Die Geschichte mit dem Kultklub
In Wien gibt es viele alte Vereine, ist die Stadt doch die
Wiege des österreichischen Fussballs. Ich will jetzt gar nicht die Grazer
beleidigen und weiss, dass das allererste anerkannte Fussballspiel in Österreich in Graz war, leider ist die Stadt
nicht die Hauptstadt der Donaumonarchie gewesen und damit gegenüber Wien ins
Hintertreffen geraten. Wien ist und war das Zentrum Österreichs und von daher
war es nur natürlich dass sich hier der Fussball am professionellsten entwickeln
konnte. Und damit auch die Wiener Kultklubs. Das sind natürlich die drei
Bundeslegisten Austria, Rapid und Vienna (in alphabetischer Reihenfolge) und
der Wiener Sportklub. Danach kann man noch einigen unterklassigen Vereinen
dieses Prädikat zuordnen. Ich rechne da natürlich den Floridsdorfer AC, österr.
Meister 1918 dazu, ferner den Simmeringer SC, den Rennweger SC, den Favoritner
AC, den FC Stadlau, SR Donaufeld und auch die Ostbahn XI. Im Nordwesten dann
noch den Nussdorfer AC und die Fortuna 05. Das war es aber schon für mich.
Leider ist diese, meine Meinung eine Einzelmeinung. Glaubt man den „Hallihallo“
Zeitungen dann gibt es jetzt einen neuen, kultigen Traditionsverein, nämlich
die Wiener Viktoria. Über die Geschichte dieses Vereines habe ich ja schon
geschrieben, daher hier keine weiteren Auslassungen dazu. Ich will da lieber
über das überstrapazierte Wort „Klultklub“ schreiben, mit dessen Manterl sich
die Meidlinger schmücken. In Meidling gab es nur einen Kultklub und zwar Wacker
Wien. Einer der Pioniervereine des Wiener und damit österreichischen Fussballs.
Danach kam hier lange nichts mehr. Erstens weil es in Meidling nicht allzu
viele Sportplätze gab (der heutige Viktoriaplatz ist erst weit nach dem zweiten
Weltkrieg entstanden) zweitens weil die Wacker einfach alle Leute im Bezirk
anzog.
Nun ist die Viktoria seit etwa eineinhalb Jahren
erfolgreich, grosse Namen und erhebliche finanzielle Mittel ermöglichen das. Da
sind einerseits fast 400 Kinder (wenn man dem „Ballesterer“ glauben darf) die wohl
für fast 120.000 Euro Einnahmen sorgen (dazu noch die Kantineneinnahmen) und
andererseits die Person von Roman Gregory der da sicher einiges hineinbuttert.
Und Herr Anton Polster himself, der die Show- und Presseeinlagen liefert. Das
da noch ein Herr Keglevits im Hintergrund ist geht schon fast wieder unter.
Gut, mit Herrn Polster ist etwas Farbe in den grauen medialen Stadtligaalltag
gekommen, ob das auf lange Sicht gut ist muss abgewartet werden. Genauso
abgewartet muss werden, ob die grosse Anzahl an Nachwuchsspielern, welch sich
auf einem kleinen Hauptfeld und einer „Handballwiese“ tummeln dem Verein nicht
irgendwann mal auf den Schädel fallen, da eine richtige handwerkliche
Ausbildung so kaum gegeben ist. Riecht alles ein wenig nach Abzocke. Aber gut,
ist ja das gute Recht des Vereines, auf seine Finanzen zu schauen. Die Eltern
wiederum müssen sich um das Wohl ihrer Kinder kümmern. Punkt. Aus.
Interessant wird es wenn man jetzt die Aktivitäten der Vik
anguckt. Zum Beispiel das Spiel gegen den FC Sankt Pauli, welches 5.000 Leute zum
Preis von 28 Euro pro Karte anguckten.
Ergibt Einnahmen von 140.000 Euro. Dazu die Gastro und
alles was rund um das Spiel an Fanartikeln verkauft wurde minus die
Grundausgaben wie Miete oder Gage für die Spieler und Bands. Bleibt sicher ein
fettes Plus von 100 – 150.000 Euro. Ergibt für das heurige Spieljahr ein Budget
von rund 300.000 Euro ohne Sponsoring und damit mehr als jeder andere
Stadtligaverein aufbringt. „Kult“ ? Oder doch eher RED BULL mässiges Abzocken ?
Muss jeder für sich entscheiden. Auch das Cupspiel gegen den SV Ried auf dem
Sportclubplatz wird für 20/15 EURO pro Person veranschlagt, womit wieder ein
fettes Plus in die Kriegskassa des Vereines gespült wird. Gutes Marketing auf
der Dummheit der Leute aufbauend denen man tatsächlich jeden Scheiss verkaufen
kann wenn man das richte Konzept hat. „Kult“ ?
Ich meine, Didi Mateschitz und sein RED BULL Konzern haben ja auch mit
teilweise genialen Ideen (Wink mal Felix) haufenweise Cash gemacht und einen
Weltkonzern mit einem Marketingschmäh aufgebaut. Insoferne ist der Weg der
Viktoria genauso zu bewundern wie jener vom kleinen Didi aus Salzburg City. Ich
glaube halt das die Viktoria schneller schmähstad sein wird als der Didi. Und
dann werden wir sehen ob sich das Wort von wegen Kultklub bewahrheitet und wo
die echten Fans und Freunde des Vereines zuhause sind. Ich befürchte es werden genauso
viele sein wie vorher – nämlich so gut wie niemand. Aber auch das müssen die
Verantwortlichen selber wissen. Inklusive aller die da mitmachen und den Verein
tragen. „Kult“ ?