Als Breitenbrunn Nabel der Avantgarde war
Das Bildhauersymposium im Steinbruch St. Margarethen führte das Ehepaar Fria Elfen und Wil Frenken ins Burgenland. Dabei lernten sie das Land lieben und sie blieben. In Breitenbrunn entdeckten sie ein altes Bauernhaus - das älteste Haus von Breitenbrunn. Es war ideal für die Arbeit des Künstlerpaares und bot auch viel Platz für andere Künstlerinnen und Künstler. So wurde aus dem Bauernhaus ab 1967 ein Treffpunkt für avantgardistische Kunst. Das sei für das Burgenland vom Inhaltlichen her völliges Neuland gewesen, erzählte Elfen.
Lust am Experiment
Das Paar hatte nicht das Ziel, aus der Werkstatt Breitenbrunn etwas Bedeutendes zu machen, sondern es ging darum, Kunst zu leben und zu experimentieren: Fria Elfen tat dies mit Stempelstrukturen auf Textilien und schließlich mit transparentem Plexiglas, auf dem sich Buchstaben und Worte spiegeln. Elfens Arbeiten sind von der konkreten Kunst und der visuellen Poesie beeinflusst. In der Werkstatt Breitenbrunn wurde aber auch sehr früh mit Computerkunst experimentiert, sagte Kunstwissenschafterin Eva Maltrovsky. Die Werkstatt sei in diesem Bereich in Österreich federführend gewesen.
In Breitenbrunn war nicht nur Platz für die bildende Kunst, sondern auch für Musik, Film, Tanz und Literatur. Die Werkstatt erlangte nationale und internationale Aufmerksamkeit. In Breitenbrunn wurde Kunstgeschichte geschrieben, sagte Kunsthistorikerin Elisabeth Voggeneder. Die Werkstatt sei eine der wichtigsten Avantgardeschmieden der 1960er-Jahre gewesen, dort habe das „Who ’s who“ der damaligen jungen Szene aufbegehrt.
Klaus Basset als Bindeglied
Die NN-fabrik feiert das Jubiläum der Werkstatt mit einer Ausstellung, weil es mit Klaus Basset ein Bindeglied zwischen der NN-fabrik und der Werkstatt Breitenbrunn gebe, sagte Maltrovsky, die auch die NN-fabrik leitet. Basset komme aus dem Stuttgarter Umfeld, sei 1970 nach Breitenbrunn gekommen und habe dort mehrere Arbeitsaufenthalte gehabt. Er habe sich dann in Oslip angesiedelt und sei ein enger Mitarbeiter in der NN-fabrik gewesen.
In der Ausstellung „Wahlverwandtschaft“ werden zum Beispiel Bassets Schreibmaschinenbilder und seine filigranen Faltraumobjekte, die er mit dem Stanley-Messer aus Papier schnitt, gezeigt. Die Schau ist eine Mischung aus Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern der Werkstatt Breitenbrunn und der NN-fabrik. Ausgestellt sind zum Beispiel Arbeiten von Linda Christanell, die mit Sinnlichkeit und Erotik spielte oder von Helga Philipp, der Pionierin der Konkreten Kunst und Op-Art, von Arnulf Rainer, Dieter Rotz, Otto Beckmann, Heinz Gappmayr und Johannes Haider.
Breitenbrunn war 13 Jahre lang Mittelpunkt der innovativen Kunstszene. 1980 verließ Wil Frenken das Burgenland und kehrte nach Deutschland zurück. Fria Elfen führte die Werkstatt Breitenbrunn bis 1985 unter dem neuen Namen „Brennpunkt Breitenbrunn“ weiter und konzentriert sich seither verstärkt auf ihre eigene Kunst.