannen
lassen. In einem Profiverein unmöglich. Das kann man in einer Hirschenliga
machen wo lauter Amateure am Werk sind aber nicht hier.
Oder Halt !
Andere Frage: Wie gross ist der
Unterschied zwischen einem Amateurverein und Rapid eigentlich wenn man Vergleiche
zieht ?
Hm.