Terroranschlag am Flughafen Wien-Schwechat
Der Terroranschlag auf den
El-Al-Schalter auf dem Flughafen Wien-Schwechat ereignete sich am 27. Dezember
1985, als drei Terroristen mit Handgranaten und Maschinenpistolen eine
Passagierschlange, die auf die Abfertigung für einen El-Al-Flug wartete, angriffen.
Dabei und bei der anschließenden Verfolgung der Täter wurden vier Menschen
getötet und 39 weitere verletzt.
Am Freitag, dem 27. Dezember
1985, gegen 9 Uhr früh gelangten drei palästinensische Terroristen über die
Stiege an der Ostseite des Flughafengebäudes zur Abflughalle und rollten eine
Rauch- und drei Handgranaten in eine Passagierschlange, die an den Schaltern
Drei und Vier auf die Abfertigung des El-Al-Fluges warteten. Danach eröffneten
sie mit Sturmgewehren der Marke „Kalaschnikow“ das Feuer.
Polizei-Revierinspektor Peter Bruckner von der Hundestaffel erwiderte als
erster das Feuer auf die Terroristen von einer Balustrade oberhalb der
Schalterebene aus und wurde kurz darauf von einem Kollegen unterstützt. Die
Schüsse alarmierten auch die beiden israelischen Sicherheitsbeamten am
El-Al-Schalter, die ebenfalls die Attentäter unter Feuer nahmen und auf diese
Weise ein weiteres Vordringen der Terroristen in die Halle verhinderten. In der
Zwischenzeit hatten österreichische Kriminalbeamte ebenfalls in das Gefecht
eingegriffen. Insgesamt fielen fast 200 Schüsse. Dabei kamen der österreichische
Magister Ekkehard Karner und der Israeli Elias Jana ums Leben. 39 Personen
wurden verletzt, darunter 23 Österreicher. Am 22. Januar 1986 erlag die
26-jährige Lehrerin Elisabeth Kriegler ihren Verletzungen, die sie durch den
Splitter einer Handgranate erlitten hatte.
Anschließend flüchteten die
Angreifer mit einem vor dem Flughafengebäude geraubten PKW, dessen Besitzer sie
bedrohten. In der Nähe von Fischamend auf der Preßburger Bundesstraße wurden
die Attentäter von der Polizei gestellt. Bei dem Schusswechsel starb der
Terrorist Abdel Aziz Merzoughi. Die beiden anderen (Mongi Ben Abdollah Saadaoui
und Tawfik Ben Ahmed Chaovali) wurden schwer verletzt festgenommen und ins
Wiener Allgemeine Krankenhaus eingeliefert. Sie haben sich dort zur
Fatah-Splittergruppe Abu Nidals („Fatah - Revolutionärer Rat“) bekannt. 1987
verurteilte sie ein Wiener Gericht zu lebenslangen Haftstrafen.
Der Flugbetrieb in Schwechat
wurde kurz nach 11.00 Uhr wieder aufgenommen. Es wurden sowohl Landungen als
auch Starts durchgeführt. Das Flughafengebäude war unter strengen
Sicherheitsvorkehrungen für die Passagiere offen. Beim Abflug wurde noch bis
etwa 13.00 Uhr mit Verzögerungen gerechnet. Der Flughafen und die Umgebung
wurden zu Mittag noch nach Spuren und eventuellen Hintermännern des Anschlags
durchsucht. Zeitgleich verübte eine zweite Terrorgruppe auf dem Flughafen
Rom-Fiumicino einen ähnlichen Anschlag, bei dem 15 Menschen starben und
Dutzende verletzt wurden.
In einem Telefongespräch
versicherten der italienische Staatspräsident Francesco Cossiga und
Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger einander eine engere Zusammenarbeit im
Kampf gegen den Terrorismus auf nationaler und internationaler Ebene.
Gleichzeitig betonten die beiden Staatschefs ihre Entschlossenheit, den
Terrorismus mit allen Mitteln zu bekämpfen, sich jedoch durch derartige
terroristische Gewaltakte nicht von der bisherigen Friedenspolitik abbringen zu
lassen.
Der Präsident der El
Al-Luftfahrtgesellschaft Hargil reiste aus Tel Aviv nach Österreich, um
Innenminister Karl Blecha persönlich seinen eigenen Dank und den Dank des
israelischen Verkehrsministers Corfu für den nach Ansicht der Israelis
eindrucksvollen Einsatz der österreichischen Exekutive bei dem Terrorüberfall
in Schwechat auszudrücken.
Oberstleutnant Alfred Rupf,
Leiter der Kriminalpolizei am Flughafen Wien-Schwechat, erklärte, dass in
Zukunft die Sicherheitsmaßnahmen rigoros verstärkt würden.
Der SP-Abgeordnete Paul Posch
forderte als Sofortmaßnahme die Einreisebestimmungen für Personen aus
bestimmten Staaten zu verschärfen.
Aus Anlass dieses Anschlages
wurde von der Polizei am Flughafen die Einsatzabteilung Kranich ins Leben
gerufen, die durch spezielle Ausbildung und Ausrüstung, wie etwa einem
Pandur-Radpanzer, für terroristische Bedrohungen gerüstet ist.
Einer der beiden überlebenden
Attentäter, Mongi Ben Abdollah Saadaoui, wurde 2008 nach 22-jähriger Haft aus
der Justizanstalt Stein entlassen, mit einem zehnjährigen Einreiseverbot für
Österreich belegt und durfte nach Jordanien ausreisen.