Samstag, 11. Januar 2014

Fritz Molden

Verleger und Antifaschist

Fritz Molden im Alter von 89 Jahren verstorben

fritz molden
Fritz Molden - eine österreichische Legende. (© APA)
Der renommierte Publizist, Verleger und Widerstandskämpfer Fritz Molden ist tot. Er starb Samstagfrüh im 90. Lebensjahr. Molden war während der Weihnachtsfeiertage erkrankt und seither im Krankenhaus Schwaz behandelt worden.

Der überzeugte Antifaschist war im Zweiten Weltkrieg als Widerstandskämpfer tätig, diente später als Diplomat und wurde zu einem der bekanntesten Zeitungsverleger des Landes. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere hielt Molden, der unter anderem als Herausgeber der "Presse" fungierte und mit Gerd Bacher die Boulevard-Zeitung "Express" gründete, ein gutes Viertel des österreichischen Zeitungsmarktes.

Später war er Oscar Bronner bei der Gründung des "Standard" behilflich. Sein "Fritz Molden-Verlag", der in den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts Werke namhafter Autoren mit den Schwerpunkten Sachbuch, Memoiren und moderne Belletristik auf den Markt brachte, schlitterte 1982 in den Konkurs.

Später war er vor allem als Publizist tätig und widmete sich diplomatischen Sonderaufgaben.
 
File:Stephansdom O5.jpg
 
  O5 steht als Kürzel für die bekannteste und bedeutendste österreichische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. 5 steht für den fünften Buchstaben im Alphabet, E; zusammengesetzt bedeutet das Kürzel OE beziehungsweise Ö, eine Abkürzung für Österreich. Nachdem kommunistische, sozialistische, bürgerliche und religiöse Gruppen von der Gestapo immer wieder ausgehoben worden waren und ihre Mitglieder dadurch in unmittelbare Todesgefahr gerieten, schlossen sich Österreicher zu dieser überparteilichen Widerstandsgruppe zusammen. O5 war somit Zeichen des über Parteigrenzen und Ideologien hinweg gemeinsamen Kampfes für ein freies Österreich. Das O5-Zeichen am Wiener Stephansdom erinnert daran.
 
Die Widerstandsgruppe, initiiert durch bürgerlich-konservative Kräfte, setzte sich zu einem wesentlichen Teil aus Söhnen großbürgerlicher Familien und Mitgliedern des ehemaligen Hochadels zusammen. Dazu zählten etwa Fritz Molden, der durch eine Verbindung mit den Westalliierten (insbesondere mit Allan W. Dulles, dem Leiter des OSS in Bern) der Gruppe besondere politische Beachtung ermöglichte, Hans Sidonius Becker, Willi Thurn und Taxis und der spätere Botschafter Emanuel Treu. Für die Sozialdemokraten hielt vor allem der spätere Bundespräsident Adolf Schärf ständigen Kontakt mit O5; er hielt rückblickend fest, der Gruppe hätten politische Profis gefehlt.
O5 nahm unter den Widerständlern im Deutschen Reich eine ausgesprochen proösterreichische Position ein und stand damit vor allem im Kontrast zu jenen Gegnern des NS-Regimes, die auch nach dessen Niederschlagung den Anschluss Österreichs an Deutschland beibehalten wollten.[1] (Adolf Schärf berichtete später über einen geheimen Besuch deutscher Sozialdemokraten in Wien 1943, die überrascht waren, von ihm Der Anschluss ist tot zu hören.[2])
Unmittelbar nach Kriegsende in Österreich war es Anliegen der Kommunisten, die überparteiliche O5, die 1944 / 1945 im Palais Auersperg (Gedenktafel) zusammenkommen konnte, zur Plattform für Politik zu machen, hofften sie doch, dort auf Grund ihrer straffen Organisation im Sinn ihrer Volksfront-Strategie den Ton anzugeben. ÖVP und SPÖ, beide sofort (wieder) gegründet, legten, wie sie noch im April 1945 betonten, auf überparteiliche Einrichtungen aber keinen Wert, bereiteten sie sich doch auf die (im November 1945 abgehaltenen) ersten Nationalratswahlen der Zweiten Republik vor, bei denen sie Konkurrenten sein würden. Die Kommunisten bewogen dann, wie Schärf sich erinnerte, die sowjetische Besatzungsmacht sehr bald dazu, die Widerstandsbewegung noch im Frühjahr 1945 zu schließen und diverse ihrer Funktionäre polizeilichen Untersuchungen zu unterwerfen.
Raoul Bumballa, Vorsitzender des so genannten Siebenerausschusses der Gruppe und von einigen als Sprecher der Bewegung bezeichnet, wurde als ihr Vertreter auf Vorschlag der ÖVP am 27. April 1945 in die Provisorische Staatsregierung Renner 1945 aufgenommen, wandte sich aber noch im gleichen Jahr von der ÖVP ab. In der auf Grund der Nationalratswahlen am 20. Dezember 1945 berufenen Bundesregierung Figl I war die ehemalige Widerstandsbewegung offiziell nicht mehr vertreten.

 
Als Sohn von Ernst Molden, dem Chefredakteur der Neuen Freien Presse, und Paula Preradović, der Verfasserin des Textes der österreichischen Bundeshymne, wuchs Fritz Molden in großbürgerlichen Wiener Verhältnissen auf. Zuletzt war Molden in vierter Ehe mit der Übersetzerin und Autorin Hanna Molden verheiratet und Vater von fünf Kindern, darunter Ernst Molden, der wie sein Großvater als Autor tätig ist. Im Alter von 14 Jahren wurde Molden zum ersten Mal verhaftet, weil er kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich als Mitglied des katholischen Untergrunds an Aktionen gegen den Nationalsozialismus teilnahm. Mehrere Male landete Molden im Gefängnis. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zu einem Strafbataillon an der russischen Ostfront versetzt. In Italien lebte Molden bei Partisanen im Apennin. Schließlich gelang ihm die Flucht in die Schweiz, wo er als Mittelsmann der Österreichischen Widerstandsbewegung O5 die Alliierten unterstützte. Ab 1944 war er Verbindungsoffizier zwischen der O5 und den Alliierten. Dafür wurde ihm 1947 die Presidential Medal of Freedom verliehen.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Molden 1945 Sekretär von Außenminister Karl Gruber, wo er unter anderem für die Pressearbeit zuständig war. Im Jahr darauf wurde er Auslandsredakteur der von seinem Vater Ernst Molden wiedergegründeten Tageszeitung Die Presse, Nachfolgerin der 1939 eingestellten Neuen Freien Presse. Von 1948 bis 1949 war Molden als Diplomat in den USA, wo er im Informationsdienst des österreichischen Generalkonsulates in New York arbeitete. 1948 heiratete er Joan Dulles, die Tochter des Leiters der OSS und späteren CIA-Chefs Allen Welsh Dulles; im April 2009 wurde bekannt, dass der Chefredakteur der Presse, Otto Schulmeister, jahrzehntelang für die CIA gearbeitet hatte.
1950 übernahm Molden als Verlagsdirektor die kaufmännischen Agenden der Presse und gründete im selben Jahr die Wochenpresse. 1958, im Rahmen der Auseinandersetzungen im sogenannten Wiener Zeitungskrieg gründete er zusammen mit Gerd Bacher die Boulevard-Zeitung Express; 1960 kaufte er das Wiener Wochenblatt („WiWo“) von Fritz Herrmann. Auf dem Höhepunkt seiner Verleger-Karriere, im Alter von 34 Jahren, war Molden der damals wohl größte und wichtigste Zeitungsherausgeber des Landes, seine Zeitungen sollen kurzzeitig einen Marktanteil von 28 Prozent gehalten haben. Anfang der sechziger Jahre, Molden war bis 1961 noch Herausgeber und Chefredakteur, wurde er als einer der möglichen Käufer für die Kronen Zeitung gehandelt. Die CA-BV gewährte Molden jedoch den zum Kauf notwendigen Kredit nicht.
Molden war zu dieser Zeit auch politisch sehr engagiert und trat friedlich für die Autonomiebewegung in Südtirol ein. Bis zum Jahr 1960 verhandelte er als Mitglied im Politischen Komitee des Befreiungsausschusses Südtirol mit Österreichern und US-Amerikanern. Nachfolgenden Satz wiederholte er mehrmals: „Man muß für Südtirol das Selbstbestimmungsrecht verlangen, damit man wenigstens die Regionalautonomie bekommt.“ und vertrat auch den Südtirol-Referenten der Tiroler Landesregierung Aloys Oberhammer oftmals, da dieser bereits ein Einreiseverbot in Italien hatte. Als der Kampf für ein autonomes Südtirol blutig wurde und zunehmend von rechtsradikalen Kräften rund um Norbert Burger vereinnahmt wurde, beendet Molden sein Engagement.
In den 1980er-Jahren machte sich Molden als Präsident des Auslandsösterreicherwerks immer wieder für eine breitere Regelung der Doppelstaatsbürgerschaft sowie für die Einführung der Briefwahl stark.