Samstag, 20. Oktober 2012

"Kult" ?


Die Geschichte mit dem Kultklub


In Wien gibt es viele alte Vereine, ist die Stadt doch die Wiege des österreichischen Fussballs. Ich will jetzt gar nicht die Grazer beleidigen und weiss, dass das allererste anerkannte  Fussballspiel in Österreich in Graz war, leider ist die Stadt nicht die Hauptstadt der Donaumonarchie gewesen und damit gegenüber Wien ins Hintertreffen geraten. Wien ist und war das Zentrum Österreichs und von daher war es nur natürlich dass sich hier der Fussball am professionellsten entwickeln konnte. Und damit auch die Wiener Kultklubs. Das sind natürlich die drei Bundeslegisten Austria, Rapid und Vienna (in alphabetischer Reihenfolge) und der Wiener Sportklub. Danach kann man noch einigen unterklassigen Vereinen dieses Prädikat zuordnen. Ich rechne da natürlich den Floridsdorfer AC, österr. Meister 1918 dazu, ferner den Simmeringer SC, den Rennweger SC, den Favoritner AC, den FC Stadlau, SR Donaufeld und auch die Ostbahn XI. Im Nordwesten dann noch den Nussdorfer AC und die Fortuna 05. Das war es aber schon für mich. Leider ist diese, meine Meinung eine Einzelmeinung. Glaubt man den „Hallihallo“ Zeitungen dann gibt es jetzt einen neuen, kultigen Traditionsverein, nämlich die Wiener Viktoria. Über die Geschichte dieses Vereines habe ich ja schon geschrieben, daher hier keine weiteren Auslassungen dazu. Ich will da lieber über das überstrapazierte Wort „Klultklub“ schreiben, mit dessen Manterl sich die Meidlinger schmücken. In Meidling gab es nur einen Kultklub und zwar Wacker Wien. Einer der Pioniervereine des Wiener und damit österreichischen Fussballs. Danach kam hier lange nichts mehr. Erstens weil es in Meidling nicht allzu viele Sportplätze gab (der heutige Viktoriaplatz ist erst weit nach dem zweiten Weltkrieg entstanden) zweitens weil die Wacker einfach alle Leute im Bezirk anzog.

Nun ist die Viktoria seit etwa eineinhalb Jahren erfolgreich, grosse Namen und erhebliche finanzielle Mittel ermöglichen das. Da sind einerseits fast 400 Kinder (wenn man dem „Ballesterer“ glauben darf) die wohl für fast 120.000 Euro Einnahmen sorgen (dazu noch die Kantineneinnahmen) und andererseits die Person von Roman Gregory der da sicher einiges hineinbuttert. Und Herr Anton Polster himself, der die Show- und Presseeinlagen liefert. Das da noch ein Herr Keglevits im Hintergrund ist geht schon fast wieder unter. Gut, mit Herrn Polster ist etwas Farbe in den grauen medialen Stadtligaalltag gekommen, ob das auf lange Sicht gut ist muss abgewartet werden. Genauso abgewartet muss werden, ob die grosse Anzahl an Nachwuchsspielern, welch sich auf einem kleinen Hauptfeld und einer „Handballwiese“ tummeln dem Verein nicht irgendwann mal auf den Schädel fallen, da eine richtige handwerkliche Ausbildung so kaum gegeben ist. Riecht alles ein wenig nach Abzocke. Aber gut, ist ja das gute Recht des Vereines, auf seine Finanzen zu schauen. Die Eltern wiederum müssen sich um das Wohl ihrer Kinder kümmern. Punkt. Aus.

Interessant wird es wenn man jetzt die Aktivitäten der Vik anguckt. Zum Beispiel das Spiel gegen den FC Sankt Pauli, welches 5.000 Leute zum Preis von 28 Euro pro Karte anguckten.
Ergibt Einnahmen von 140.000 Euro. Dazu die Gastro und alles was rund um das Spiel an Fanartikeln verkauft wurde minus die Grundausgaben wie Miete oder Gage für die Spieler und Bands. Bleibt sicher ein fettes Plus von 100 – 150.000 Euro. Ergibt für das heurige Spieljahr ein Budget von rund 300.000 Euro ohne Sponsoring und damit mehr als jeder andere Stadtligaverein aufbringt. „Kult“ ? Oder doch eher RED BULL mässiges Abzocken ? Muss jeder für sich entscheiden. Auch das Cupspiel gegen den SV Ried auf dem Sportclubplatz wird für 20/15 EURO pro Person veranschlagt, womit wieder ein fettes Plus in die Kriegskassa des Vereines gespült wird. Gutes Marketing auf der Dummheit der Leute aufbauend denen man tatsächlich jeden Scheiss verkaufen kann wenn man das richte Konzept hat. „Kult“ ?


Ich meine, Didi Mateschitz und sein RED BULL Konzern haben ja auch mit teilweise genialen Ideen (Wink mal Felix) haufenweise Cash gemacht und einen Weltkonzern mit einem Marketingschmäh aufgebaut. Insoferne ist der Weg der Viktoria genauso zu bewundern wie jener vom kleinen Didi aus Salzburg City. Ich glaube halt das die Viktoria schneller schmähstad sein wird als der Didi. Und dann werden wir sehen ob sich das Wort von wegen Kultklub bewahrheitet und wo die echten Fans und Freunde des Vereines zuhause sind. Ich befürchte es werden genauso viele sein wie vorher – nämlich so gut wie niemand. Aber auch das müssen die Verantwortlichen selber wissen. Inklusive aller die da mitmachen und den Verein tragen. „Kult“ ?