Vielleicht war es der Kulturschock in der beeindruckend modernen BayArena von Leverkusen? Vielleicht war es der Druck durch den sich im Internet ausbreitenden Frust der Fans? Auf jeden Fall vollzog Rapid-Präsident Rudolf Edlinger am Rand der 0:3-Niederlage in der Europa League einen Meinungsschwenk, durch den die am 22. November 2011 als „Meilenstein“ präsentierten Stadionpläne obsolet sind. Rapid wird im Sommer 2012 nicht für eine Saison in das Happel-Stadion übersiedeln und derweil das Hanappi-Stadion ausbauen. Nicht einmal die Sanierung der 35 Jahre alten Spielstätte ist gesichert. Zur Verfügung stehen 17,7 Millionen Steuergeld durch die Stadt Wien, zusätzlich zu den 8,7 Millionen für die Akademie und das Trainingszentrum im Prater. Was teilweise mit freiem Auge zu sehen ist, bestätigten nun aber auch die Bautechniker: Eine tief greifende Renovierung der Bruchbude wäre enorm teuer. Die Hütteldorfer hoffen deshalb auf einen Neubau an gleicher Stelle, der bisher stets ausgeschlossen wurde. Es soll dafür nämlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig sein, was in einem Wohngebiet sowohl juristisch als auch durch den Protest der Anrainer problematisch ist. „In einem Jahr müssen wir wissen, ob wir dafür die Baugenehmigung bekommen“, sagt Edlinger – auch in Hinblick auf die Sicherheit der Zuschauer.
Unter Druck
Noch unrealistischer ist die Finanzierung eines Neubaus. Edlinger veranschlagt 40 bis 45 Millionen Euro für eine Arena mit 25.000 bis 30.000 Plätzen. Ein Kredit von 10 bis 15 Millionen könnte Rapid bei der neuen Hausbank „Erste Bank“ bekommen. Und den Rest sollten private Investoren bringen. Dafür zuständig ist der jüngst in einer Analyse des Fach-Portals abseits.at (ebenso wie Sportmanager Ebner) heftig kritisierte Werner Kuhn. Der General Manager konnte aber – wie zuletzt auf dem Sponsorsektor – (noch) nichts Konkretes liefern. Bleibt als letzte Hoffnung der enge Kontakt zur Stadt Wien über die SPÖ. Doch Vizebürgermeisterin Renate Brauner, die als Rapid-Fan mit nach Leverkusen reiste, zerstört im KURIER-Gespräch die Träume: „Ich sehe derzeit keine Chance auf noch mehr finanzielle Unterstützung für Rapid. Das aktuelle Paket von 26,4 Millionen ist in der Wirtschaftskrise auch zur Ankurbelung der Bauwirtschaft gedacht, war aber politisch sehr schwer umzusetzen. Mehr geht nicht, Rapid muss eine Lösung mit Investoren finden.“ Angesichts dieser Baustellen wirken die sportlichen Probleme von Trainer Schöttel nach dem 0:3 in Leverkusen und vor dem Sonntagsspiel gegen den WAC noch bewältigbar. Burgstaller, Heikkinen, Ildiz, Schaub und Starkl stehen wieder zur Verfügung. Hofmann, Alar und Drazan fehlen noch länger.
http://kurier.at/sport/fussball/kein-geld-fuer-rapid/1.081.086
Der Treppenwitz bei diesem Artikel ist, dass der Hütteldorfer Traditionsvereien seine Akademie gerade an dem Ort bekommen sollte, wo die Austria jahrzehntelang daheim war. Dass dem von der Medienreichweite her grösstem Verein Österreichs das Geld schon seit Jahren fehlt ist der andere. Man kann halt einfach mit dem selbstgestricktem "Arbeiterverein"s Ettikett und damit verbunden der Klientel die sich teilweise auf den Tribünen tummelt keine Sponsoren anlocken.