Wechsel in Regionalliga angestrebt
„Wir hätten die Lizenz zwar ohne Auflagen bekommen, aber es ist angesichts einer bevorstehenden Bundesliga-Reform besser, nicht in der Ersten Liga zu spielen“, sagte Haas, dem nach drei Jahren Gastspiel in der höchsten Spielklasse auch der Optimismus abhanden kam. „Unser Fußball wurde leider von der Wirtschaft und den Zuschauern in Salzburg nicht angenommen“, wird der 38-Jährige in den „Salzburger Nachrichten“ zitiert.
„Schmerzvoller Tag für Grödig“
Ein Wiederaufstieg komme für Haas nur nach einer entsprechenden Reform der Bundesligen in Frage. Zurzeit sei die Erste Liga für den Verein nicht finanzierbar. „Allein für diese Liga braucht man ein Budget von zwei Millionen Euro“, unterstrich Haas. „Es ist ein schmerzvoller Tag für den SV Grödig. Es tut mir leid für alle, die mitarbeiten und mitgearbeitet haben und nichts dafürkönnen, dass der SVG abgestiegen ist.“
Die Erste Liga könne man sich in dieser Form aber „nicht antun“. „Es ist an der Zeit, dass wir einen Schritt zurück machen und schauen, wie es weitergeht“, so Haas. „Es waren super sechs Jahre in der Ersten Liga und in der Bundesliga, aber im Moment ist es für den SV Grödig besser, nicht in der Ersten Liga zu spielen. Wir werden jetzt Gespräche führen und möchten in der Regionalliga neu anfangen.“ Ob die Salzburger in der kommenden Saison in der dritten Liga spielberechtigt sein werden, liegt in der Entscheidung der zuständigen Landesverbände.
Kritik an geplanter Ligareform
Haas wollte eine Rückkehr in den Profifußball aber nicht ganz ausschließen: „Was in den nächsten Jahren sein wird, ist unklar. Wir schauen einmal, was die Reform der Bundesliga bringt. Vielleicht wollen wir wieder einmal angreifen.“ Den Zukunftsausblick verband er mit Kritik am aktuell heftig diskutierten und vor einer Änderung stehenden Format des heimischen Profifußballs mit seinen beiden Profi-Zehnerligen. „Wir sind überzeugt, dass es in Österreich nur eine Profiliga geben kann, egal, ob das jetzt zwölf oder 14 Vereine sind. Aber zwei Profiligen sind eindeutig zu viel. Man sollte etwa nicht vorschreiben, dass man in der zweiten Liga 20 Profis braucht“, führte Haas an.
Die Spieler und Mitarbeiter des Vereins seien am Dienstag im Vorfeld der Pressekonferenz über den Schritt informiert worden. Laut Haas seien insgesamt rund 40 Personen aus Büro und Kader betroffen. Trainer Peter Schöttel hatte bereits am Sonntag das Ende seiner Tätigkeit in Grödig bekanntgegeben, das Gros der Kicker verfügte ohnehin nur über für das Oberhaus gültige Verträge. Die Infrastruktur bleibt, einzig das VIP-Zelt könnte abgetragen werden. „Das Stadion bleibt fix bestehen. Es gibt einen gültigen Vertrag mit dem FC Liefering“, betonte Haas im Hinblick auf den Red-Bull-Ableger, der seine Heimspiele in der Ersten Liga seit 2015 im Grödiger Stadion austrägt.
„Dorfclub“ überraschte auch im Europacup
Der Club aus der 7.000-Einwohner-Gemeinde war von 2002/03 innerhalb einer Dekade von der 1. Klasse in die Bundesliga marschiert und sorgte mit Platz drei bei der Oberhauspremiere 2013/14 für Furore und eine Europacup-Teilnahme: In der Europa-League-Qualifikation setzte man sich erst gegen Cukaricki Belgrad durch, scheiterte in der dritten Runde aber am Zimbru Chisinau aus Moldawien. Im Jahr darauf musste man sich in der Bundesliga mit Rang acht zufriedengeben, ehe heuer in der vorletzten Runde der Abstieg zur bitteren Gewissheit wurde.
Den Erfolg hatte Haas mit einer One-Man-Show möglich gemacht. Vom Ausstieg des Hauptsponsors Scholz 2015 ließ er sich dabei ebenso wenig beirren wie dem Wettskandal um Ex-Grödig-Spieler Dominique Taboga oder den enttäuschenden Zuschauerzahlen, die trotz Stadionausbaus auch in der laufenden Saison bei durchschnittlich nur 1.500 Besuchern lagen. Nun hat Haas aber genug.