Ungarn: Rechtsextremisten marschieren gegen Roma auf
Mehr als 1.000 Rechtsextremisten sind gestern Abend in der ostungarischen Stadt Miskolc gegen die Roma-Bevölkerung in der Plattenbausiedlung Avas aufmarschiert. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte die rechtsradikale Parlamentspartei Jobbik.
Unter den Teilnehmern waren auch uniformierte Mitglieder der verbotenen paramilitärischen Ungarischen Garde. Der Jobbik-Vorsitzende Gabor Vona sagte in seiner Ansprache unter Anspielung auf die allgemein höhere Geburtenrate unter Roma: „Wer nicht arbeitet, soll nicht Kinder in die Welt setzen.“
Siedlung für Roma geöffnet
Mehrere tausend Polizisten sicherten die Plattenbausiedlung, während die Rechtsextremisten mit Fackeln durchzogen, wie das Internetportal index berichtete. Vor mehreren Jahren hatten Roma aus umliegenden ärmlichen Dörfern im Rahmen eines umstrittenen staatlichen Wohlfahrtsprojekts in der Avas-Siedlung günstig Wohnungen erwerben können.
Die meisten von ihnen fanden jedoch in der von der Abwanderung der Industrien in Mitleidenschaft gezogenen Großstadt Miskolc keine Arbeit. Vor dem Aufmarsch der Rechtsradikalen hatten mehrere hundert Roma gegen den Rassismus und gegen die Diskriminierung der Roma in Ungarn demonstriert.
AVASI Lakotelep
Die Siedlung kurz nach der Fertigstellung
Inneneinrichtung einer Wohnung die zum Verkauf bzw. zur Miete angeboten wird.
Hier noch ein alter Artikel aus dem Jänner 2012 über den Vorsitzenden der Ungarischen Sozialistischen Partei, Ferenc Gyurcsany:
Multimillionär Ferenc Gyurcsány zieht in den Plattenbau…
25. Januar 2012 von hungarianvoice
Diese Meldung ist kein Scherz.
Ferenc Gyurcsány, laut Jubilanten aus Übersee der “Tony Blair Ungarns”, seines Zeichens Ex-Ministerpräsident und auf Platz 50 der reichsten Ungarn, Miteigentümer einer während der stalinistischen Rákosi-Ära enteigneten und dem hochrangigen Parteifunktionär Antall Apró (dem Großvater von Gyurcsánys Ehefrau Klára Dobrev) zugewiesenen Villa in den schönen Hügeln von Buda, Eigentümer eines Landhauses nahe des Plattensees…zieht für ein paar Tage in einen Miskolcer Plattenbau.
Presseberichten zufolge haben Gyurcsány und die Führungselite seiner neuen Partei “Demokratische Koalition” (DK) die Koffer gepackt und sind zu Gastfamilien in die Plattenbausiedlung Avas in Misklolc (Avasi Lakótelep) gezogen. Gyurcsány und seine Mannen (eine Frau ist auch mit von der Partie) wollen, jedenfalls nach ihrer Darstellung, die Realität, die Luft des ungarischen Alltags, spüren. Der sieht für viele Menschen so aus:
Der als Ministerpräsident “glücklose” (Zitat Gregor Mayer) Gyurcsány versucht im Rahmen einer Charmeoffensive der anderen Art den Beweis zu erbringen, dass er “nah am Menschen” ist und – ganz nebenbei – im Sportleibchen (neudeutsch: “Peitsche”) gut aussieht, wenn es die Kamera von ihm verlangt. De jó fej, ez a Feri! (Fotogalerie).
Es ist bestimmt reiner Zufall, dass in der Umgebung des Avas spätestens im Frühjahr “Zwischenwahlen” stattfinden. Denn eine solche, auf Show angelegte, dümmlich-oberflächliche Art des Wahlkampfes wäre ja schließlich Populismus, und Populisten gibt es, wie wir von den willigen Presseattachés der ungarischen Opposition wissen, nur bei Fidesz.
Immer wieder schön zu sehen, wer als potenzieller Heilsbringer in den Startlöchern steht. Man stelle sich vor, der SPD-Aspirant für die Kanzlerkandidatur, Peer Steinbrück würde nach Marzahn ziehen. Man würde ihm den Vogel zeigen.