Ein unwürdiges Ende
FS Elektra 1921 – 2021 (als ASK Elektra)
Kurz nach Kriegsende gründeten die Arbeiter des
Elektrizitätswerkes Engerthstrasse den Verein, 1921 wurde er offiziell ins
Vereinsregister aufgenommen. Der erste Platz der Elektra, 1923 errichtet,
befand sich in der heutigen Kafkastraße (bis 1956 Josef-Christ-Gasse) im
zweiten Wiener Gemeindebezirk. Dort spielten sie lange Jahre recht erfolgreich
im Wiener Fussballverband bzw. im VAFÖ, der 1934 aufgelöst wurde. In diese Zeit
fiel auch der Zusammenschluss der diversen E-Werk-Vereine (E-Werk IX, E-Werk
XI....) mit der Elektra, der 1932 vollzogen war. Danach war die Elektra DER
Verein der E-Werksarbeiter. Unter dem Dach des „Kultur- und Sportvereines der
Elektrizitätswerke“ spielte Elektra als FC E-Werke Wien. Kurzfristig mussten
sie 1934/35 den Spielbetrieb einstellen, den sie aber noch im selben Jahr
wieder aufnehmen konnten. Die politischen Verhältnisse dieser Zeit brachten
aber bald wieder – das Naheverhältnis des Vereines zur Sozialdemokratie war den
verschiedenen Machthabern der 30er und 40er Jahren ein Dorn im Auge (um es vorsichtig
zu formulieren) – das Verbot des Vereines, welches erst nach Kriegsende
aufgehoben wurde. Bereits wenige Woche nach der Befreiung Wiens gründete sich
der Verein quasi „neu“. In diese Zeit fiel nicht nur die Umbenennung in FS
Elektra sondern auch die erfolgreichste Zeit der Leopoldstädter, die ihren
Platz nun in der Engerthstrasse hatten. 1950/51 stiegen sie sogar in die
Staatsliga A (der heutigen Bundesliga) auf, konnten sich allerdings nur kurz
dort halten. In der Staatsliga B verblieben sie auch nur ein Jahr, dafür
konnten sie des öfteren die Wiener Liga (je nach Einteilung die dritte bzw.
vierte Leistungsstufe) gewinnen. In den 70er Jahren war das Erreichen der
Dritten Runde im ÖFB Cup wohl das herausragendste Ereignis einer langen
Geschichte, wenige Jahre später, nämlich 1978, wurde der (heutige)
Elektraplatz, den sie jetzt an den SK Rapid Wien verlieren, errichtet. Die
Fusion mit dem AS Koma 2013 war der letzte Meilenstein in der Geschichte des
fast hundertjährigen Vereines, der durch die Fusion und den Platzverlust endgültig
von der Wiener Fussballbühne abtritt.
Weit erfolgreicher als die Männer waren die Frauen
des FS Elektra, die in den 70er Jahren dreimal österreichischer Meister werden
konnten (1977, 1979, 1980), dazu zweimal Cupsieger (1977, 1978), ehe sie sich
1981 am Höhepunkt ihrer Erfolge auflösten. Dieses Schicksal ereilt nun auch die
Herrren.
Das letzte Spiel in der Wiener Stadtliga als
eigenständiger Verein sollte kommenden Mittwoch, den 30. Juni 2021 ab 18.30 auf
dem FAVAC Platz stattfinden, leider hat die Gästemannschaft dieses Spiel
abgesagt. Die Gründe sind nicht lange zu suchen, schade ist es trotzdem. Wie
gerne hätte man in Favoriten, auf einem genauso alten Platz wie die
Gastmannschaft ihre Packln gschnürt hat noch einmal den Hauch von Tradition verspüren
wollen. Aber – es sollte nicht sein. Die Elektra ist Geschichte.
Damit verliert der letzte platzbesitzende Verein in
der Leopoldstadt alles, der letzte dreht das Licht ab.