Freitag, 24. September 2021

Alles Gute, Kennergasse 3

 

Im „Illustrierten Wiener Sporttagblatt“ vom 24. September 1921 gibt der Favoritner AC bekannt, dass sein neuer Platz in der Kennergasse/Laaerstraße (damals hiess die Laaerberg Strasse noch so) spielfertig ist. Hundert Jahre ist diese kurze Notiz jetzt alt, seit 100 Jahren spielt der FAVAC jetzt an selber Stelle. Damit ist der Platz der älteste noch in Favoriten bespielte Fussballplatz.

Der erste Platz des FAVAC, die sogenannte Steinmetzwiese lag an der Ecke Waldgasse/Gudrunstrasse und wurde 1912 fertiggestellt. Der erste Gegner damals war Poszony Ujvarosi, von denen man sich 1-1 unentschieden trennte. Leider verlor der Verein diesen Platz bereits 1915 – die steigenden Verwundetenzahlen des Ersten Weltkrieges machten eine Erhöhung der Spitalskapazitäten notwendig und man errichtete dort in der Nähe des Ostbahnhofes das Kriegsspital No. 5. Das demokratische Wien der Nachkriegszeit behielt sich das Areal des Vereines.

Bis 1921 musste der Favoritner AC auf wechselnden Plätzen, darunter auch der heute nicht mehr existente erste Herthaplatz (heute Johann-Böhm-Park) oder dem Südsternplatz (später FC Wien Platz) spielen, ehe das Grundstück in der Kennergasse gefunden wurde. Die Zuschauerwälle wurden aus dem Aushub des damals in Bau befindlichen Amalienbades errichtet, Teile davon sind noch heute vorhanden.

Der Platz wurde vor dem Krieg mehrfach saniert, letztmalig beim Aufstieg in die 1. Klasse (heute 1. Bundesliga) 1935. Nach dem Krieg war kurzzeitig ein Kartoffelfeld, die Ernten waren aber nicht berauschend und es konnte bald wieder echter Fussball gespielt werden.

Im Jänner 1933 fand auf dem Platz sogar ein Länderspiel statt: die Partie Österreich gegen Ungarn um die (Arbeiter)EM wurde an der Kennergasse ausgetragen, Österreich (mit einigen FAVAC Spielern) gewann mit 3-1 gegen Ungarn.

Den letzten großen Umbau erlebte der Platz 1979, als ein Rasen verlegt wurde.

Besonders beliebt in der Nachkriegszeit waren die Osterturniere sowie die vielen Nachwuchsturniere, eine Tradition, die heute leider nicht mehr gepflegt wird.

Eine Kuriosität in den 30er Jahren waren die Damenhandallspiele am FAVAC-Platz. Der Verein hatte eine schlagkräftige Mannschaft, die auf eigenem Platz gefürchtet war. Damals wurde Handball noch am Fussballfeld gespielt, was die Attraktivität nicht besonders fördert.

Viele berühmte Spieler schnürten ihre Schuhe für den Verein und stoppelten über diesen Platz. Friedrich Torberg schrieb einmal – nicht zu Unrecht: „Favoriten ist die Kornkammer des Österreichischen Fussballs !“ Und das ist auch heute noch so.

Alles Gute, Kenner Road !