PRESSEAUSSENDUNG DES STAHLSTADT KOLLEKTIVS:
Mehrere Verletzte nach überzogenem Polizeieinsatz beim Linzer Derby
Das Stahlstadt Kollektiv sieht sich aufgrund des unverhältnismäßigen Einsatzes der Einsatzkräfte zu einem Statement veranlasst, um unsere Sicht des Abends zu schildern und die Öffentlichkeit über den tatsächlichen Ablauf zu informieren.
Vor Beginn des Spiels sind Teile beider Fangruppierungen aufeinander getroffen. Dies geschah in der Pufferzone, welche eigentlich beide Gruppen trennen sollte. Leider wurde hier seitens des Veranstalters grob fahrlässig gehandelt, da die Verbindungstüre zu diesem Bereich nicht verschlossen war.
Die Einsatzleitung hat hier vorbildlich reagiert, die Gruppen rasch wieder getrennt und sich in diesem Bereich mit einem Einsatzzug postiert. Das Stahlstadt Kollektiv distanziert sich jedoch klar von jenen Fans, die in diesem Korridor, für die bereits bekannten Bilder vor Spielbeginn gesorgt haben.
Weshalb sich jedoch während der Halbzeit, die Einsatzleitung dazu entschieden hat, weitere Kräfte durch den Gästesektor in Richtung dieses Korridors zu schicken, entzieht sich unserer Kenntnis.
Aus Sicht der Fanbeauftragten war die Lage zu diesem Zeitpunkt unter Kontrolle, ein weiteres Aufeinandertreffen von rivalisierenden Fans ausgeschlossen.
Die folgenden Minuten haben wir nach Sichtung von Videos, Zeugen und Fotos bisher wie folgt rekonstruieren können:
Die Einsatzkräfte blieben mitten im Gästesektor stehen und wurden von mehreren Personen verbal angegriffen, ein Polizist wurde bespuckt - wir distanzieren uns ebenso von diesem Vorfall.
Die Polizei (in voller Einsatzmontur) hat jedoch ab diesem Zeitpunkt aus unserer Sicht die Kontrolle verloren und sämtliche 450 Personen pauschal mit massivem Pfeffersprayeinsatz angegriffen. Man hätte jene Personen von welchen lt. Polizei potenziell Gefahr ausgeht, auch einfach aus dem Sektor entfernen können, anstatt wahllos in die Menge zu sprühen.
David Wimleitner (ehem. Sportlicher Leiter des FC Blau Weiß Linz) versuchte sich noch beruhigend vor die Einsatzkräfte zu stellen und diese darauf hinzuweisen, dass im Gästesektor - Plexiglas und Dach - keine Möglichkeit besteht, dass der Pfefferspray aus diesem Kessel entweichen kann. Leider wurde er umgehend mit einem Knüppel zu Boden geworfen und anschließend mit Pfefferspray im Gesicht getroffen.
Die traurige Bilanz sind 25 verletzte Personen und weitere 400 Fans, die teilweise panisch versuchten, durch einen der Notausgänge zu fliehen. Diese wurden jedoch von der Polizei versperrt. Nach mehrmaliger Intervention unserer Fanbeauftragten (Dauer: 15 Minuten) durften schließlich die verletzten Personen nach draußen zu den Rettungskräften gebracht werden.
Leider sind unter den Verletzten auch Frauen (ua. die designierte Landesgeschäftsführerin der SPÖ, Frau Bettina Stadlbauer) und Kinder (ein achtjähriger Bub). Die, durch die Atemnot entstandene Panik, artete für viele auch in psychologische Probleme aus, weshalb die Rettungskräfte auch dahingehend behandeln mussten.
Das Stahlstadt Kollektiv wird deshalb Beschwerde beim Innenministerium und der Bundesliga einreichen. Ob wir Anzeigen wegen Körperverletzung in mehreren Fällen erstatten werden, wird derzeit von unserem Rechtsanwalt Mag. Manfred Arthofer geprüft.
Objektive Medienvertreter wurden trotz Akkreditierung nicht zu den Verletzen bzw. in sichere Entfernung zum Geschehen vor gelassen, wir haben aber bereits einige Videos und Fotos gesichtet.
Uns bleibt an dieser Stelle nur, den Verletzten eine gute Besserung zu wünschen, den Rettungskräften und der Feuerwehr für deren Hilfe zu danken und froh zu sein, dass es in der Panik keine Schwerverletzten oder noch Schlimmeres gegeben hat.
Das Stahlstadt Kollektiv