Sonntag, 24. Juni 2012

Keine Transportpflicht für Fussballfans


SBB soll Fussballfans nicht in jedem Fall transportieren müssen


Freitag, 15. Juni 2012, 12:33 Uhr, Aktualisiert 20:34 Uhr

Die SBB und andere Bahnunternehmen sollen sich künftig weigern können, Fussballfans zu transportieren, wenn diese nicht im Extrazug reisen wollen. Für Schäden auf Extrafahrten soll neu der Club haften.




Der Bundesrat hat eine entsprechende Änderung des Personenbeförderungsgesetzes in die Vernehmlassung geschickt. Mit der Gesetzesrevision reagiert der Bundesrat auf Basler Fanclubs, die sich weigerten, in Extrazügen nach Bern zu reisen und direkt an der S-Bahn-Haltestelle beim Fussballstadion auszusteigen. Stattdessen reisten sie in normalen Zügen an den Hauptbahnhof. Anschliessend zogen sie, wie von ihnen verlangt, in einem geschlossenen Fan-Umzug durch die Stadt zum Stadion.



Schäden von mehreren hunderttausend Franken

Die neue Regelung sieht nun vor, dass Fangruppen keinen Anspruch mehr auf eine Beförderung in fahrplanmässigen Zügen haben, wenn ihnen ein Extrazug zur Verfügung steht oder der Sportklub einen Zug gechartert hat. Dieses Prinzip soll auch bei Bussen angewandt werden. Auf diese Weise werde erreicht, dass der öffentliche Verkehr sicher bleibe und unbeteiligte Passagiere möglichst geringen Risiken ausgesetzt werden, teilte das Bundesamt für Verkehr in einem Communiqué mit.

Eine neue Strategie einschlagen will der Bundesrat auch gegen Sachbeschädigungen in den Zügen. Für solche Schäden auf Extrafahrten sollen künftig die Klubs haften. Der Bundesrat erhofft sich davon, dass die Klubs wegen dieser Massnahme mehr Einfluss auf ihre Fans nehmen.

Als vorbildlich gilt in diesem Zusammenhang ein Modell, das die SBB und die Berner Young Boys seit einiger Zeit anwenden. In Bern wurden Mitglieder der Fan-Organisationen zu Betreuern ausgebildet, die in den Fanzügen für Sicherheit und Sauberkeit sorgen. Sie sollen deeskalierend wirken und Sachbeschädigungen verhindern.

Schweizweit richten Fussballfans heute in Extrazügen jährlich Schäden von mehreren hunderttausend Franken an. Der Bundesrat räumt ein, dass er mit der Vorlage nicht sämtliche Probleme rund um gewaltbereite Fangruppen lösen kann. Dafür brauche es weitere Anstrengungen in anderen Bereichen.
(sda/fasc;vaid)

http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/06/15/Schweiz/SBB-soll-Fussballfans-nicht-in-jedem-Fall-transportieren-muessen