Donnerstag, 9. Januar 2014

Kriegsgebiet Hamburg



 | 15.43 Uhr
Netz-Spott über Polizeikontrollen 
Tourist wagt die Reise ins #Gefahrengebiet Hamburg
So spottet das Netz über #gefahrengebiet
So spottet das Netz über #gefahrengebiet

Hamburg. Schwere Krawalle, verletzte Beamte – als Konsequenz auf Attacken hat die Hamburger Polizei zentrale Stadtteile zum "Gefahrengebiet" erklärt. Die US-Botschaft warnt ihre Landsleute, das Netz spottet – und ein Kölner Tourist bittet um eine Einreisegenehmigung.

Die US-Botschaft hat nach einem Zeitungsbericht per E-Mail eine Warnung an Landsleute verbreitet, die in Hamburg leben oder die Stadt in den nächsten Tagen besuchen möchten. Sie sollten in der zum Gefahrengebiet erklärten Sperrzone Vorsicht walten lassen, "besonders in der Nähe von großen Versammlungen, Protesten oder Demonstrationen", zitierte der "Tagesspiegel" aus der Mail.
Die Polizei könne Personen ohne Ausweispapiere in der Zone, zu der weite Teile der Innenstadt gehören, ohne Begründung festhalten. Zudem habe die Polizei zusätzliche Autorität, Personen zu stoppen oder ihnen den Aufenthalt in bestimmten Stadtteilen zu verbieten.
US-Botschaft warnt Bürger
Weiter heißt es in dem Sicherheitshinweis: Auch zunächst friedliche Demonstrationen könnten in Gewalt ausarten. Die Pressestelle der US-Botschaft bestätigte auf "Tagesspiegel"-Anfrage die Authentizität des Schreibens. Es handele sich dabei um "eine Routineangelegenheit", hieß es.
Derweil spottet das Internet über das Hamburger Gefahrengebiet. Über den Hashtag #gefahrengebiet werden im Kurznachrichtendienst Twitterunzählige Bilder und Fotomontagen verbreitet. Die Nutzer amüsieren sich über das Vorgehen der Stadt, weite Teile der City zum Gefahrengebiet zu erheben.
So kursieren Bilder, die den Bereich als "Mordor" aus dem Kinofilm "Herr der Ringe" zeigen. Oder der kleine Löwe "Simba" aus dem Film und Musical "König der Löwen", der beim romantischen Blick auf die Hamburger Skyline gewarnt wird, nicht dorthin zu ziehen.
Kölner Tourist will einreisen
Genau das aber möchte ein Kölner Tourist, der eine satirische Anfrage ans Auswärtige Amt verfasst hat. In diesem Schreiben bittet er die Behörden, ihm Informationen zum Sicherheitsstand im Gefahrengebiet Hamburg zu schicken, damit er vorbereitet sei. Schließlich sei die Lage in Hamburg "ähnlich brenzlig wie in Ägypten".
Seit Montag verbreitet sich im Netz diese "Einreisegenehmigung für Hamburg” durchs Netz. Der Tourist bittet das Amt, ihm die "notwendigen Antragsformulare zur Einreise nach Hamburg-Altona und Hamburg-Sankt-Pauli zuzusenden”.
Maßnahme seit 2005
Die sogenannten Gefahrengebiete sind eine seit 2005 im Hamburger Landespolizeirecht verankerte Maßnahme zur Gefahrenabwehr. In diesen Bereichen kann die Polizei leichter als sonst üblich Personalien oder sogar Taschen kontrollieren. Bislang wurden solche Zonen in kleinerem Ausmaß und zeitlich befristet etwa bei Demos oder brisanten Fußballbegegnungen ausgerufen.
Kritiker werfen der Polizei und dem SPD-Senat vor, mit der Einrichtung einer großen Gefahrenzone weitere Proteste zu provozieren. Einige bezweifeln auch, dass sie rechtmäßig ist.