Montag, 20. Juli 2015

IS gegen Türkei ?

„Angriff gegen Einheit unseres Landes“

Bei einer schweren Explosion in der türkischen Stadt Suruc an der syrischen Grenze sind am Montag mindestens 27 Menschen getötet worden. Nach Angaben des türkischen Innenministeriums wurden außerdem rund 100 Personen verletzt. Der Gouverneur der Provinz Sanliurfa sprach von 28 Toten. Das Ministerium bezeichnete die Tat als „terroristischen Angriff gegen die Einheit unseres Landes“.
Der Sprengsatz explodierte im Garten eines Kulturzentrums, in dem sich Anhänger einer sozialistischen Jugendorganisation zu einer Pressekonferenz versammelt hatten. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu wurde mit einem seiner Stellvertreter und zwei Ministern in Suruc erwartet. Die ersten Hinweise ließen auf einen Anschlag der radikalislamischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) schließen, hieß es gerüchteweise.
 
Augenzeugen berichteten, nach der Explosion sei Feuer ausgebrochen. Fernsehbilder zeigten, wie Krankenwagen zum Explosionsort rasten. In Suruc befindet sich eines der größten Flüchtlingslager für Syrer, die vor den Kämpfen in ihrem Land geflohen sind. In dem im Jänner eröffneten Camp leben rund 35.000 Flüchtlinge.

Explosion auch in Kobane

Nur kurz nach der Explosion wurden bei der Detonation einer Autobombe in Kobane selbst zwei Menschen getötet. Die Bombe sei an einem Kontrollpunkt in der Nähe einer Schule explodiert, sagte Kurdensprecher Idriss Nassan am Montag der dpa. Zwei Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) kamen ums Leben. Zunächst war unbekannt, wer für die Explosion verantwortlich ist. Laut anderslautenden Berichten soll es bei der Beseitigung von Munition zu mehreren Explosionen gekommen sein.

Heftig umkämpfte Stadt

Das überwiegend von Kurden bewohnte Kobane war im vergangenen Jahr monatelang Schauplatz heftiger Kämpfe, nachdem die Terromiliz Islamischer Staat (IS) dort eingerückt war. Im Jänner zwangen kurdische Kämpfer mit Unterstützung von US-geführten Luftangriffen die IS-Kämpfer zum Rückzug. Ende Juni startete der IS eine neue Offensive, wurde aber nach nur zwei Tagen wieder aus der Grenzstadt vertrieben. Im Zuge der Offensive, die mit drei Selbstmordattentaten begann, töteten die Dschihadisten zahlreiche Zivilisten. Viele Verletzte aus Kobane wurden in Krankenhäusern in Suruc behandelt.
 
Der Anschlag in Suruc ist der schwerste in der Türkei, seit im Mai 2013 in der Grenzstadt Reyhanli zwei Autobomben explodierten und 51 Menschen ums Leben kamen. Die türkische Regierung hatte damals die linksextreme DHKP-C mit Kontakten zum syrischen Regime für die Tat verantwortlich gemacht. Der syrische Präsident Baschar al-Assad hatte den Vorwurf zurückgewiesen.