Dienstag, 8. November 2011

Die Leiden des alten Bimbenutzers


Habts ihr das auch manchmal wenns in der Früh aufstehts, zur Strassenbahn gehts und euch über die depperten Leut´  ärgerts ? Ihr wollts einsteigen und vor euch drängt sich die alte Schabracke aus dem dritten Stock in die Bim um sich auf „ihren“ Stammplatz zu setzen, weil sie glaubt um halb Sieben hat die Gebietskrankenkasse bereits offen und für ihre eingebildeten Wehwehchen Zeit. Gut, ich steig eine Station nach der Endstelle ein und es gibt da genug Platz weil die ganzen alten Weiber vom Altersheim noch nicht die Endstelle in Oberlaa erreicht haben aber stellts euch mal vor ihr steigt beim Stockholmer Platz ein – dort haben sich schon so viele alte Schachteln auf den Weg zum Wienerberg gemacht dass da überhaupt kein Platz mehr für die Werktätigen und Schüler ist – die ausserdem keine andere Wahl haben als um diese Zeit zu fahren. Ist den Pensionistinnen aber eh wurscht, habens ja auch gmacht. Dass wir eure Pensionen damit zahlen, dass wir was hackln is euch wohl vollkommen wurscht, gell ?

Das nächste Ärgernis sind die Intervalle beim Bus. Du steigst relativ zeitig aus der Bim aus – und wartest auf den depperten 15A, der irgendwo herumtrödelt. Dann is er endlich da und natürlich bummvoll weil alle Schüler Wiens nur diesen einen Bus nehmen müssen. Selbstverständlich haben sie alle entweder einen riesigen Rucksack, ein I-Phone oder einen MP3 Player mit dem sie die Umwelt belästigen müssen. Und deppert dastehen tuns auch weils nicht mitkriegen (wie auch ?) dass andere Leute ein- oder aussteigen bzw. den Platz wechseln wollen. Das „In-der-Türe-stehen“ ist in Wien nicht zuletzt deshalb zu einer Kulturform erhoben worden. Ein lustiges Spiel dass die tägliche Fahrt von A nach B um mindestens 10 Minuten verlängert und immer wieder zu lustigen Szenen führt  - soferne man sich nicht darüber ärgert.

Endlich ist man am vorläufigen Ziel seiner Fahrt angekommen, kann sogar relativ unfallfrei aussteigen (die paar Leute die vor der Türe stehen zählen da nur als kleines Ärgernis) und begibt sich in Richtung Untergrundbahn. Um dorthin zu gelangen muss man eine Rolltreppe überwinden, die mit weiteren Schmankerln menschlicher Dummheit aufwarten kann. So stehen die Leute gerade dort wo die Rolltreppe beginnt um zu tratschen, auf jemanden zu warten oder zu telefonieren. Jeder weiss, das man bei einer Rolltreppe rechts steht und links vorbeigehen kann. Im Prinzip jedenfalls, in der Praxis ist das nicht von jedermann einklagbar, vor allem von den Leuten vom Land nicht. Sie sind das einfach nicht gewohnt und können damit auch nichts anfangen – egal wie lange sie schon in der Bundeshauptstadt arbeiten. Lesen oder essen auf der Rolltreppe ist auch eine oft ausgeübte Sportart und die Leute wundern sich dann immer wenn man gegen sie stösst weil sie unvermutet stehenbleiben. Komische Sache aber auch.

Kurz und gut man ist jetzt am Perron der Untergrundbahn und will einsteigen. Keine einfache Sache weil die Leute drinnen zwar die Türöffnung betätigen – die Türe geht auch wirklich auf – sich dann aber nicht auf den Perron trauen, zuviele Leut´ wahrscheinlich. Egal. Irgendwann haben sie es behirnt dass sie nur dann an ihr Ziel kommen wenn sie diesen grossen Schritt machen und kommen langsam, sehr langsam raus. Inzwischen ist der Fahrer etwas ungeduldig und schreit mikrofonverstärkt: „Einsteigen – Zug fährt ab“, sinnlos aber einige fallen immer noch drauf rein. Solange Leut in der Tür stehen kann der Mensch schreien was er will, es gilt net. Okay – man ist jetzt drinnen und lässt sich zu seiner Station chauffieren. Dort hat man dann das umgekehrte Deja vu vom Einsteigen, jetzt stehen die Leute vor der Tür und lassen einem nicht aussteigen. So ein Schmafu, sind die Leut´ denn alle deppert ?