Dienstag, 8. Juli 2014

Edvard Schewardnadse 1928 - 2014


Der gute Grusinier


Ein langes Politikerleben ist gestern zu Ende gegangen. Edvard Schewardnadse starb im Alter von 86 Jahren in Georgiens Hauptstadt Tiflis. Er war eine der schillerndsten Persönlichkeiten des ausgehenden 20. Jahrhunderts und mit „mitschuld“ am Ende der Sowjetunion und der Entstehung der Russischen Föderation und seiner Nachfolgestaaten. Schewardnadse war ein gutes Parteimitglied welches nach der üblichen Parteikarriere sehr schnell in die höchsten Gremien der Partei der Georgischen SSR aufstieg. Zunächst Erster Sekretär, danach Innenminister ereilte ihn bald der Ruf aus Moskau. Er wurde der Nachfolger Andrej Gromykos – Mister „Njet“ – als Aussenminister der Sowjetunion, wo er gemeinsam mit Michail Gorbatschow die Perestrojka einleitete. Einer seiner aussenpolitischen Coups war die Deutsche Wiedervereinigung dessen Befürworter er immer war. Es kam das offiziell als „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ bezeichnete Dokument zustande, welches umgangssprachlich „Regelungsvertrag“ hiess und die Zusammenführung beider deutscher Staaten sowie die Zustimmungsbedingungen der allierten Sieger von 1945 bestimmte. Am 12. September 1990 in Moskau unterzeichnet, bekam er seine endgültige Bestätigung durch die letzte Ratifizierung eines Signatarstaates (der Sowjetunion am 4. März) am 15. März 1991. Damit war die 1949 mit Gründung der beiden deutschen Staaten rechtlich vollzogene Teilung (die es de facto seit Kriegsende 1945 gab) beendet.

In gewisser Weise hat ein Georgier diese von einem anderen Gorgier (Jossif Wissaronnowitsch Dschugaschwilli, Kurzbezeichnung Stalin) gemachte weltpolitische Handlung umgekehrt. Ob dies bewuss geschah – Schewardnadses Vater wurde während des stalinisten Terrors Ende der 30er Jahre verhaftet, kam aber auf Intervention einen Freundes wieder fei – ist nicht bekannt.

Nach dem – gescheiterten – Putschversuch kommunistischer Generäle 1991 widmete er sich lieber wieder seinem Land und führte es in die Demokratie. 1992 wurde er nach einem Putsch der Nationalgarde gegen den amtierenden Präsidenten Gamsachurdia zum Vorsitzenden des Staatsrates gebildet. Dieser hatte sein Amt nach dem Zerfall der Sowjetunion behalten und regierte das Land zunehmend autoritär. Dagegen putschte die Nationalgarde, Gamsachurdia versuchte 1993 von Tschetschenien aus die Macht wiederzuerlangen, scheiterte dabei und kam aus bisher noch immer nicht geklärten Umständen ums Leben.

Schewardnadse versuchte indes, die politische Jugend im Lande zu unterstützen und ihnen Mitbestimmung zu verschaffen, was ihn nicht bei allen Georgiern beliebt machte. Er überlebte zwischen 1993 und 1998 drei Attentate, die ihn allerdings nicht davon abhielten, weiterzumachen. Beharrlich verwirklichte er seinen Traum eines demokratischen Georgiens und wurde sogar 1995 zum zweiten Präsidenten (dem ersten demokratisch gewählten) des Landes gewählt. Dieses Amt hatte er bis 2003 inne. Bei diesen Wahlen wurde ihm und seiner Bewegung „Für ein neues Georgien“ jedoch massiver Wahlbetrug seitens Opposition und Wahlbeobachtern vorgeworfen worauf Schewardnadse zurücktrat.

Ein Jahr später war er allerdings mit der neuen Regierung wieder versöhnt und lobte sie ausdrücklich für ihre demokratischen Fortschritte.


Gestern starb der „Sohn des Falkens“ wie Schewardnadse übersetzt heisst in Tiflis.