Samstag, 10. März 2012

Kölner "Qualitäts"journalismus



Angriff auf Gladbach-Fans


„Wilde Horde“ streitet alles ab





Köln –




Jetzt hat sich die FC-Ultra-Gruppierung „Wilde Horde“ erstmals zu den Anschuldigungen geäußert. Auf ihrer Homepage veröffentlichten sie am Donnerstagmorgen eine Erklärung zu den Vorfällen auf der A3. Darin heißt es wörtlich: „Die auf dem Rastplatz Siegburg vorgefallenen Situationen wurden weder von der Wilden Horde organisiert, noch mitgetragen. Die meisten Mitglieder unserer Gruppe befanden sich zum Zeitpunkt der Geschehnisse bereits in Köln und wurden erst einen Tag später durch die Medien über die Vorfälle informiert. Dementsprechend distanzieren wir uns als Gruppe von den Geschehnissen, die nach dem Auswärtsspiel des 1. FC Köln in Sinsheim am Rastplatz Siegburg vorgefallen sind.“ Im Klartext heißt das: Die „Wilde Horde“ streitet alles ab. Allerdings bestätigte die Polizei gegenüber EXPRESS, dass der Vorsitzende der Gruppe Christian H. am Steuer eines der beteiligten Fahrzeuge saß. Dazu schreibt die „Wilde Horde“: „Aufgrund der laufenden Verfahren sowie der Vielzahl an Behauptungen, dessen Wahrheitsgehalt wir gegenwärtig nicht einschätzen können, möchten wir uns zu dem Vorwurf, dass einzelne Mitglieder unserer Gruppe an diesen Vorfällen beteiligt sein könnten, nicht äußern.“








Ultra-Gruppierung am Pranger



„Horde“-Vorsitzender fuhr eines der Fahrzeuge



Von OLIVER MEYER und ARNO SCHMITZ





Köln –


Die Leben gefährdende Attacke auf einen Gladbacher Fanbus am Rasthof Siegburg Ost – die ersten Tatverdächtigen sind ermittelt. Die Polizei teilte dem FC am Dienstag die Namen zum Abgleich mit. Umgehend stieß der Klub gegen insgesamt zehn an der Attacke beteiligte Personen Verfahren zur Verhängung mehrjähriger bundesweiter Stadionverbote an und leitete Vereinsausschlussverfahren ein, sofern es sich um Mitglieder handelte.  Beim Abgleich der Namen stellte der Klub zudem fest, dass sich unter den Tatverdächtigen unter anderem auch Mitglieder des Fan-Clubs „Wilde Horde“ befinden. Diese Ultra-Gruppierung gilt als vorbelastet: Nach der Prügel-Attacke auf Fan-Polizist Volker Lange wurden ihr im Vorjahr bereits Sonderrechte entzogen, die ihr nach einer Bewährungszeit gerade erst wieder zurückgegeben wurden. Doch jetzt geht es um mehr als Sonderrechte. Der FC-Fanbeauftragte Rainer Mendel erwartet nicht nur „eine öffentliche Distanzierung von den Tätern und eine Entschuldigung bei den Betroffenen“, sondern mehr: „Darüber hinaus erwarten wir von der ’Wilden Horde’, dass sie alle an der Attacke beteiligten Mitglieder des Fanklubs, unabhängig von ihrer Position oder Funktion, ausschließt.“ Pikant: Damit müsste die Gruppe ihren Vorsitzenden Christian H. ausschließen, der eines an der Attacke beteiligten Fahrzeuge fuhr, wie die Polizei EXPRESS bestätigte. „Keiner der Täter sollte in Kölner Fan-Clubs weiter geduldet sein“, fordert auch der FC-Verwaltungsratsvorsitzende Dr. Werner Wolf. „Wir erwarten eine Entschuldigung und den Ausschluss beteiligter Personen aus den Fan-Gruppen.“ Auch Geschäftsführer Claus Horstmann findet im EXPRESS-Gespräch deutliche Worte: „Wichtig ist, dass in den betroffenen Ultra-Gruppen mal der Groschen fällt, dass es interne Konsequenzen geben muss. Mit Selbstverpflichtungserklärungen ist es jetzt nicht mehr getan. Und mit Stimmung bei Heimspielen sind diese Dinge nicht mehr aufzuwiegen, das sind bewusste Straftaten, bei denen bewusst Körperverletzungen in Kauf genommen werden.“ Es ist die Forderung nach dem oft diskutierten Selbstreinigungsprozess: Hoffentlich kann sich die friedliche Mehrheit durchsetzen.


http://www.express.de/fc-koeln/angriff-auf-gladbach-fans--wilde-horde--streitet-alles-ab,3192,11787164.html