Samstag, 28. Juli 2012

Serbiens Geheimoperationen


Geheimbund „Schwarze Hand“


Serbische Nationalisten unter der Führung von Oberst Dragutin Dimitijevic, auch bekannt unter seinem Kriegsnamen „Apis“ gründeten 1903 diese Organisation. Der eigentliche Name „Einheit oder Tod“ wurde aber bald in „Schwarze Hand“ umgedeutet und unter letzterem in der Öffentlichkeit bekannt. Ziel war die Ausweitung des serbischen Einflusses auf alle Völker am Balkan. Damit gerieten sie in direktem Konflikt mit der Habsburgermonarchie, die ja über Slowenien und Kroatien herrschten sowie das Protektorat über Bosnien hatten. Erstes Ziel der Organisation war der damalige serbische König Alexander Obrenovic und dessen Gemahlin, die am 11. Juni 1903 (nach gregorianischem Kalender) von Mitgliedern der „Schwarzen Hand“ erschossen wurden, weil sie zu österreichfreundlich waren. Die „Crna Ruka“ machte damit erstmals auf sich aufmerksam, da mit dem Tode Alexanders das Herrscherhaus der Obrenovics ausgestorben war. Die Obrenovics waren es allerdings, die Serbien in die Unabhängigkeit führten, seit Fürst Mihail im Jahre 1867 die letzten osmanischen Truppen aus Belgrad vertrieb.

Serbien war ja auf dem Berliner Kongress am 13. Juli 1878 in die formale Unabhängigkeit entlassen worden, nachdem es zuvor schon ein selbstverwaltetes Gebiet war. Im Zuge der Türken- und Balkankriege war das Osmanische Reich Schritt für Schritt aus Europa vertrieben worden, die eroberten Gebiete wurden entweder unter den Grossmächten aufgeteilt oder souverän. Neben Serbien wurden auch Griechenland, Bulgarien und Rumänien unabhängig.

Damit war der Machthunger Serbiens entflammt und am 13. November 1885 erklärte König Milan den Bulgaren den Krieg, wurde aber mit seinen Truppen von der noch jungen bulgarischen Armee geschlagen – das Eingreifen Österreich-Ungarns verhinderte die Besetzung Serbiens. Es folgte der Frieden von Bukarest am 3. März 1886. Die Expansionsbestrebungen Serbiens sollten für die nächsten 25 Jahre beendet sein. Erst der Balkankrieg von 1912/13, in dem Montenegro die Hohe Pforte angriff bot den Serben wieder Gelegenheit zum Krieg: gedeckt durch Russland, das in den letzten Jahren die Schirmherrschaft über alle orthodoxen Serben übernommen hatte nahmen sie an diesem Krieg teil und konnten einige territoriale Gewinne erzielen. Der nächste Schritt war dann das von Österreich-Ungarn verwaltete Bosnien.

Junge serbische Nationalisten wurden angeworben um Attentate in Bosnien-Herzegowina zu verüben und die dort lebenden Serben zum Aufstand gegen die Habsburgermonarchie zu bewegen. Am 28. Juni 1914, dem „Sankt Vidovans Tag“ (Tag der Niederlage am Kosovopolje 1389) bot sich dann DIE Gelegenheit: Der Thronfolger Franz Ferdinand von Habsburg-Este und seine Gemahlin Sophie Chotek besuchten die bosnische Hauptstadt Sarajevo im Zuge von Manövern. Franz Ferdinand war ein Verfechter des diplomatischen Ausgleiches mit den Völkern der Donaumonarchie und eigentlich kein echter Gegner Serbiens, als Thronfolger allerdings ein Ziel erster Klasse. Bereits 1910 versuchte der Student Bogdan Zerajic den Verwalter Bosniens, Marjan Freiherr von Varesanin  mit 5 Revolverschüssen zu töten, erreichte das Ziel jedoch nicht. Der Attentäter erschoss sich schliesslich mit der letzten Kugel selber. Dies war ein Ansporn für Gavrilo Princip und seine Freunde es besser zu machen. Gemeinsam mit Nedjelko Gabrinovic und Trifun Grabez entschlossen sie sich zum Attentat auf Franz Ferdinand. Dieses soll genau zum 525. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) erfolgen.  Unterstützung bekamen sie von Milan Ciganovic, einem Geheimdienstoffizier aus Serbien sowie Vojin Tankosic einem Aktivisten der Schwarzen Hand, der sie mit Waffen – 4 Pistolen und 6 Bomben - und Papieren versorgte. Dies nahmen die österreichisch-ungarischen Behörden dann zum Anlass, Serbien direkt der Beteiligung an dem Attentat zu verdächtigen, obwohl die Herkunft der Waffen nie restlos geklärt werden konnte. Man schmuggelte mit Hilfe bosnischer Serben die Waffen über die Grenze und reiste einen Monat vorher an. Federführend in Sarajevo war Danilo Ilic, ein Lehrer. Ihm unterstand die Terrorzelle und er hielt auch Kontakt zu Belgrad. Kurz vor dem geplanten Attentat kam die Order aus Belgrad, den Anschlag nicht durchzuführen, da ernste Konsequenzen im Falle des Gelingens befürchtet wurden. Princip und seine Freunde machten trotzdem ernst – der Anlass für den 1. Weltkrieg war gegeben. Er sollte über 4 Jahre dauern und an seinem Ende einen Staat der Südslawen (SHS Staat), später das Königreich Jugoslawien sehen.

Seinen Traum sah Oberst Dimitrijevic nicht mehr verwirklicht. Ein Militärtribunal verurteilte ihn und seine zwei Freunde Ljuba Vulovic und Rade Malobabic zum Tode und sie wurden am 26. Juni 1917 erschossen. Auch der Attentäter von Sarajevo erlebte das Kriegsende nicht mehr: Gavrilo Princip (dem aufgrund seines jugendlichen Alters, 1914 war er erst 18, die Volljährigkeit in Österreich-Ungarn bei 21 Jahren die Todesstrafe erspart blieb) starb am 18. April 1918 in der Haft in Theresienstadt an Tuberkulose.