Donnerstag, 1. Juni 2017

Einige Gedanken

Der Fussball biegt in die Zielgerade ein bzw. ist bereits am Ziel angekommen. Dabei gibt es so vieles, was man darüber schreiben kann. Die Unsportlichkeit der Viktoria in der Stadtliga. Die Problematik mit der RLO, den Aufstiegen und die Causa Vienna hat die Diskussion um das Ligasystem und deren Regulative neu entfacht. Alles in Allem eine Situation, die nicht geeignet ist, mehr Zuschauer und bessere, weil potentere Sponsoren anzulocken. Wer will denn schon – wie es im Falle der Vienna im Raum stand – drei Viertel seines Geldes an einen anderen (ehemaligen) Sponsor abdrücken ? Zum Glück für die Vienna ist dies mit dem tragischen Tod des Care Energy Gründers erledigt. Eine andere Sache ist die Stadionrenovierung, die in den Händen einer Verwertungsgesellschaft liegt, die offenbar kaum Interesse daran hat, auch wirklich mehr zu tun als den Rasen zu mähen und am Spieltag aufzusperren.
Auch das Regulativ der Regionalliga (die dieses vom ÖFB übernommen hat) ist eine nähere Betrachtung wert: es wurde – auch auf Betreiben der Vienna – bestimmt, dass Vereine, die in die Insolvenz gehen, automatisch eine Liga tiefer gestuft werden. Grund war das unwürdige Spiel von Ritzing, die zuerst Schulden machten, in die Insolvenz gingen um nach Zahlung der Quote wieder neu und frisch in derselben Liga weiter zu prassen. Und genau diese Bestimmung droht jetzt auch dem ältesten Fussballverein Österreichs (nach dem Vereinsregister) auf den Kopf zu fallen: zwar haben die Vereinsverantwortlichen beim Bezirksgericht Leopoldstadt eine einstweilige Verfügung gegen diese Bestimmung erwirkt – offenbar beriefen sie sich auf die Bestimmungen des Insolvenzrechtes, wonach ein in der Insolvenz befindlicher Betrieb nicht schlechter gestellt werden darf – aber man weiss nicht im Detail, was tatsächlich beeinsprucht wurde. Die Mutmaßungen und „Expertenmeinungen“ darüber treiben indes üppige Blüten. Immerhin: die Fans haben ihren Verein noch weiterhin.
Nun hat die Vienna seit gestern ihre Quote (30% oder 420.000 EURO sind zu bezahlen) durch und mit der UNIQUA Versicherung hat man auch einen neuen Sponsor an Land gezogen aber noch keinen Plan, ob und wo sie nächste Saison spielen müssen/können/dürfen. Das Paradoxum dabei ist: sportlich sind sie in die Bundesliga aufgestiegen, klagsmässig dürften sie in der RLO bleiben und nach dem Willen der Liga sollten sie in der Wiener Stadtliga spielen. Eine spannende Konstellation, die aber auch nachdenklich macht. Das UNIQUA Sponsoring gilt übrigens nur für die RLO (und darüberliegende Ligen). Das wird noch ziemlich spannend und wie man den WFV kennt, kann der ziemlich nachtragend sein und die Gerichte halten über den Sommer auch meist die heilige Urlaubsregel ein.
Denn wer jetzt noch behauptet, sich im Ligadschungel auszukennen, dem sei gesagt, dass er sich da überschätzt. Zu viele „Wenn“ und „Aber“ stehen da im Raum und verunsichern auch die Mannschaften in den Ligen darunter. Vor allem jetzt, wo es in den letzten zwei Runden um den Auf- und Abstieg geht.
A propos Aufstieg: Von den Regionalligen hat sich nur Hartberg als einziger der drei Meister um eine Lizenz für die 2. Bundesliga, lustigerweise „Heute für Morgen Erste Liga“ genannt bemüht und somit gibt es mit dem SV Horn, dessen japanischer Gönner seine Contenance verloren hat und einsparen will einen Absteiger, anstatt derer mindestens zwei. Der Floridsdorfer AC hat sich damit erneut, trotz zu schwacher Spielleistungen gerettet.
Wie geht es in der Wiener Stadtliga weiter ? Union Mauer hat als bisheriger Stockletzter eine tolle Halbsaison gespielt, der 1. Simmeringer SC verlor im gleichen Zeitraum so gut wie alle Partien. Daher ist der Vorsprung auf Mauer nur noch zwei Punkte und angesichts der noch offenen Situation mit dem Verbleib der Vienna könnte auch dies zu wenig sein, wenn es denn dabei bleibt, das Simmering Vorletzter wird. Die Motivation der Spieler angesichts einer solchen vollkommen unnötig herbeigeführten Drucksituation kann man sich leicht vorstellen.
Bleibt noch die grobe Unsportlichkeit der Wiener Viktoria gegen den SV Wienerberg zu besprechen: Erstere hat sich vierzehn Tage vorher für das Finale des Wiener TOTO Cups, welche im Falle des Sieges zur Teilnahme am ÖFB Cup berechtigen würde, qualifiziert, es aber nicht geschafft, angesichts der Absehbarkeit ihr Meisterschaftsspiel gegen Wienerberg rechtzeitig zu verschieben. Zwei Tage vorher konnte der gastgebende Verein (mit einem vollen Nachwuchsbetrieb und sieben Untermietern auf zwei Plätzen) kaum bzw. gar nicht mehr reagieren. So weit so schlecht. Noch schlechter ist aber das Verhalten von Toni Polster und seinem Trainerstab: sie „spritzten“ mit der Kampfmannschaft einfach das Spiel, trainierten stattdessen lieber am Liesinger Platz und liessen eine U 18 mit einigen U 16 Spielern (darunter dem Tormann) in eine 0:24 Blamage laufen. Sicherlich sehr förderlich für die Motivation und weitere Entwicklung jener Burschen. Das man da ganz nebenbei auch noch – über die Tordifferenz bzw. bei der Kür des Torschützenkönigs – eingegriffen hat, ist dann fast schon vernachlässigbar. Der Verband bestrafte diese vollkommene Unsportlichkeit mit 1.500 EURO und bewies hier wiederum keinerlei Fingerspitzengefühl. Ich meine, Toni Polster ist ja kein Hobbytrainer sondern der Rekordtorschütze des österreichischen Nationalteams, ehemaliger Bundesligastar und Ex-Manager von Borussia Mönchengladbach. Soll heissen, auch für andere Trainer und natürlich die Spieler ein Idol. Nach seiner Aussage wird man dies wohl einigermaßen überdenken müssen. Von der – in manchen Medien wie der „Krone“ oder dem „Ballesterer“ – hochgelobten professionellen Vereinsführung rund um Obmann Zeisel ganz zu schweigen. In solchen Situationen zeigt sich nämlich die wahre Professionalität eines Vereines.
Und sonst ? Da gäbe es noch die Endlosdiskussion über die Schiedsrichterleistungen, die heuer gefühlt noch schlechter sind als letztes Jahr, vor allem jener Schiri, der das Spiel Mannswörth gegen FAVAC verpfiffen hat – und es tut mir ja leid, dass er für eine Fussballerkarriere beim FAVAC nicht gut genug war – gehören sofort aussortiert. Leider fehlen dem Verband mindestens drei Dutzend Referees, womit erklärt werden kann, dass Hinz und Kunz seine geistigen Komplexe auf dem Platz ausleben können. Auch ein Herr Barmaksiz, seines Zeichens Schiri in der Wiener Liga (und besonders oft bei Karabakh-Spielen eingesetzt) ist in seiner Doppelfunktion als Pfeifenmann und Nachwuchsscout eben von Karabakh zu hinterfragen. Nicht, dass ich ihm jetzt irgendwas unterstellen will, aber die Optik ist ein wenig schief. Beides kann man nur schwer unter einen Hut bringen, da entstehen Interessenskonflikte, wie ich meine.
Ja die Karabakh. Ein schwieriges Thema, welches ich ambivalent angehen muss. Einerseits die Mannschaft, die sportlich sicher die beste in dieser Liga ist mit einem guten Trainer, andererseits die bis heute noch weitgehend im Dunklen liegende Finanzierung, die angesichts gemachter schlechter Erfahrungen mit solchen Vereinen nichts Gutes erahnen lässt. Aber gut, nächste Saison dürfen sie sich in der dritten Liga beweisen und dann werden wir sehen, ob sie wirklich nachhaltig arbeiten (wollen) oder nicht.
Nachhaltig arbeiten will auch der FC Stadlau, dessen über diverse Medien kolportierter Rückzug in die Stadtliga (noch) eine Zeitungsente zu sein scheint und der mit relativ wenigen Mitteln, aber viel Herz seinen Platz in der RLO gefunden hat. Und zwar zeitweise als bester Nicht-Amateurverein aus Wien. Weiter so, egal wie die aktuelle Situation sich zu Beginn der neuen Saison abschliesst.

In zwei Wochen wissen wir mehr, bis dahin heisst es: alle in die Stadien.