Und tausend gleiche Ultras schrein:
Don´t copy my Style!!!!!
08.09.2012
Manchmal, ja manchmal wenn ich ein BFU oder EF in der Hand halte und Sätze wie „Wir haben unser Ding durchgezogen!“ oder (wie im Grußwort des Dröhnbütel) von einer „Ultraszene und einer Fanszene“ gesprochen wird, rollen sich mir die Fußnägel hoch. Grundsätzlich gibt es für mich bei einem Verein nur eine Fanszene. Nicht eine Ultraszene, die neben einer Fanszene existiert. Aber viel kritikwürdiger finde ich die Sache mit dem eigenen Ding durchziehen. Da frag ich mich doch, wie engstirnig man eigentlich sein muss, um nicht mehr auf die Fanszene (die zugegebenermaßen hier und da etwas träge ist) einzugehen und nur noch sein Ding zu machen. Anschließend werfe ich gleich folgende Frage hinterher: Geht ihr wegen Ultra zu eurem Verein oder wegen dem Verein zum Fußball? Es wird immer von Emotion geredet. Aber wenn, meiner Meinung nach, ohne Spielbezug supportet wird, tritt doch etwas in den Hintergrund, was so hochgejubelt wird: die Emotionen. Ausrasten bei Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, bei Provokationen. All das geht doch mit nicht spielbezogenem Support verloren. Auch mal die Stimmung einzustellen weil die Mannschaft seit Wochen den letzten Dreck zusammen spielt, und eben nicht weiter zu machen als wäre nichts, ist doch ein Zeichen von Emotionen.
Na ja. Wenn man sich die einschlägigen Hefte der Szenen so durchließt, scheint es ja bei vielen Gruppen nur noch um Ultra zu gehen. Manche tun sogar so, als hätten sie Fankultur neu erfunden. In ihrer engstirnigen Sicht sind sie die einzigen die noch Fankultur im Stadion leben, den Verein bedingungslos unterstützen. Irgendwelche 16- bis 20(+x)-Jährige nehmen es sich heraus, älteren Fans, die schon weitaus länger beim Verein zugegen sind, ihr Verständnis von Fankultur abzusprechen.
Klar ist Ultra heutzutage sehr präsent im Stadion und wirkt auch anziehend auf Neulinge im Stadion. Aber nur weil man bei einer Ultragruppe ist hat man noch lange nicht das Recht anderen Fans ihre Sicht auf Fankultur abzusprechen. Hauptsache das eigene Ding durchgezogen. Egal ob es der restlichen Fanszene passt oder nicht. Aber hier liegt meiner Meinung nach der Denkfehler. Denn wenn ich mit meiner Gruppe der Motor der Kurve sein will, muss ich mich auch nach der Kurve richten. Alle mit einbeziehen muss dann einfach im Vordergrund stehen. Viel wird von Werten in der Ultrakultur geredet. Aber ich vertrete die Meinung, dass der höchste Wert einer Ultragruppe ist, den Verein/die Mannschaft bestmöglich zu unterstützen. Und das klappt nicht, wenn man mit 300 Leuten in einer 6.000er Kurve sein Ding durch zieht. Selbst wenn man sich entschließt in einen eigenen Block zu ziehen ist das nicht die optimale Lösung. Denn es bleibt bei den dreihundert Personen.
Letztendlich entscheidet die Fanszene ob sie den Weg der Ultragruppe, als Motor der Kurve, mit geht oder nicht. Wenn die Fanszene diesen Weg ablehnt und eben schweigt wenn die Ultragruppe ihre Lieder anstimmt, sollte man sich hinterfragen, öffnen und die Kommunikation suchen und eben nicht sich verschließen, einigeln und das eigene Ding auf biegen und brechen durchziehen um das eigene Gewissen zu befriedigen. Aber was rede ich? Ultra ist erwachsen geworden. Sind wir aber so viel anders als andere Stadiongänger? Nein, sind wir nicht! Wir sind genauso normal wie alle andern im Stadion.
Man merkt, dass wir in Deutschland sind. Das Land der Perfektionisten, in dem alles nach einer gewissen Norm ablaufen muss. Und wer diese nicht einhält ist ein Arschloch. Und genau das passiert auch bei Ultra. Innerhalb der Gruppe wird sich immer mehr darin rein gesteigert noch mehr Ultra zu sein. Gegenseitig wird sich immer mehr Ultra um die Ohren gehauen, bis man denkt das man jetzt den Ultragottstatus endlich erreicht hat. Einflüsse von Außen werden maximal nur geduldet, wenn sie von einer anderen Ultragruppe kommen. Alle anderen lügen, sind nicht Ultra genug. Na ja. Manchmal, wenn ich in der Nacht wach im Bett liege und durch verzweifeltes an die Decke starren versuche einzuschlafen merke ich, wie mich Ultra eigentlich nervt. Denn es entfernt sich meiner Meinung nach immer mehr von der Basis: dem Verein und der Fanszene.
Ein Aufsatz der keinen weiteren Kommentar mehr nötig macht. Weil er stimmt. Er wird wohl leider nicht beachtet werden, weil ihn erstens zu wenige lesen und noch weniger davon verstehen.