Die vorgezogene 30. Spielrunde – eben rechtzeitig
vor Pfingsten – beschert uns die ehemaligen Krösusse von „Red Bull“ Viktoria
als Gegner, im Gepäck Toni Polster Tollster, der als Coach die wackelnden
Meidlinger übernommen hatte. Bekanntlicherweise wurde während des Durchmarsches
der Meidlinger von der Oberliga (heute 2. LL) in die RLO eine Mythenbildung
erdacht, wonach der „Kultklub aus Meidling“ mit seiner tollen sozialen
Komponente in eine neue Zeit aufbrechen wollte, ein eigenes Stadion (mitten in
Meidling, in der Nähe des alten Platzes) bauen wollte und ausserdem und
überhaupt die dritte Kraft im Wiener Unterhaus (nach Sport©klub und Vienna,
Reihung nach dem Alphabet) werden wollte. Mit ihrer „Wiena Brut“ einem schnell
ins Leben gerufenen supertollen Ultrafanclub sowie der Unterstützung von 800
Zuschauern daheim (der Platz ist gar nicht auf soviele Zuschauer kommissioniert
und hatte wohl nie echte 800 Leute zu Gast) und den diversen Artikeln in der
Kronenzeitung sowie selbsternannten Qualitätsfussballzeitschriften – der Autor
war jedesmal derselbe – wollte man gross rauskommen. Dies ging (wie bei
Blendern üblich) eine Zeit lang supergut, die Leute kamen, die Medien
berichteten und der Verein stieg auf. Leider auf Kosten des Budgets, welches
den hochgesteckten Erwartungen nicht Schritt halten konnte. Auch war der Platz
eigentlich weder stadtliga- noch regionalligatauglich und es stand zu erwarten
dass dies nicht lange gut gehen konnte. Ein Freundschaftsspiel gegen den FC
Sankt Pauli (als dessen kleiner Bruder man sich selber ausgab) fand am
Sportklubplatz statt und brachte längerfristig genausoviel wie die
internationalen Freundschaftsspiele seinerzeit bei der Columbia – Nix. Drei
Jahre später war die Ernüchterung da, die Viktoria hatte kein Geld mehr und
raufte um das Überleben in der Wiener Stadtliga. Der Zuschauerschnitt – die
„Wiena Brut“ hatte sich als echte Hipster-Ultra-Crew schon lange verabschiedet
(„Mentalita Oida !“) – pendelte sich wieder auf die üblichen 50 Saufnasen ein,
die bei uns am Platz als echte Fans immer herzlich willkommen und auch manchmal
anwesend sind und auch ansonsten war es wieder ein Spiel auf Augenhöhe. Wir
hatten zu Beginn „Wäschetag“ und zeigten die eine oder andere Fahne, vermischt
mit gutem Support, immerhin ist Donnerstagabend 18 Uhr nicht eben fanfreundlich
(aber aufgrund des fehlenden, nie genehmigten Flutlichtes notwendig) und
supporteten brav. Auch einige Viktoriaanhänger – die echten nämlich – waren da
und man unterhielt sich nicht schlecht. Heute gab es Wienerligafussball vom
Feinsten, sogar ein Castingteam von ATV war wegen uns da und so konnte man sich
von seiner Schokoladenseite zeigen – nicht einfach nach 22jährigem Bestehen
etwas zu toppen. Es gelang und die gerechte Punkteteilung zum 2-2 stellte die
meisten zufrieden, sah man doch ein ansprechendes, hin und her wogendes Spiel.
So soll Fussball sein. Nach dem Spiel ging es noch in die Kantine wo das eine
oder andere Bier gekippt und die Mädels vom Castingteam unterhalten wurden. Gnihihi.