Aufdecker: Story über Bin Ladens Tötung erlogen
US-Starjournalist wirft neues Licht auf die
Kommandoaktion.
Große Zweifel an der offiziellen US-Version
der Geschehnisse rund um die Tötung von Osama bin Laden weckt US-Starjournalist
und Pulitzer-Preisträgers Seymour Hersh.
Bin Laden sei in einem Haus in
Abbottabad unter Arrest des pakistanischen Geheimdienstes ISI gestanden,
schreibt Hersh. Mit Hilfe lokaler Stammesfürsten soll ISI den Terrorpaten, der
sich von 2001 bis 2006 in den Bergen des Hindukusch versteckt hielt, in eine
Falle gelockt haben. Anschließend sei bin Laden in die Garnisonsstadt Abottabad
gebracht und vom Geheimdienst überwacht worden. Die USA und Pakistan hätten
anschließend um den prominenten Häftling gepokert. Eine Auslieferung des
Al-Kaida-Führers an die USA sei für Pakistan nicht in Frage gekommen, da man
Unruhen befürchtete. Deshalb habe man - auch in Hinblick auf die bevorstehenden
Präsidentschaftswahlen in den USA - eine Abmachung getroffen: Bin Laden sollte
von US-Spezialeinheiten abgeholt und danach im Grenzgebiet zu Afghanistan
getötet werden - bei einem "Drohnenangriff". In der Nacht der
Kommandoaktion hätten die pakistanischen Wachleute, die rund um bin Ladens Haus
postiert waren, ihre Posten verlassen und das Licht abgeschaltet. Doch die
Kommandoaktion ging schief, ein Hubschrauber der US-Army stürzte bei dem
Einsatz ab und ging in Flammen auf. Die Anwesenheit der Amerikaner in
Abbottabad war nun nicht mehr zu leugnen. Daher, schreibt Hersh, hätte man sich
im Weißen Haus die Geschichte zurechtgebogen und von einer "geheimen
Mission" gesprochen. Außerdem soll Bin Laden schwer krank gewesen sein.
Während die offizielle US-Version von einem Feuergefecht mit Navy Seals
spricht, konnte sich der Terrorpate nur schwer bewegen. Er sei von den
Elitesoldaten in einem Kugelhagel praktisch hingerichtet worden. Bin Laden war
nach der US-geführten Militärintervention in Afghanistan, die im Herbst 2001
begann, nach Pakistan geflohen und hatte sich im August 2005 in Abbottabad
niedergelassen. Dort war er schließlich vom US-Geheimdienst aufgespürt und am
2. Mai 2011 von einem US-Spezialkommando erschossen worden. Eine pakistanische
Untersuchung kam zu dem Schluss, dass die Regierung nicht über bin Ladens
Versteck informiert war, rügte aber schwere Versäumnisse der Sicherheitsdienste
und schloss auch nicht aus, dass einzelne Beamte informiert waren.