Dienstag, 2. August 2016

Rechtsgerichtete Terroristen in Italien

Ordine Nuovo (italienisch: Neue Ordnung) ist eine italienische neofaschistische Terrororganisation, die 1956 von Pino Rauti unter dem Einfluss Julius Evolas gegründet wurde. Sie übernahm ihr Motto von der Waffen-SS„Il nostro onore si chiama fedeltà“ („Unsere Ehre heißt Treue“). 1973 wurden sie vom italienischen Innenministerium verboten.
Am 12. Dezember 1969 verübte der Ordine Nuovo ein Bombenattentat auf der Piazza Fontana in Mailand, bei dem 16 Menschen getötet und 90 verwundet wurden. Im Juli 1970 folgte ein Attentat auf den Zug von Rom nach Messina mit 6 Todesopfern und 100 Verwundeten. Am 31. Mai 1972 starben drei Carabinieri bei der Explosion einer Autobombe nahe der Ortschaft Peteano, die von Vincenzo Vinciguerra deponiert worden war. Im Mai 1974 wurden acht Teilnehmer einer antifaschistischenDemonstration in Brescia durch einen Anschlag mit Handgranaten umgebracht. Am 4. August 1974 kamen im Bahnhof San Benedetto Sambro-Castiglione Pepoli bei einem Bombenanschlag auf den Italicus Express, den Nachtschnellzug RomMünchen, 12 Menschen ums Leben, 48 wurden darüber hinaus verletzt.

1980 zündete ein Ableger der Ordine Nuovo, die Nuclei Armati Rivoluzionari (NAR), eine Bombe im Bahnhof der italienischen Stadt Bologna. Bei diesem Anschlag sterben 85 Menschen, mindestens 200 werden verletzt.

Die Anschläge wurden von den ermittelnden Behörden stets fälschlicherweise linksextremen Terroristen (vor allem den Roten Brigaden) zugeordnet, erst in den 90er Jahren wurden die wahren Attentäter überführt und vor Gericht gestellt. Ausgehend von einem Prozess gegen Vinciguerra wegen der Peteano-Morde stellte sich in mehreren Gerichtsverfahren und parlamentarischen Untersuchungen heraus, dass die treibenden Kräfte hinter den Attentaten Teile der Geheimdienstorganisation Gladiosowie die Geheimloge Propaganda Due waren. Die Vorgehensweise wurde durch die Aussagen von Vinciguerra als Strategie der Spannung bekannt, die Aufklärung führte zu einem europaweiten politischen Skandal (Gladio-Affäre).
Die Nuclei Armati Rivoluzionari (NAR) waren ein Ableger des Ordine Nuovo, dessen Mitglieder Valerio Fioravanti und Francesca Mambro den Terroranschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna mit 85 Toten und über 200 Verletzten im Jahr 1980 ausführten. Der Organisator dieses Massakers war Stefano Delle Chiaie.
Im Dezember 2014 wurden in Italien 14 Mitglieder eines neofaschistischen Netzwerkes von der Polizei festgenommen, die sich der Ordine Nuovo verbunden fühlt. Das Netzwerk plante, laut Behördenangaben, mit Attentaten das Land zu destabilisieren indem sie Politiker und Richter ins Visier nahmen.


Die Organisation Propaganda Due (P2) war ursprünglich eine italienische Freimaurerloge, die in den 1970er Jahren zur Tarnung einer politischen Geheimorganisation zweckentfremdet wurde. 1887 in Rom alsfreimaurerisches Gegenstück zur Kurienkongregation „Propaganda Fide“ (auf Deutsch „Verbreitung des Glaubens“) unter dem Namen „Propaganda Massonica“ (dt. „Verbreitung des Freimaurertums“) gegründet, wurde sie, wie die Freimaurerei überhaupt, während der Herrschaft des Faschismus verboten. 1944 wurde sie als zweite Loge des Grande Oriente d’Italia als Propaganda Due neu gegründet. 1972 beschloss der Großlogentag des Grande Oriente d’Italia den Ausschluss, der jedoch erst 1982 wirklich wirksam wurde. Bei der Untersuchung der Aktivitäten der P2 wurde 1981 bekannt, dass unter maßgeblicher Beteiligung von Licio Gelli ein konspiratives Netzwerk aus Führungspersonen der Polizei, des Militärs, der Wirtschaft, der Politik, der Mafia und von Geheimdiensten geschaffen worden war. Es bestand ein ernster Verdacht, dass der Geheimbund Pläne für einen Staatsstreich entwickelt hatte und mit unter „falscher Flagge“ inszenierten Terroranschlägen der 1970er Jahre in Zusammenhang stand, was später in gerichtlichen Untersuchungen bestätigt wurde. Die P2 wurde 1982 aufgelöst und verboten. 
Silvio Berlusconi war Mitglied der Loge "P2" (siehe Eintrittsquittung oben)