Sonntag, 7. August 2016

Interessantes von dasbiber

Die Tageszeitung „Österreich“ ist bekannt für ihre falschen Horrormeldungen. Doch davon lebt die Zeitung. Mitarbeiter werden dort unter Druck gesetzt. Es herrscht eine Atmosphäre der Einschüchterung. Meine Erfahrung als einmonatiger ÖSTERREICH-Redakteur.
Österreich ist eines der unsichersten Länder der Welt. Das kommt einem so vor, wenn man die Tageszeitung „Österreich“ liest. Die Kriminalität explodiere. Eine neue Killerbiene treibe ihr Unwesen in Kärnten und gestern habe es landesweit eine Terrorwarnung gegeben. Fakt ist jedoch, dass die Alpenrepublik laut dem aktuellen Global Peace Index das weltweit drittfriedlichste Land der Welt ist, hinter Island und Dänemark. Aber Fakten haben in der Österreich-Redaktion  keinen besonders hohen Stellenwert.
Ich selber hatte das „Vergnügen“, einen Monat für die vermeintlich „beste Zeitung“ des Landes zu schreiben. In der Redaktion gilt das Credo: Du bist nichts. Dein Chef ist alles.
Herausgeber des Blattes ist Wolfgang Fellner, der den Islam in Österreich verbieten wollte. Das Online-Portal der Zeitung oe24.at wird dagegen von seinem Sohn Nikolaus Fellner geleitet. Weil ich in der Online-Redaktion beschäftigt war, war somit Fellner-Junior mein direkter Vorgesetzter.
Eins vorweg: Die Fellners scheren sich einen Dreck um kritische Nachrichten und leben in ihrem eigenen Universum. Das habe ich an folgenden zwei Beispielen während meiner Zeit in der Redaktion erlebt.
Der Türkei-Deal beinhaltet das Aufgreifen und die Internierung von Flüchtlingen in der Türkei. Während Nicht-Syrer aus Europa in die Türkei abgeschoben werden können, verpflichtet sich die EU dagegen, syrische Flüchtlinge aus der Türkei aufzunehmen. Die Türkei hoffte im Gegenzug auf eine Visa-Liberalisierung türkischer Staatsbürger bei EU-Reisen. Bei oe24.at sollte ich auf Anweisung von Nikolaus Fellner titeln: „Türkei-Deal fix. Türken bekommen Visa-Freiheit“, obwohl dies nicht der Hauptgegenstand des Deals war. Aber er stand fordernd neben mir, als würde er eine Waffe an meine Schläfe halten und bei einem Fehler abdrücken.
Ein weiteres Beispiel: Während einer Spätschicht, nur eine halbe Stunde vor meinem Dienstschluss, bekomme ich einen Anruf von Nikolaus Fellner. Ich solle bitte ganz schnell eine Sofortmeldung herausbringen, wonach sich ein bewaffneter Mann in einem Wiener Kinosaal verschanzt und Geiseln genommen haben soll. Das Problem: Weder die Austria Presse Agentur, noch die Polizei konnte diese Meldung bestätigen. Die Polizei war zwar vor Ort, aber aus Rücksicht vor den Angehörigen der Kinobesucher, gab es noch keine Bestätigung dieser Nachricht. Fellner war das egal und er hat mich alle 20 Sekunden angerufen und gefragt, ob ich den Artikel schon rausgebracht habe.
Die Nachrichtenlage war unübersichtlich. Bei all dem Trubel hat sich daraufhin ein Rechtschreibfehler in meinen Text hineingeschlichen. Daraufhin hat mich Fellner-Junior wieder angerufen, mich angebrüllt und auch beschimpft. Lange habe ich das durchgehen lassen, doch hier wurde eine Grenze überschritten. Ich habe ihn daraufhin zurechtgewiesen und ihn darum gebeten, dass er mit diesem Psychoterror aufhören solle. Offenbar war er von meiner Reaktion überrascht, denn er begann jetzt beim Schimpfen zu stottern. Für mich eine Erkenntnis, wie gering sein Selbstbewusstsein und sein Niveau sind. Ich wurde gefeuert. Ehrlich gesagt war es eine Erleichterung, nicht mehr diesen Laden aufsuchen zu müssen. Übrigens: Es gab keine Geisel und bei dem bewaffneten Mann hat es sich um einen Zivilpolizisten gehandelt.
Was „Österreich“ macht, ist kein Journalismus, sondern das Volk für dumm verkaufen und bewusst falsch informieren. Durch die Horrormeldungen bekommt sie die nötigen Klicks. Es wird nicht recherchiert, kritisch hinterfragt und analysiert, sondern in anderen Online-Zeitungen geschaut und quotenbringende Geschichten werden abgeschrieben. Die Arbeitsatmosphäre ist bei „Österreich“ von Einschüchterung und Druck geprägt. Wenn man eine Anweisung bekommt, einen Artikel zu veröffentlichen, sollen Titel, Lead und Text innerhalb von 30 Sekunden fertig sein. Macht man einen Fehler, wird man von Fellner-Junior vor der Belegschaft bloßgestellt und angebrüllt.
Ich sehe meine kurze Zeit bei „Österreich“ als einen kleinen Ausflug in den Boulevardjournalismus an. Seitdem weiß ich, wie ich als Journalist NICHT sein möchte. Ich denke, die Zeitung eignet sich besser als Toilettenpapier.

http://www.dasbiber.at/blog/warum-oesterreich-so-scheisse-ist