Dolores Ibárruri Gómez, genannt La Pasionaria (* 9. Dezember
1895 im Dorf Gallarta der Gemeinde Abanto y Ciervana, Bizkaia,
Baskenland;
† 12. November
1989 in Madrid) war eine spanische
Revolutionärin
und Politikerin der Arbeiterbewegung.
Sie war Abgeordnete der Kommunistischen Partei (PCE) im spanischen
Parlament und eine wichtige Protagonistin des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939). Ihr wird
der Ausruf "¡No pasarán!" („Sie werden nicht durchkommen!“) zugeschrieben.
Ibárruri war das achte von elf Kindern des
Antonio Ibárruri und seiner Frau Juliana Gómez. Ihre gesamte Familie arbeitete
im baskischen Bergbau.
Nach der Schule arbeitete sie als Näherin, später als Dienstmädchen. Sie las
alles, was ihr in die Hände fiel, und eignete sich so die gewünschte – aber
wegen der Umstände anders nicht erreichbare – höhere Bildung selber an. Ihr
Vater schickte sie an seiner Statt zu den Versammlungen der Spanischen
Sozialistischen Arbeiterpartei PSOE.
1917 schrieb sie sich als Parteimitglied ein.
Mit 20 Jahren heiratete sie Julián Ruiz,
einen Kommunisten und Bergarbeiter. Vier ihrer sechs Kinder starben aufgrund
der schlechten Lebensbedingungen infolge der extremen Armut. Nachdem Ruiz 1917
am Generalstreik
teilgenommen hatte, wurde er inhaftiert, was die finanziell schlimme Lage
seiner Familie noch verschärfte.
Ibárruri trat 1921 der Kommunistischen Partei
bei. Unter dem Pseudonym La Pasionaria (dt. „die Passionsblume“)
begann sie, Artikel für das Bergarbeiterblatt El Minero Vizcaino zu
schreiben und sich aktiv in der Arbeiterbewegung zu engagieren. 1920 wurde sie
in das Provinzkomitee der baskischen Kommunistischen Partei gewählt.
Sie war eine der Mitbegründerinnen der
kommunistischen Partei in Asturien. 1930 wurde sie in das Zentralkomitee
der PCE gewählt. Bald darauf trennte sie sich von ihrem Mann und zog nach Madrid, was ihrer
Karriere zugutekam. Als Redakteurin der Mundo Obrero (Die
Arbeiter-Welt) erreichte sie schnell Bekanntheit. 1932 wurde sie Mitglied des Politbüros
und Verantwortliche der Frauenkommission der PCE.
Ibárruri war eine gute Rednerin, die die
Menschen mitreißen konnte. Sie wurde bald von den spanischen Behörden verfolgt
und mehrmals verhaftet. 1933 wurde sie als Abgeordnete der KP Asturiens ins
spanische Abgeordnetenhaus (Cortes)
gewählt, wo sie sich für die Verbesserung der Frauenrechte, insbesondere bei
der Arbeit, im Haushalt und auf dem Gebiet der Gesundheit, einsetzte. Ihre
Partei delegierte sie 1933 in die Komintern.
Im selben Jahr reiste sie erstmals nach Moskau, um Stalin
zu treffen. 1934 nahm sie als Vorsitzende der Frauenkommission der PCE am Weltfrauenkongress in Paris teil.
Im Spanischen Bürgerkrieg unterstützte sie die
republikanischen Truppen gegen Franco,
indem sie flammende Reden im Radio hielt und die Truppen an der Front besuchte,
um ihre Moral zu stärken. Im Herbst 1936 mobilisierte sie alle republikanischen
Kräfte zur Verteidigung der spanischen Hauptstadt. Ihr Ruf "¡No
pasarán!" (dt. "sie werden nicht durchkommen") wurde zum
Schlachtruf der Verteidiger der Republik. Ihre Reden vereinigten einen
bedeutenden Teil der Bevölkerung, insbesondere der Frauen, hinter der
antifaschistisch-republikanischen Sache. Zusammen mit verschiedenen
Prominenten, wie Palmiro Togliatti, beteiligte sie sich an
verschiedenen Komitees, um für Unterstützung für die Republikaner zu werben.
1937 wurde sie Vizepräsidentin der Cortes, kurz darauf Präsidentin. Innerhalb
der spanischen KP galt sie als Stalinistin. Sie hielt sich aus den inneren Machtkämpfen
heraus, hielt jedoch eisern an der Parteidoktrin fest. Im
Parlament trat sie für die institutionelle Ordnung ein.
Bereits vor ihrer eigenen Flucht unterstützte
sie die Emigration
spanischer Familien in die Sowjetunion. 1939 bat sie Stalin um Asyl für sich und ihre
beiden Kinder. Als die republikanischen Fronten zusammenbrachen, verließ sie
Spanien. In Moskau vertrat sie die PCE im Exil und wurde 1942 zu
deren Generalsekretärin gewählt. Ihr einziger Sohn Rubén Ruiz trat der Roten Armee
bei und fiel am 3. September 1942 in der Schlacht um Stalingrad als Oberleutnant der 35.
Gardedivision.
Im Mai 1944 wurde Ibárruri Generalsekretärin
der PCE, 1960 deren Vorsitzende. In den frühen 1960er Jahren erwarb sie die
sowjetische Staatsbürgerschaft. Sie wurde mit dem Doktor ehrenhalber der Lomonossow-Universität ausgezeichnet. 1964
erhielt sie den Internationalen Lenin-Friedenspreis,
1965 den Leninorden.
1966 veröffentlichte sie ihre Autobiographie
unter dem Titel "¡No Pasarán!".
Im Laufe der 1960er Jahre, insbesondere
nachdem die KP sie in die Tschechoslowakei
entsandt hatte und sie die dortige Situation erleben konnte, wurde ihre
politische Einstellung moderater. Bereits 1968 verurteilte sie den Einmarsch
der Warschauer-Pakt-Staaten in Prag (Prager Frühling).
Gemeinsam mit ihrem Ko-Vorsitzenden Santiago Carrillo
begründete sie den sogenannten Eurokommunismus,
als die spanische KP als erste Kommunistische Partei den Leninismus
aus ihrem Programm entfernte, um ihre Unabhängigkeit von der KPdSU deutlich zu machen.
Sie war nun überzeugt, alle demokratischen Gruppierungen und Parteien müssten
sich zusammenschließen, um gemeinsam eine gerechte Gesellschaft aufzubauen.
Nach Francos
Tod (1975) kehrte Ibárruri 1977, über 80-jährig, nach Asturien zurück. Im
selben Jahr wurde sie erneut zur Abgeordneten ins Parlament gewählt. Bis zu
ihrem Tod blieb die Ikone
des spanischen Kommunismus, die 38 Jahre ihres Lebens im Exil verbracht hatte,
politisch aktiv. Im Alter von 93 Jahren starb Ibárruri an Lungenentzündung in Madrid.
Leben und Werk von La Pasionaria
wurden von Dichtern wie Rafael Alberti, Antonio Machado
und Miguel Hernández gewürdigt. Ernest Hemingway
setzte ihr in seinem Roman "Wem die Stunde schlägt" ein literarisches
Denkmal.